Wenn Top-Manager wie Heinrich von Pierer ihr blaues Wunder erleben – und es gar kein Ende nimmt.

Wenn Top-Manager wie Heinrich von Pierer ihr blaues Wunder erleben – und es gar kein Ende nimmt. Gastkommentar von Managerhaftungsexperte Michael Hendricks.

 

Managerhaftungsexperte Michael Hendricks (Foto: PR)

 

Etliche Jahre war es um Heinrich von Pierer ruhig geworden.Nachdem der Siemens-Korruptionsskandal vorbei war, hatte er – wie die andere Vorstandskollegen – fünf Millionen Euro ans Unternehmen als Schadenersatz aus seinem Privatvermögen gezahlt. Nun kam plötzlich vor wenigen Tagen die überraschende Nachricht wie aus dem Off: Heinrich von Pierer ist in Griechenland zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt worden, andere Ex-Manager von Siemens auch.

Was war passiert? In den USA, in Griechenland und in Deutschland wurden Korruptionsfälle aufgedeckt, für die die Manager den Kopf hinhalten mussten – wegen Kontrollversagens. Alleine die internen Untersuchungskosten für Anwälte und Wirtschaftsprüfer machten mehr als eine Milliarde Euro aus und die Staatsanwälte traten auf den Plan. In Deutschland mussten die Manager Bußgeld an die Staatskasse zahlen, ihre Strafverfahren waren damit beendet.

 

Internationaler Haftbefehl gegen von Pierer

In Griechenland schlägt das Gerichtsverfahren höhere Wellen und die Richter urteilten jetzt nach vier Jahren so, wie es der frühere Siemens-CFO Joachim Neubürger vorausgesehen hatte. Bevor er sich das Leben nahm. Von Pierer hat nun Rechtsmittel gegen seinen Verurteilung in Griechenland eingelegt, doch der internationale Haftbefehl ist jetzt in der Welt. Es dürfte eine Menge Grenzen geben, an denen ihn die Zöllner nun festhalten und nach Griechenland ausliefern. Solange er zuhause bleibt, ist er innerhalb Deutschlands davor gefeit. Denn anders als beispielsweise die Briten liefern die Deutschen ihre eigenen Landsleute nicht aus.

 

Was kein Top-Manager voraus ahnen konnte…

Und weil die Managerhaftpflichtversicherung (D&O) vor neun Jahren mit Siemens eine Vergleichssumme – und ohne Mitspracherechte der verantwortlichen Ex-Manager – ausgehandelt hatte, musste von Pierer alle Anwaltskosten aus eigener Tasche, privat zahlen: ein Millionenbetrag. Es kam noch doller: Im Fall Siemens vereinbarte der Aufsichtsrat mit der D&O-Versicherung in seinem Vergleich, dass der  Versicherungsvertrag rückwirkend aufgehoben werde – so dass der persönliche Schutz für das Management insgesamt verloren ging. So eine Aktion konnte niemand vorausahnen. Und so kann es jedem Manager, der sich gut abgesichert wähnt, heute wieder ergehen.

 

Manager sollten sich nicht auf ihre Company verlassen

Das Fazit: Kein Manager sollte sich auf seine Company verlassen und im Anstellungsvertrag eine sogenannte D&O-Verschaffungsklausel aufnehmen lassen. Damit ihm nicht im nachhinein ein vermeintlicher Versicherungsschutz zerstört werden kann.

Hätte von Pierer wenigstens rechtzeitig auf den hauseigenen Versicherungsvermittler von Siemens gehört und eine Strafrechtsschutzversicherung abgeschlossen, hätte die einspringen müssen. Seine Bilanz ist also aus seinem Job bei Siemens: Mindestens sechs Millionen Euro persönliche Kosten – und die Freiheit, überall hin fahren zu können, ist dahin.

 

Ein Top-Anwalt in U-Haft -bis dato undenkbar

Ebenso überrascht dürfte Ulf Johannemann von Freshfields gewesen sein, als er Ende November in U-Haft genommen wurde wegen seiner Cum-Ex-Steuerfälle. Jetzt kam er gegen vier Millionen Euro Kaution wieder raus. 

Die gesamte Kollegenschaft war geschockt: Dass ein Anwalt inhaftiert würde wegen Steuertricksereien, erschien bis dahin undenkbar. Und dann noch jemand aus der umsatzstärksten deutschen Kanzlei.

By the way: Dass Beamte, die dem Cum-Ex-Treiben jahrelang tatenlos zusahen, nun ebenfalls strafrechtlich verfolgt würden, davon ist nichts bekannt.

 

 

 

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