Den Fragebogen „Nahaufnahme“ beantwortet Willms Buhse, Internet-Pionier und Gründer von DoubleYuu, einer Transformationsberatung mit Kunden wie Bosch, Daimler, Allianz oder Otto.

Willms Buhse (Foto: DoubleYuu)
Erklären Sie in einem Satz, was Ihr Unternehmen tut.
Wir beraten und begleiten Großunternehmen und Mittelständler bei ihrer digitalen Transformation, zum Beispiel bei der Einführung agiler Arbeitskulturen mit dem Managementsystem OKR, beim Aufbau disruptiver Innovations- und Geschäftsmodelle oder Führungskräfteentwicklung.
Womit beginnt Ihr Tag?
Gegen 6:30 Uhr beginnen wir als Familie: mit einer Tasse Kaffee, meiner Frau und unseren zwei Kindern in unserem Ehebett. Jeder erzählt, was bei ihm so ansteht. Unser gemeinsamer Start in den Tag ist ein beinahe heiliges Familienritual.
Was unterscheidet Sie von anderen im Auftreten und im Behave im Job?
Gespräche führe ich gerne beim Spazierengehen oder an inspirierenden Orten, früher schon mal auf dem Fischmarkt in Tokio oder auf der Akropolis. Ich lade meine Mitarbeiter gerne ein – zum Workshop am Meer, zum Wohnzimmerkonzert bei mir zuhause, bei meinem Lieblingsitaliener „IL Locale“ oder zum virtuellen Negroni-Cocktailabend. Sogar schon mal in Begleitung von süßen Alpakas.
… und was würden Ihre Mitarbeiter darauf antworten?
Dass sie mich eher als inspirierenden Coach oder Trainer eines Top-Teams wahrnehmen denn als Chef. Und dass ich ihnen zu ungeduldig bin, manchmal recht anspruchsvoll und freiheitsliebend.
Tee oder Kaffee?
Ich bin zwar von der Küste, aber trotzdem muss es frisch gemahlener Kaffee in allen Variationen sein.
Ihr Spitzname ist…?
„W“ – englisch doubleyou: der Spitzname stammt noch aus meiner Zeit in der Entertainmentbranche im Silicon Valley. Den Amerikanern fiel der Name Willms nicht ganz leicht, deshalb kürzten sie ihn radikal ab. Daher stammt übrigens auch der Firmenname DoubleYuu – er steht für die Verdoppelung der persönlichen Wirkung des You, also der Wirksamkeit unserer Kunden wie Mitarbeiter beim Liefern Ihrer Ergebnisse.
Verraten Sie eine Marotte.
Mein Sohn und ich spielen intensiv Kickbase gegeneinander: Das ist ein Fußballmanager, bei dem die Spieler auf dem Transfermarkt versuchen, das beste Team zusammenzustellen und live in der Bundesliga Punkte sammeln. Als 15-jähriger habe ich so ein Vorgänger-Spiel mal auf dem Commodore 64 programmiert. Jetzt spiele ich begeistert gegen meinen Sohn. Von 34 Spieltagen habe ich 31 gewonnen und das ist auch gut so. Ich gewinne gerne, sogar gegen meinen Sohn.
Was bringt Sie in Harnisch?
Verlieren. Und Technik, die nicht funktioniert. Deshalb zieht das Thema Smart Home bei uns zuhause nach und nach wieder aus. Sehr nervig finde ich auch die Dudel-Musik in Warteschleifen. Wenn ich schon warten muss, will ich etwas Sinnvolles hören, Wirtschaftsnachrichten etwa.
…und was bringt andere an Ihnen in Harnisch?
Dass ich mich ungern auf Planungen festlege. Für manche habe ich zu viele Ideen. Was zugebenermaßen manchmal die Entscheidungsfindung und auch die Umsetzung erschwert.
Was möchten Sie gerne in Rente machen?
Den sommerlichen Teil meiner Rentenjahre werde ich überwiegend in unserem Haus an der Ostsee verbringen. Im Winter kann es gerne Richtung Sonne, vielleicht nach Südafrika oder Asien, gehen. Oder ich besuche mit meiner Frau die vielen Orte, die ich bereits bei privaten und beruflichen Weltreisen kennenlernen durfte. Und klar: Meine Erfahrung als Berater an Start-ups oder Familienunternehmen zum Beispiel als Beirat weiterzugeben.
Was schätzen Sie an anderen Menschen am meisten?
Loyalität, Ehrlichkeit, Pragmatismus. Meine Assistentin Anja, mit der ich seit der Gründung von DoubleYuu vor zwölf Jahren arbeite, steht genau für diese Werte. Sie sagt mir offen und ehrlich, wenn ich auf dem Holzweg bin und zum Beispiel Mitarbeiter nicht richtig behandele.
Auf welche drei Dinge könnten Sie niemals verzichten?
Handy, als nächstes vielleicht Kaffeemaschine und E-Bike.
Wenn Sie für einen Tag den Job von jemand anderem übernehmen könnten – welcher wäre das?
Ich habe mal in New York eine afroamerikanische Fußballmannschaft in der Cosmopolitan Soccer League trainiert. Am Ende der Saison wurden wir überraschend Zweiter. Damals wurde mir an der Seitenlinie der Job eines Erstligatrainers in Bangladesh angeboten. Das hätte meinem Leben sicher eine weitere radikale Wendung gegeben. Manchmal wüsste ich schon gerne, was dann aus mir geworden wäre.

(Foto: Privat)
„Mein Urur-Opa war Seenotretter auf Norderney – zu einer Zeit als noch durch bei Sturm die Wellen gerudert werden musste – vollkommen ohne Motorisierung“, erzählt Willms Buhse. Und weiter: „Unter Einsatz seines Lebens hat er Menschen in Seenot gerettet. Meine Mission ist ähnlich – nur digitaler und weniger gefährlich. Wir lotsen Unternehmen durch die digitalen Untiefen und erarbeiten mit Ihnen Richtung, bevor sie digitalen Schiffbruch erleiden. Daran erinnert mich dieses Bild.“
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