Freundschaftsregeln im Umgang mit Amerikanern
„US-Serien verleiten uns dazu, zu glauben, dass wir die Amerikaner gut kennen und wissen, wie sie ticken. Doch oft – oder gerade deshalb – gibt es Überraschungen und man stößt auf kulturelle Unterschiede, wo man keine erwartet hat. Dies gilt vor allem für den Freundschaftsbegriff und die damit verknüpften Erwartungen“ sagt Judith Geiß von Bridge Consulting. Hier ihre sechs Punkte zur Überwindung der interkulturellen Misverständnisse.

(Foto: C.Tötmann)
„Honey“ ist einfach nur nett
Auf Deutsche mögen manche Amerikaner distanzlos erscheinen. So kann es in Amerika durchaus vorkommen, dass die Kassiererin im Supermarkt oder der Kellner im Restaurant Sie auf einmal mit „Honey“ anspricht. Diese vermeintliche Vertraulichkeit sollten Sie nicht überbewerten, vor allem in den Südstaaten ist diese Anrede gang und gäbe. Und sie ist einfach nur freundlich gemeint, aber keinesfalls als Anmache gedacht.
Sofort mit Vornamen, bitte
Ebenso normal ist es, gleich jeden mit Vornamen anzusprechen, zum Beispiel „Hello, Jim“ anstatt „Hello, Mr. Smith“. Jim Smith könnte sogar beleidigt oder zumindest überrascht reagieren, wenn er plötzlich mit „Mr. Smith“ angesprochen wird. Was für uns Deutsche nur höflich ist, wirkt auf einen Amerikaner sehr gestelzt und viel zu formell.
Friend und Buddy geht ganz schnell
„My friend (or buddy)…“ wird in Amerika sehr schnell gesagt, auch wenn man sich nur flüchtig kennt. Der Begriff „Freunde“ deckt für Amerikaner ein sehr viel breiteres Spektrum an Freunden, Bekannten und flüchtigen Bekanntschaften ab als der deutsche Begriff. Bestes Beispiel: Der von Deutschen oft belächelte Begriff “facebook friends”. Diese Bekanntschaften sind für uns nicht alle gleich „Freunde“. Im Deutschen geht der Begriff „Freunde“ tiefer und bezeichnet eine gute langjährige Freundschaft.

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Einladungen, die nie kommen
„Nice to meet you! Why don’t you come over to my house sometime?“. Vorsicht, auch dieser Satz ist eher eine Floskel, den Sie nicht ernst nehmen sollten. Warten Sie nicht auf eine Einladung, die dann nie kommt. Amerikaner sind tatsächlich viel lieber spontan. Verabreden Sie sich nicht lange vorher, sondern rufen kurz an und fragen, ob man sich nicht nachher treffen will. Oft klappen spontane Treffen am besten.
„Best friend“ – aber tatsächlich wird man ausgenutzt
So schnell kann es gehen: nach einer kurzen Bekanntschaft werden Sie zum „best friend“ deklariert. Doch denken Sie daran, was oben erwähnt wurde. Der Begriff „Freundschaft“ ist sehr dehnbar und wenn Sie Pech haben, wird er ausgenutzt. Denn wenn Sie jemandes bester Freund sind, dann können Sie doch sicher… in manchen Situationen ein Auge zudrücken / schnell eine zusätzliche Aufgabe erledigen / den Löwenanteil am Projekt übernehmen…
Erst zugänglich, dann schwer zu knacken
Seien Sie nicht traurig, wenn Sie nach einer Weile nichts mehr von ihren amerikanischen Freunden hören. Auch wenn die Freundschaft kurzzeitig intensiv war, ist die Devise oft: „aus den Augen, aus dem Sinn“ – und der enge Kontakt ist vorbei. Generell werden Freundschaften schnell geschlossen, halten aber nicht, wenn man nicht mehr zusammenarbeitet oder die US-Freunde in die USA zurückkehren. Amerikaner werden dabei oft mit Pfirsichen verglichen, Deutsche mit Kokosnüssen. Amerikaner sind zugänglich, doch dann stößt man auf einen harten Kern und es ist schwierig, weiter zu ihnen durch zu dringen. Deutsche dagegen haben eine harte Schale und schotten sich erst einmal ab. Ist die Schale geknackt, ist es einfach, eine tiefere Freundschaft zu schließen.
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