Ein Teller Bratkartoffeln mit DLA-Piper-Anwalt Ludger Giesberts: Über das, was die Kölner am besten können – feiern

Dass ich einen Orden zu einem Business-Lunch mitgebracht bekomme, ist eine Premiere. Dass es dann ein Karnevalsorden ist, freut mich besonders, so als Rheinländerin. Ludger Giesberts, Anwalt bei der Kanzlei DLA Piper, überraschte mich mit dem Damenorden seines Karnevalsvereins, der Kölner EhrenGarde. Karnevalisten bewahren ihre Orden in Schatullen auf, lerne ich. Oder dass es besonders auf den Damensitzungen hoch her geht, mehr als bei den Herrensitzungen. Dass die 140 Karnevalsvereine interessante Namen wie Rote Funken, Nippeser Bürgerwehr, De Stippeföttcher, Fidele Holzwürmer, Treue Husaren, Fidele Sandhasen oder Tollität Luftflotte tragen. Und überhaupt erfahre ich beim Lunch mit Giesberts viel über die fünfte Jahreszeit.

 

Während der anderen vier Jahreszeiten berät der Jurist Adressen wie die Flughäfen von Köln oder Düsseldorf, BASF oder Porsche als Experte für Umweltrecht, Produktsicherheit und Außenwirtschaftsrecht. Doch auch Mandanten lädt seine Kanzlei zu Karnevalsveranstaltungen zum Schunkeln und Mitsingen ein.

 

 

Um in der EhrenGarde Mitglied zu werden, braucht man erst mal zwei Paten, erzählt er. Inzwischen ist er Chef des Corps à suite, die Abteilung der EhrenGarde in der die meisten Freiberufler, Unternehmer, Vorstände oder Geschäftsführer seien, meist so ab 40 Jahren aufwärts. Ob es in Wirklichkeit auch um Business-Interessen geht? Nein, für ihn nicht, sagt Giesberts. Er wolle einfach nur feiern. Tatsächlich haben die Kölner ja generell den Ruf, dass Feiern das ist, was sie am besten können. Immer wenn ich bei der Stunksitzung im E-Werk oder – wie kürzlich bei einer Damensitzung im Gürzenich bin, freue ich mich genau darüber.

 

Ihn selbst lotsten ein Mandant und ein Studienfreund in die EhrenGarde. Viel Überredungskunst hat es da nicht bedurft, wo Giesberts doch am Niederrhein, in Straelen, mit Karneval schon vom Kindergarten an groß geworden ist. Seine Lieblingsverkleidung war das Piratenkostüm, in dem er und seine Frau vor einigen Jahren im Partnerlook antraten.

 

Den Auftakt für die tollen Tage an Altweiberfastnacht – dem Donnerstag vor Rosenmontag um 11.11 Uhr, wird der Jurist auch in diesem Jahr wie immer erst im Büro von DLA Piper feiern – mit Kölschem Buffet, mit Bier, Halvem Hahn und Röggelchen. Doch das ist gar kein Hahn, sondern ein dunkles Doppelbrötchen mit Käse und Gurke. Nachmittags dann stürzen sich die meisten in den Straßenkarneval, am liebsten ins Belgische Viertel mit seinen Studentenkneipen – die Altstadt und die Zülpicher Straße seien eher Touri-Hot-Spots.

 

 

Giesberts zieht dann weiter zum Standort der EhrenGarde in die Flora, die schicke Location im Botanischen Garten. Der Ruf eilt der EhrenGarde nämlich voraus, sie seien die Vornehmeren. Sie seien diejenigen, die im Rosenmontagszug ausschließlich auf einem Pferd geritten kommen oder einem Wagen fahren. So kündigte auch TV-Moderator Guido Cantz vor zehn Jahren die grün-gelbe Truppe an, die dann so gar nicht vornehm um die Ecke bog. Ein lustiger Anblick wars, findet Giesberts noch heute. Ein No-go und unangemessen für die EhrenGarde. Sie alle liefen in ihren Uniformen zu Fuß hinter einem Bagage-Wagen her. Weil ihr nagelneuer Karnevalswagen einen Achsbruch hatte noch bevor es richtig losging, mussten sie alle die kiloweise Kamellen und Strüßchen eilends umpacken. Bei dem Bagage-Wagen hatten sie das Glück, dass die Blauen Funken ihnen den ausleihen konnten.

 

Damenorden der Ehrengarde (Foto: C.Tödtmann)

 

Ob Giesberts nicht auch schon in Versuchung war, den Karnevalsprinz zu geben? Das war nie eine Option, sagt er. Dafür habe er mit drei Kindern zu wenig Zeit und seine Mandanten hätten dafür wohl auch kein Verständnis. Denn das Dreigestirn – mit Prinz, Bauer und Jungfrau ist das Aushängeschild des Kölner Karnevals – wohnt ab 3. Januar bis Aschermittwoch in ihrer Hofburg, im Dorint Hotel am Heumarkt. Getrennt von ihren Familien.

 

Die Drei und viele, viele Karnevalisten kann der Kölner direkt von seinem Bürofenster aus sehen, wenn sie in ihren Verkleidungen in den Gürzenich vis-à-vis gehen – den Bau aus dem 15.Jahrhundert, wo so viele traditionelle Veranstaltungen der Jecken zwischen dem 11.11. und Aschermittwoch stattfinden. Bis Aschermittwoch dürfen die drei Männer nur von Sonntag auf Montag zu ihren Familien. Warum? Weil sie 400 bis 500 Auftritte in der Zeit nicht nur bei allen möglichen Karnevalsveranstaltungen all der anderen Vereine, sondern auch in  Seniorenheimen oder Kitas absolvieren müssen, erzählt Giesberts. Da darf nichts dazwischenkommen. Und anstrengend ist es sowieso.

 

 

Das Kölner Dreigestirn ist übrigens reine Männersache, Hinter Bauer, Prinz und Jungfrau stecken immer Männer. Anders als in der Nachbarstadt Düsseldorf, wo Prinz und Venetia zwar das Prinzenpaar sind, aber: Die Frau ist nie die eigene Ehefrau.

 

Aber Karnevalsprinz zu sein ist eine Geldfrage, es ist es teuer, überall muss man Bier spendieren, Wurfmaterial kaufen undundund. Ein Karnevalsprinz einer Schlafstadt vor Düsseldorfs Toren erzählte mir mal, dass jeder Karnevalsprinz entweder geschieden werde, seinen Führerschein verlöre oder sein Unternehmen pleite gehe. Giesbert stimmt zu, leider sei da etwas Wahres dran. Ihm gefällt da seine Rolle als Chef des Corps à suite besser, das zu den Unterstützern der Ehrengarde und des Aktiven Corps zählt. Aber by the way: der Bauunternehmer, der mir von der Faustregel erzählte ging tatsächlich danach pleite. Eine Anschlussinsolvenz, weil sei Hauptauftraggeber Insolvenz anmeldete. Bitter.

 

 

Lesetipps:

Fragebogen „Nahaufnahme“ mit Bäro-Chefin Sandra von Möller, die im Karneval immer als Pirat loszieht | Management-Blog (wiwo.de)

Business Behave: Mehr Respekt vor der Tradition, bitte. Auch dem Karneval. Gastbeitrag Etikette-Profi Gabriele Schlegel | Management-Blog (wiwo.de)

 

 

 

 

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