Der Sieben-Punkte-Schlachtplan nach dem Jobverlust: Wie man am schnellsten eine neue Stelle findet

Im Herbst droht eine Insolvenz- und Kündigungswelle, sagt Carsten Schaefer, Headhunter bei Korn Ferry. Wie betroffene Arbeitnehmer möglichst zügig einen neuen Job finden können. Zum Beispiel mit persönlichen Referenzschreiben, die aussagekräftiger sind als Zeugnisse aus Bausteinen 

 

Carsten Schäfer (Foto: PR/KornFerry)

 

1) Professionell verhalten, Netzwerk ausbauen

Nachdem die Kündigung akzeptiert oder eine Aufhebung vereinbart wurde, dürfen viele Arbeitnehmer die Kündigungsfrist hinaus weiter in ihrem Job tätig sein. Stellen Sie Ihre Emotionen zurück und erledigen Sie Ihre Aufgaben und alle Übergaben professionell. Ihre Vorgesetzten aber vor allem Ihre Kolleginnen und Kollegen werden Ihnen das nie vergessen und Sie mit Glück später noch unterstützen. Nutzen Sie diese Zeit, um ihr Netzwerk auszubauen und einen guten Eindruck zu hinterlassen.

 

2) Erfolge ins Arbeitszeugnis und Referenzen sichen

Viele Arbeitszeugnisse erfüllen nur Mindestanforderungen: Sie beschreiben Aufgabenbereiche und bewerten die Arbeitsleistung wohlwollend. Um Ihr Arbeitszeugnis wertvoller zu machen, setzen Sie sich mit Ihren Vorgesetzten und der Personalabteilung hin und bitten Sie darum, neben den Aufgaben auch Ihre wichtigsten Erfolge hinein zu schreiben. Wählen Sie ihre fünf wichtige Erfolge aus, zum Beispiel: „Erfolgreiche Einführung eines neuen IT-Systems“, „Erreichen von fünf neuen Zielgruppen durch eine innovative Marketing-Kampagne“ oder „Senkung der Einkaufskosten für Metallwaren um fünf Prozent“.

Nützlich: Persönliche Empfehlungsschreiben: zum Beispiel von Kollegen oder hierarchisch über Ihnen angesiedelten Führungskräften, die nicht Ihre direkten Bewerter im Arbeitszeugnis sind. Amerikaner arbeiten mit diesen ‚Letters of Recommendation‘. Eine Seite reicht und vom Referenzgeber unterschrieben.

 

3) Lebenslauf: Erfolge listen, Leute im Netzwerk kontaktieren

Lebensläufe sehen heute oft anders aus als vor einigen Jahren. Die wichtigsten Punkte: Stellen Sie eher Erfolge in den Vordergrund, nicht nur Aufgaben. Verzichten Sie auf zu viele Details, konzentrieren Sie sich auf das Wesentliche – der Lebenslauf sollte maximal drei Seiten umfassen. Passen Sie die Inhalte spezifisch einer möglichen Position, Unternehmung und derjenigen an, bei dem Sie sich bewerben. Versetzen Sie sich in dessen Position: Was muss er von Ihnen wissen, um Interesse an einem Gespräch mit Ihnen zu entwickeln? Und vor allem: Verlassen Sie sich jetzt in der nächsten Phase nicht auf Ihrem Lebenslauf. Er ist ein wichtiger Baustein vor einem Erstgespräch bei einem potenziellen neuen Arbeitgeber. Nicht mehr, nicht weniger. Um aber zu diesem Gespräch zu kommen, ist vor allem Direktvertrieb in eigener Sache wichtig: Rufen Sie an. Nutzen Sie Netzwerke. Treten Sie persönlich in Kontakt.

 

4) Nie über den Ex-Arbeitgeber moppern

Schildern Sie ihre Trennung kurz und präzise –  aber nicht zu Ihrem Nachteil. Viele machen sich darum aber zu wenig Gedanken. Und plötzlich findet man sich in einem Gespräch darin wieder, über alle möglichen Probleme beim vorherigen Arbeitgeber anstatt über die eigene Zukunft zu sprechen. Bewerbungsgespräche sind keine therapeutischen Sitzungen, sondern Türen zu neuem Erfolg. Präzisieren Sie: „Unser Unternehmen hat 20 Prozent Umsatz verloren, das ist öffentlich nachlesbar. Wir hatten ein erfolgreiches Team, von dem allerdings jeder Vierte gehen musste. Die Auswahl hat nach klaren Sozialkriterien stattgefunden. Leider war ich davon betroffen. Jetzt sehe ich diese Situation als Chance, meine Zukunft neu zu gestalten.“ Treten Sie niemals nach, selbst wenn Sie sich danach fühlen. Ihr künftiger Arbeitgeber wird Ihnen dies als Illoyalität auslegen und  höchstwahrscheinlich kein Angebot machen.

 

5) Wer und wo interessante Arbeitgeber sind

Die künftige Lebensphase ist ebenso ein Projekt wie viele, die Sie schon in Ihrer Laufbahn bearbeitet haben. Nur dass Sie jetzt Subjekt und Objekt zugleich sind. Gehen Sie die Jobsuche auch wie ein gut strukturiertes Projekt an. Dazu gehört, dass Sie im Vorfeld genau definieren sollten:

  • Wer sind interessante Arbeitgeber?
  • In welchen Regionen befinden sich die?
  • Welche Positionen interessieren mich?
  • Könnte es diese Positionen in den favorisierten Unternehmen geben?

 

Machen Sie eine Liste – unabhängig von ausgeschriebenen Positionen. Auf die können Sie sich bei Interesse direkt bewerben. Ersteres dagegen sollte Ihre strategische Job-Landkarte werden, die sie künftig bearbeiten werden. Stellen Sie sich die Fragen:

  • Kenne ich jemanden, der in dem Zielunternehmen arbeitet?
  • Kenne ich jemanden, der jemanden kennt, der in dem Zielunternehmen arbeitet?
  • Was ist die beste Möglichkeit, mit einem Zielunternehmen Kontakt aufzunehmen, ohne sich auf eine konkrete Position zu bewerben?
  • Welche Art von Bewerbung könnte das jeweilige Unternehmen besonders schätzen (aber vielleicht viel zu selten erhalten)?

 

6) Die individuelle Hin-zu-Story

Auch wenn die Trennungs-Story wichtig ist. Den größten Teil eines Gesprächs mit einem neuen Arbeitgeber und Menschen, die Ihnen vielleicht helfen können, mit diesem in Kontakt zu treten, sollte die Hin-zu-Story sein. Das ist es, worum es eigentlich geht: Warum dorthin? Warum in diesen Job? Was begeistert Sie? Wie stellen Sie sich den neuen Verantwortungsbereich vor? Was für Ideen haben Sie zu Ihrer Entwicklung in der nahen Zukunft? Gehen Sie diese Fragen nicht erst im Bewerbungsgespräch durch und antworten Sie nicht mit Floskeln. Bereiten Sie diese Story, individuell je Gespräch, intensiv vor – um sie nachher flüssig und glaubwürdig erzählen zu können.

 

7) Bewerben – und bei einem ‚Nein‘ trotzdem wieder nachhaken

Warten Sie nicht ab, dass der Job zu Ihnen kommt. Greifen Sie an, sobald Sie Ihren Plan ausgearbeitet haben. Sie haben nichts zu verlieren. Einzig ein ‚Nein‘ müssen Sie verkraften können.

Oder Sie sehen es als Ausgangspunkt für einen möglichen Dialog. Wie oft haben Sie in der Vergangenheit bei einem ‚Nein‘ folgendermaßen reagiert? „Vielen Dank für Ihre Antwort, die ich sehr bedauere und selbstverständlich respektiere. Wenn Sie erlauben, möchte ich jedoch gern ausführen, warum ich glaube, dass wir doch eine gemeinsame konstruktive Lösung entwickeln können.“ Bedenken Sie: Auch dann riskieren Sie höchstens, ein zweites ‚Nein‘ zu bekommen. Das sollten Sie dann auch hinnehmen. Aber bedenken Sie auch, dass ihr potenzieller Arbeitgeber mit einer solchen Reaktion eher nicht rechnet. Wenn Sie gut begründen können, warum er den Dialog mit Ihnen doch eröffnen oder fortsetzen sollte, können Sie die Situation noch einmal drehen. Denn Sie stechen durch Mut bei gleichzeitiger gebotener Höflichkeit und Demut aus der Masse heraus. Und genau das suchen Unternehmen.

 

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