Fragebogen „Nahaufnahme“ mit Corel-CEO Christa Quarles, die sich als Nachteule bezeichnet

Den Fragebogen „Nahaufnahme“ beantwortet Christa Quarles, CEO des kanadischen Softwarekonzerns Corel in Ottawa.

 

Christa Quarles (Foto: PR/Corel)

 

Womit beginnt Ihr Tag?

Seit ich durch Covid viel im Homeoffice arbeite, verschwimmt Arbeit und Freizeit immer mehr. Aber ein typischer Samstag startet meist mit Yoga am frühen Morgen und einem Spaziergang mit meinem Hund. Danach fahre ich meine beiden Jungs zu ihren Sportveranstaltungen und Trainings. Ich bin eher eine Nachteule, deshalb gehe ich es am Wochenende eher gemütlich an und gehöre nicht zu denjenigen, die um fünf Uhr morgens aufstehen.

 

Was unterscheidet Sie von anderen im Auftreten?

Erstens: Ich bin eine Frau. Leider sind immer noch sehr wenige CEOs großer Unternehmen Frauen – deshalb ist das immer noch eine Besonderheit. Zweitens bin ich ein großer Anhänger davon, Meetings in der Arbeit weniger ernst zu gestalten und mehr Freude und Kreativität reinzubringen. Es ist also schon vorgekommen, dass dabei getanzt und Karaoke gesungen wurde. Einer meiner Leitsprüche lautet: „Freude und Lachen gehören dazu“ – das fördert Kreativität und Innovation. Deshalb gehört Lebensfreude für mich als ein wesentlicher Bestandteil zum Unternehmen.

Auf der anderen Seite glaube ich auch daran, dass es wichtig ist, Raum für Verletzlichkeit zu schaffen. Wenn diese geteilt und diskutiert werden kann, stärkt das uns alle.

 

 … und was würden Ihre Mitarbeiter dazu sagen?

Ich glaube, sie schätzen den familiären Umgangston mit mir, der uns auch auf der emotionalen Ebene verbindet und über die rein transaktionale Beziehung bei der Arbeit hinausgeht. Das inspiriert sie hoffentlich und motiviert sie.

 

Tee oder Kaffee?

Auf jeden Fall Kaffee. Am liebsten Bulletproof Coffee. Das ist Filterkaffe, der mit je einem Esslöffel Butter und Kokos- oder MCT-Öl vermischt wird. Damit bleib ich lange wach und konzentriert und starte voller Elan in den Arbeitstag.

 

Ihr Spitzname ist …?

Cricket, er ist aus Kindertagen. Heute nennt mich das Team meist CQ. Ich fühle mich dann manchmal wie ein Geheimagent beim MI6.

 

Verraten Sie uns eine private Macke.

Ich bin ein totaler Hundenarr. Mein Chocolate Australian Labradoodle ist ein gleichwertiger Teil unserer Familie. Ich würde ihn sogar als mein Kind auf vier Pfoten bezeichnen. Ich verwöhne ihn zu sehr und mancher würde sogar behaupten, er bekommt mehr Streicheleinheiten als meine Kinder. Das stimmt aber nicht. Doch bringt er mir als einziger die Zeitung, wenn ich ihm das auftrage.

 

 

 

Was bringt Sie in Harnisch?

Mich bringt so schnell nichts in Rage. Bevor ich impulsiv handele, versuche ich erstmal durchzuatmen und mich zu beruhigen, bevor die Wutemotionen zuschlagen. Unehrlichkeit ist jedoch ein Problem für mich. Keine noch so hässliche Wahrheit erschreckt mich. Es sind nur Informationen, um Entscheidungen zu treffen, und Falschinformationen verschleiern die Tatsachen, auf denen gerade Führungspersonen ihre Vorgaben und Investitionen festlegen müssen.

 

…und was bringt andere an Ihnen in Harnisch?

Wut ist eine so starke Emotion. Ich hoffe, immer offen und ehrlich mit meinen Mitarbeitern sprechen zu können. Ich versuche, ihnen einen Raum für radikale Offenheit zu geben, damit mein Team mir einfach die Wahrheit sagen kann und es gar nicht zu Ärgernissen und Frust im Team kommt. Eine Sache, die sie jedoch stören könnte, ist, dass ich sehr schnell arbeite. Manchmal führt das dazu, dass ich immer den kürzesten Weg gehe und sie etwas überrumpele.

 

Was würden Sie gerne tun, wenn Sie in den Ruhestand gehen?

Den ein oder anderen Platz in Unternehmensvorständen kann ich mir gut vorstellen. Ich liebe die Arbeit, aber auch den Abstand, den die Arbeit im Verhältnis zum Alltag bietet. Deswegen wird mich die Arbeit für Unternehmen sicher auch nach der Pension noch weiter beschäftigen. Ich brauche das einfach. Ich kann dann auch meine Zeit mehr für eine ehrenamtliche Tätigkeit einsetzen. Der Kampf gegen Kinderarmut und Hungersnot gerade im Kindesalter liegen mir sehr am Herzen. Und: Wenn ich nicht in der Vorstandsetage sitze oder mich für ehrenamtliche Tätigkeiten einsetze, hoffe ich, die Welt zu bereisen. Ich könnte den ganzen Winter Ski fahren und in den Sommermonaten wandern. Meine beiden Jungs kommen auch nicht zu kurz, auch wenn sie mit jedem Jahr älter werden. Seine Mutterrolle wird man nie los, selbst im hohen Alter nicht.

 

Was schätzen Sie an anderen Menschen am meisten?

Ich liebe es, wenn andere Menschen mich begeistern. Oft liegt es an ihrer positiven Einstellung und der Leidenschaft, die sie für bestimmte Themen oder Tätigkeiten aufbringen. Diese Energie überträgt sich auch mich. Ich wünsche mir diese extreme, mitunter leicht kindliche Neugierde für immer beizubehalten. Schon Alice konnte im Wunderland in den Kaninchenbau hinabsteigen und unmögliche Dinge tun, nur weil sie daran glaubte. Lassen Sie uns herausfinden, warum und wie Bäume miteinander sprechen können, wie Zivilisationen sich als erfolgreich entwickeln oder scheitern, oder wie die Amygdala funktioniert (Anm.der Red.: paariges Kerngebiet des Gehirns). Hauptsache wir bleiben neugierig auf uns und die Welt, die uns umgibt.

 

Ohne welche drei Dinge könnten Sie niemals leben?

Ohne Audible und meine Yogamatte könnte ich nicht überleben. Beide helfen mir von meinem Arbeitsalltag abzuschalten, runterzukommen und entführen mich in fremde Welten – literarisch gesehen. Mit einem guten Tequila feiere ich den Alltag. Das klingt nach einer Reise nach Mexiko – vielleicht sollte ich das auf meiner Reiseliste neben Skifahren und Wandern noch ergänzen.

 

Wenn Sie einen Tag lang den Job von jemand anderem übernehmen könnten – welcher wäre es?

Ich wäre gerne eine Mischung aus Oprah Winfrey, Katie Couric und Dax Shepherd. Ich liebe es, mich mit Menschen auszutauschen, ihre Sichtweisen und Enthusiasmus zu erleben. Da wäre es nicht schlecht, jobbedingt die interessantesten und einflussreichsten Menschen der Welt interviewen zu können. Vor allem, wenn sie direkt zu mir kommen. Ich finde, es ist eine lustige Art und Weise zu lernen und seinen eigenen Horizont zu erweitern

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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