Sie senden jemandem eine Mail mit einer Frage, die sie gerne schriftlich beantwortet hätten. Vorsichtshalber, aus Beweisgründen.Doch was passiert? Der Adressat greift nicht in die Tasten, sondern zum Telefonhörer – und im selben Moment wissen Sie, der Mann versucht zu entwischen. Er antwortet eben nicht schriftlich, sondern will den Pudding geben, den man nicht an die Wand nageln kann. Entweder er will ganz gezielt lügen oder sich einfach nicht festlegen. Auch nicht besser.
Karriere vor Ehre
Und dann gibt es jene neue, abgebrühte Manager-Kategorie, der es völlig egal ist, ob sie andere,vor allem Mitarbeiter, belügt und ob sie dabei auch ertappt wird. Hauptsache es dient irgendwie der eigenen individuellen Karriere.
Da sind zum Beispiel diejenigen Führungskräfte, die den eigenen Mitarbeitern schriftliche Zusagen machen – und nicht im Traum dran denken, sie einzuhalten. Von Anfang an.
Die Intelligenz anderer beleidigen
Oder diejenigen, die sich nicht entblöden, auf der Betriebsversammlung Unwahrheiten zu erzählen, von denen wirklich jeder im Raum weiß, dass sie nicht stimmen. Wie parierte es mal ein mutiger Arbeitnehmer: „Sie beleidigen meine Intelligenz“. Nützte ihm aber auch nichts, schon wegen der Hierarchie. Der Lügenbold war schließlich oben.
Und der reflektierte nicht nur darauf. Sondern er setzt ganz bewusst auf die Höflichkeit anderer Leute (die, die ihm selbst fehlt). Dass die anderen zu wohl erzogen sind, um ihn zu enttarnen oder ihm offen zu widersprechen. Kann er ja auch, weil sie unter ihm in der Hierarchie stehen.
Rache via Mitarbeiterumfrage wird folgen – und vielleicht die Abfindung kosten
Doch was sind die Folgen? Richtig, die nächste Mitarbeiterbefragung wird es zeigen: Die Arbeitsatmosphäre wird belastet, das Image der Pinocchio-Manager angekratzt. Und dann ist es an der Unternehmensleitung, entweder die Umfrageergebnisse umzuinterpretieren, ehe sie den Mitarbeitern berichtet werden. Oder sie genau dann aus der Tasche zu ziehen, wenn bei den betreffenden Führungskräften die Zahlen nicht mehr stimmen und die Top-Manager nur Gründe suchen, um sie los zu werden. Ohne Abfindung. Ehe es für die Betroffenen öffentlich und karriereschädlich wird.
Jörg Kasten, Managing Partner der Personalberatung Boyden analysiert im folgenden Gastbeitrag warum Manager lügen und welche Konsequenzen ihre Wortbrüchigkeit hat.
Jörg Kasten, Boyden (Foto: Presse)Warum gehören Phrasen, Lügen und Halbwahrheiten zum Instrumentarium von vielen Managern?
-
- Phrasen und Lügen gehören heute bei vielen Managern dazu, weil sie sich scheuen, die Wahrheit zu sagen.
- Lügen ist einfacher, die harte Wahrheit müssen sie nicht aussprechen und sie müssen sich so nicht erklären.
- Das ist der sogenannte Trump-Effekt, dessen Erfolg bekannt und belegt ist.
- Managern fehlt außerdem auch der Mut und die Kompetenz, ehrlich zu sein.
- Warum ist das Ehrenwort keine Garantie für Wahrhaftigkeit?
-
- Die Tage des hanseatisch geprägtem ehrbaren Kaufmanns sind bei vielen Managern längst gezählt.
- Es gibt heutzutage nur wenige Geschäftspartner, mit denen ich nach dem Handschlags-Prinzip arbeite.
- Viel hat damit zu tun, dass auch die Zeiten für Manager rauer geworden sind – persönliche Integrität ist hier oft nicht erste Priorität.
- Ein Zeichen dafür: Vereinbarungen werden fast nur noch schriftlich getroffen, um zu vermeiden, dass sich Manager im Nachgang aus Vereinbarungen hinauswinden.
- Warum werden Manager wortbrüchig? Welche Strategie verfolgen sie damit?
-
- Viele Manager wollen es sich einfach machen und keine Konsequenzen tragen.
- Gerade bei Führungskräften ein oft zu beobachtendes Phänomen.
- Viele manipulieren Mitarbeiter und versprechen Gehaltserhöhungen, um sie zu höherer Leistung zu motivieren – am Ende gibt es nur den warmen Händedruck und die Versprechen sind vergessen.
- Wortbrüchigkeit soll also Mitarbeiter/ Stakeholder / Vorgesetzte zu bestimmten Handlungsweisen bringen.
- Oft resultiert Wortbrüchigkeit aber auch schlicht aus Gedankenlosigkeit.
- Es ist übrigens von Branche zu Branche unterschiedlich, wie häufig Manager mit Lügen manipulieren.
- Warum wortbrüchige Führungskräfte die Büroatmosphäre vergiften?
-
- Lügen produzieren Enttäuschung und Wut in der Belegschaft und bei Geschäftspartnern.
- Wortbrüchige Manager verringern also mittel- bis langfristig die Motivation, Loyalität und Leistungsbereitschaft.
- Welche Konsequenzen haben Lügen für die Karriere?
-
- Lügen haben kurze Beine – irgendwann kommt die Wahrheit ans Licht.
- Dies kann wortbrüchige Manager insbesondere bei einem Jobwechsel oder dem nächsten Karriereschritt einholen.
- Oft kommen diese Konsequenzen in für den Manager sehr ungünstigen Zeiten zu Tage.
- Außerdem: Manager werden heute noch mehr an ihrer Vergangenheit gemessen (zum Beispiel an Doktorarbeiten) – in Sozialen Netzwerken kann heute alles zurückverfolgt werden
- Das Netz vergisst nichts: Aussagen von Managern werden heute viel häufiger getrackt und protokolliert.
- Warum wortbrüchige Manager sich selbst und dem Unternehmen schaden?
-
- Wer einmal lügt dem glaubt man nicht – deshalb: Manager mit Karriere-Ambitionen müssen ihre Reputation mit ihrem Leben verteidigen.
- Aufrichtigkeit ist eine fundamentale Eigenschaft.
- Wer sein Image verloren hat, gilt als windiger Vogel
- Im Umfeld eines wortbrüchigen Managers wird kein eingeschworenes Team entstehen, sie schaffen ein illoyales Umfeld, das in viele Unternehmensbereiche abstrahlt.

Blogger-Relevanz-Index 2019: Blogs von Frauen

Blogger-Relevanz-Index 2018