Deutschland ist und bleibt ein guter Standort für Familienunternehmen, sagt Peter Englisch. Der Experte für Familienunternehmen ist Managementberater für und Partner beim Beratungsunternehmen PwC. Eine Gegenrede.

Peter Englisch (Foto: PR/PWC)
Nun ist es wieder passiert: Die Stiftung Familienunternehmen liefert den neuen Länderindex Familienunternehmen und der Standort Deutschland kommt ganz schlecht weg. Wieder mal.
Zu recht? Ich sage: Nein. Diese Analyse springt zu kurz und vor allem sprechen die Fakten eine andere Sprache.
Tatsächlich ist der Standort Deutschland bisher und heute immer noch ein sehr guter Standort für private Unternehmen und Familienunternehmen.
Das belegen insbesondere diese Zahlen:
- Nach den USA (161 Familienunternehmen im Index) ist Deutschland auf Rang zwei (103 Familienunternehmen) im Index der 750 größten Familienunternehmen vertreten (https://www.famcap.com/the-worlds-750-biggest-family-businesses/).
- Das sind mehr Familienunternehmen als die – nach den USA – laut Analyse der Stiftung Familienunternehmen die angeblichen Top-Ten-Länder zusammen. Also Kanada, Schweden, Schweiz, Dänemark, Irland, UK, Finnland, Niederlande und Polen zusammen.
- Geht es um das Umsatzwachstum und die Schaffung von Arbeitsplätzen, liegen die deutschen Familienunternehmen seit vier Jahren sogar vor den USA. Zum Vergleich: Das Umsatzwachstum der Top-Familienunternehmen in den USA beträgt plus vier Prozent gegenüber Deutschland mit plus elf Prozent. Bei den Beschäftigten sank die Zahl in den USA um ein Prozent – und in Deutschland Stieg die Zahl um elf Prozent.
- Bei Europäischen Family Offices, also den Anlagegesellschaften der großen Familienunternehmen, ist Deutschland nach Großbritannien der beliebteste Markt für Direktinvestitionen und liegt damit noch vor Frankreich, USA und Schweden. (Quelle: PwC und Family Capital, European Family Office Deals Survey 2022)
Die Zahlen sprechen also eine eindeutige Sprache. Deutschland ist ein attraktives Land für Familienunternehmen und wird es auch auf längere Sicht bleiben.
Warum das so ist
Die Attraktivität eines Landes für Unternehmen zeichnet sich nicht allein durch direkte Kostenfaktoren wie die Steuerbelastung oder Arbeitskosten aus. Vielmehr zählen weitere Faktoren wie Resilienz (innere Stärke), Wirtschaftskraft und Unternehmenslandschaft, Ausbildungssystem, Rechtssicherheit, Gründer- und Start-Up-Landschaft sowie Gesundheitswesen und Infrastruktur eine Rolle ebenso wie hohe Lebensqualität.
In dem von PwC seit 2021 veröffentlichten European Private Business Attraktiveres Index (https://www.pwc.com/gx/en/services/entrepreneurial-private-business/emea-private-business.html) rangiert Deutschland auf Rang vier. Nach der Schweiz, Großbritannien und Schweden.
Dieser, von einem in UK ansässigen, unabhängigen Marktforschungsinstitut erstellte Index, umfasst dabei 51 Bewertungskriterien in acht Kategorien, die allesamt durch unabhängige externe Datenquellen belegt sind. Die Stärke des Standorts Deutschlands liegt in der Ausgewogenheit und richtigen Balance dieser Faktoren, nicht im Wettbewerb der günstigsten Steuersätze oder niedrigsten Lohnkosten.
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