Buchauszug Gerold Wolfarth: „Gewinn ist nur ein Nebenprodukt – Wie Sie unternehmerischen Erfolg und ein erfülltes Leben in Einklang bringen“

Buchauszug von Gerold Wolfarth: „Gewinn ist nur ein Nebenprodukt – Wie Sie unternehmerischen Erfolg und ein erfülltes Leben in Einklang bringen“

Erfolgreich in allen Lebensbereichen

Gerold Wolfarth hat es zum Gründer und CEO eines europaweit agierenden Unternehmens für Ladenbaukonzepte gebracht. Das Geheimnis seines Erfolges? Zehn Leitlinien, die er mit Gewinn ist nur ein Nebenprodukt nun weitergeben möchte.

 

Gerold Wolfarth (Foto: Piper)

 

 

Erfolgreich in allen Lebensbereichen

Erfolg ist für mich nur dann gegeben, wenn er ganzheitlich ist, wenn ich also in allen Lebensbereichen erfolgreich bin: Beruf, Familie, Finanzen, Gesundheit, Freizeit und Freunde. Erst dann findet eine umfassende Persönlichkeitsentwicklung statt, die für ein zufriedenes und erfülltes Leben grundlegend ist.

Bisher habe ich Ihnen einige Techniken und Instrumente vorgestellt, die mich auf meinem Weg als Unternehmer und Privatperson begleiten. Aber was ist der wesentliche Faktor für meinen persönlichen Erfolg? – Etwas scheinbar sehr Einfaches: die Liebe. Meiner Meinung nach ist sie der Generalschlüssel für ein erfolgreiches, zufriedenes und glückliches Leben. Lieben Sie Ihre Mitarbeiter, lieben Sie Ihre Arbeit, lieben Sie sich selbst, lieben Sie den Ort, an dem Sie geboren wurden oder an dem Sie leben, denn Sie sind nicht zufällig dort. Nur wenn Sie das, was Sie tun, aus Liebe tun, ist es ehrlich, authentisch und nachhaltig. Wenn Sie jeden Ihrer Mitarbeiter von Herzen wertschätzen, ihm schlicht mit Liebe begegnen, dann spürt er oder sie dies, fühlt sich emotional zum Unternehmen hingezogen und hat Freude an seinem täglichen Tun. Die bk Group zahlt ihren Angestellten vergleichsweise moderate Gehälter, bei anderen Arbeitgebern würden sie vielleicht mehr verdienen. Aber trotzdem sind unsere Mitarbeiter loyal, und in unserem Unternehmen herrscht ein vielleicht einmaliges Betriebsklima.

 

Ohne Liebe zu sich selbst ist meiner Meinung nach auch kein erfüllendes Privatleben möglich: Ich kenne so viele Singles, die auf der Suche nach ihrem Traummann oder ihrer Traumfrau sind, aber sich selbst oder ihrem Körper gegenüber eher negativ eingestellt sind. Wie wollen sie mit dieser inneren Einstellung die große Liebe finden?
Die Welt, in der wir leben, vollzieht zurzeit epochale Umbrüche, und um diese Umwälzungen aktiv begleiten zu können, müssen wir lernen, anders zu denken und zu handeln als bisher. Das versuchen wir auch in der Managementphilosophie und im täglichen Miteinander der bk Group zu leben. Meine zehn Leitlinien helfen uns jeden Tag dabei, und sie führen zu wunderbaren Ergebnissen.

 

Eines dieser Ergebnisse ist unser stetig steigender Firmengewinn. Er ist nicht oberstes Ziel. Aber ich habe ja gezeigt, dass die besonderen Führungsmethoden, die wir in der bk Group leben, dazu geführt haben, dass unser Geschäft Jahr für Jahr rasant wächst und sich mittlerweile erfolgreich in ganz Europa angesiedelt hat. Manchmal empfinde ich die Wucht dieses Erfolgs fast schon wie einen heranrollenden Sturm – zum Glück können wir unser Wachstum steuern, damit uns die Erfolgswelle nicht eines Tages unkontrolliert überrollt.

 

Die bk family

Die bk Group, das bin nicht ich, das ist nicht irgendeine Homepage, sondern das ist jeder einzelne Mitarbeiter als Teil des Unternehmens. Ich als CEO habe meine Aufgaben, so wie jeder andere im Haus seine Aufgaben hat. Ich kenne jeden der zweihundert Mitarbeiter beim Namen, ihre Hobbys sind mir vertraut, und ich kenne ihre Ehepartner und ihre Kinder. Selbstverständlich gratuliere ich jedem Mitarbeiter zum Geburtstag. Einmal im Jahr versammeln wir uns alle in unserem Headquarter in Endsee und feiern den »bk Excellence Day«.

Für Mitarbeiter, die das wünschen und die sich darauf einlassen, wollen wir sogar so etwas wie eine zweite Familie darstellen und haben deshalb den Namen der »bk family« kreiert. Die Idee der »bk family« entstand als Reaktion auf die Aussage eines Unternehmers, den ich eines Tages auf einem Unternehmertreffen in Nürnberg kennengelernt hatte. Seine Meinung über die maximale Größe von mittelständischen Unternehmen war eindeutig: »Fünfzig Mitarbeiter sind nach meiner Erfahrung die absolute Obergrenze, alles darüber kannst du vergessen «, sagte er mir in einer Sitzungspause und nahm einen tiefen Zug von seiner Zigarette. »Die kriegst du nicht mehr unter einen Hut und gut geführt. Die machen, was sie wollen, und tanzen dir auf der Nase herum.«

 

Das gab mir zu denken. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich ungefähr sechzig Mitarbeiter und sah das eigentlich nicht so. Trotzdem fragte ich mich, wie man ein gewisses Zusammengehörigkeitsgefühl im Unternehmen herstellen und verstärken könnte. So entstanden noch in der »Ich-darf«-Phase die Idee und der Begriff der »bk family «.
Auf unserem nächsten »bk Excellence Day« im Jahr 2007 erklärte ich den versammelten Mitarbeitern, was ich mir unter einer »bk family« vorstellte. – In einer Familie hat jeder seine Freiheiten, muss sich aber auch einbringen und hat seinen Anteil am Familienleben. Jedes Familienmitglied ist anders, das akzeptieren wir, denn das gehört ebenfalls zu den Grundtugenden einer Familie. Und in jeder Familie gibt es Regeln des Zusammenlebens, die zwar beständig neu verhandelt werden, aber das Miteinander doch grundlegend bestimmen.

 

Unsere Firmenphilosophie, an der sich jeder Mitarbeiter der bk Group orientieren muss, fußt deshalb auf drei Grundsäulen: Offenheit, Ehrlichkeit und Direktheit. Sie sind so elementar, dass sie auch in unserem Mission Statement festgehalten sind, worin die wesentlichen Punkte
lauten:

– Wir treffen schnelle Entscheidungen.
– Wir fordern und fördern unsere Mitarbeiter durch Weiterbildungen.
– Wir sind kulturell offen.
– Wir sprechen Klartext.
– Wir kommunizieren direkt, offen und ehrlich miteinander.

Offene Kommunikation heißt nicht nur, dass jeder Mitarbeiter, vom Lehrling bis zum Chef, in der Lage sein muss, Dinge, die ihn stören oder die Probleme bereiten, anzusprechen. Er muss auch offen sein für Kritik, für Anregungen, für neue Ideen und andere Sichtweisen. Denn in allem, was auf einen zukommt, steckt immer eine Chance, die es zu erkennen und zu nutzen gilt. Ein Chef, der nur Jasager als Mitarbeiter auswählt und jegliche Anmerkungen, Ideen und auch Kritik vom Tisch wischt, ohne sich mit ihnen auseinanderzusetzen, wird scheitern.

Warum genau wir Ehrlichkeit fordern? Warum wir wollen, dass jedes Thema, so unangenehm es auch erscheinen mag, an- und ausgesprochen werden muss? – Weil nur dann das Management, die Führungskräfte, die Möglichkeit haben, zu reagieren. Wir haben ja schon gesehen: Oftmals wurzeln Unstimmigkeiten untereinander in der Art und Weise der Kommunikation. Manchmal wird einfach eine schriftliche Mitteilung falsch interpretiert, oder es verfestigen sich Meinungen, die dem Sachverhalt nicht umfänglich gerecht werden können. Nur wenn ich diese Meinungen und Annahmen der Mitarbeiter kenne, kann ich sie verstehen. Ohne dieses Wissen neigt man als Führungskraft unter Umständen dazu, ein falsches Urteil abzugeben, und reagiert unangemessen.

Wir wollen außerdem nicht, dass in unserem Unternehmen hintenherum über Dritte geredet wird. Wenn jemand etwas zu sagen hat, dann soll er auf denjenigen zugehen und mit ihm das Thema auf direkten Weg klären. Idealerweise wird die Sache bereits durch das Gespräch aus der Welt geräumt oder, wenn das nicht funktioniert, in Zusammenarbeit mit einer Führungskraft.

Auch Offenheit gegenüber Fremdem ist bei uns Grundhaltung. Ressentiments oder Pauschalurteile gegenüber Menschen, die eine andere Hautfarbe haben oder aus uns scheinbar fremden Kulturen kommen, dulden wir nicht. Wertende Beurteilungen wie: »Die Griechen/die Italiener/die Türken sind so und so« haben bei uns keinen Platz. Bei dreiunddreißig miteinander arbeitenden Nationen in der bk Group würde alles andere ja auch täglichen Krieg bedeuten. Wer damit nicht leben kann, ist bei uns falsch, und das vermitteln wir jedem, der neu bei uns anfängt.

Vorstellungsgespräche laufen bei uns eher unkonventionell ab. Mir, dem CEO, ist es wichtig, dass Mitarbeiter, die wir einstellen, hundertprozentig zu uns passen und unsere Firmenphilosophie vor der Vertragsunterschrift durchdrungen haben. Jeder unserer Anstellungsverträge hat ein Deckblatt, auf dem steht: »Bevor Sie hier eine Unterschrift leisten, versichern Sie uns bitte, dass Sie bereits jetzt von der bk Group begeistert sind.«

Das längste Vorstellungsgespräch, das ich jemals geführt habe, dauerte eine Woche. Das Interessante daran war, dass die Kandidatin in diesem Fall gar nicht wusste, dass sie sich in einem Vorstellungsgespräch befand.
Es war während eines Strandurlaubs mit meiner Familie in der Türkei. Unsere Tochter, sie war damals vier Jahre, hatte ein anderes Mädchen kennengelernt, das mit seiner Mutter im selben Hotel wie wir Ferien machte. Die Mutter war frisch geschieden und arbeitete nun in Teilzeit als Tierarzthelferin. Vor ihrer Heirat und späteren Scheidung war sie Brokerin bei einer Londoner Bank gewesen. Ich kam mit ihr ins Gespräch, denn sie wirkte auf mich interessant, ich wollte mehr über sie erfahren.

 

Damals suchte ich nämlich jemanden, der mich bei der Ausweitung unserer Geschäftsidee in Europa maßgeblich unterstützen könnte. Es sollte ein Mensch sein, der viel Organisationstalent besaß, mehrere Sprachen sprach und mit Elan und Begeisterung an eine solche Aufgabe herangehen würde. Also formulierte ich innerlich – Positivspirale! –, wonach ich suchte, und da lief mir am Strand diese Frau über den Weg. In den nächsten sieben Tagen trafen wir uns immer wieder bei verschiedenen Gelegenheiten, und ich versuchte möglichst viel über sie zu erfahren. Als wir gerade bei einem Kaffee in der Strandbar des Hotels saßen und zusahen, wie unsere Töchter Sandburgen bauten, meinte sie plötzlich: »Jetzt muss ich Sie aber doch mal fragen: Warum stellen Sie mir immer solche komischen Fragen? Zum Beispiel, warum ich mich aus der Bankenwelt zurückgezogen habe und von London zurück nach Deutschland gekommen bin?«

»Okay«, erwiderte ich, »dann kläre ich Sie mal auf. Ich suche jemanden, der uns bei unserer Europa-Expansion unterstützt und sie vorantreibt. Da sind Sie mir begegnet, und ich hatte gleich das Gefühl, dass unsere Begegnung einen Grund hat. Inzwischen habe ich Sie eine Woche lang kennengelernt und könnte mir Sie sehr gut in dieser Position vorstellen. Sie haben mir gesagt, dass der Beruf der Tierarzthelferin in Teilzeit finanziell und auch inhaltlich für Sie auf Dauer zu wenig ist. Irgendwie spüre ich, dass ein Feuer in Ihnen brennt und Sie wieder mehr Verantwortung übernehmen und etwas bewegen wollen. Hätten Sie Interesse, für die bk Group zu arbeiten?«

Sie war erkennbar überrascht und bat um Bedenkzeit. Doch schon zwei Tage nach unserer Rückkehr aus dem Urlaub saß sie tatsächlich bei uns im Headquarter. Dieses Mal führten wir ein zweistündiges offizielles Vorstellungsgespräch, zusammen mit zwei weiteren Führungskräften. Verwundert es noch, dass sie mittlerweile seit 2009 im Unternehmen ist, heute die verantwortungsvolle Position des European Sales Managers innehat und glücklich in ihrem Beruf ist?

Eine andere Mitarbeiterin habe ich in einer der Teeküchen in unserem Headquarter kennengelernt, als ich gerade das Geld eingeworfen hatte, um mir eine Tasse Kaffee zu ziehen. Der Fair-Trade-Automatenkaffee ist bei uns nämlich bewusst nicht umsonst, die Tasse kostet 50 Cent. Gratiskaffee wird erfahrungsgemäß häufig stehen gelassen, sodass literweise Kaffee im Ausguss landet. Wenn ich bedenke, welche Arbeit in den Kaffeeplantagen entsteht, kann ich solch eine Verschwendung nicht tolerieren.
Eine junge Frau, die ich noch nie gesehen hatte, war gerade dabei, die Küche zu putzen.

»Hallo, wer sind Sie denn? Ich kenne Sie ja noch gar nicht!«, sprach ich sie direkt an.
»Ich neu, machen hier Putzen!«, antwortete sie in solch schlechtem Deutsch, dass ich direkt ins Englische wechselte, das sie, wie sich herausstellte, ausgezeichnet beherrschte. Sie kam aus Mailand, studierte in Nürnberg Wirtschaftsinformatik und stand kurz vor dem Abschluss. Parallel zu ihrem Studium absolvierte sie einen Deutschkurs auf dem mittleren Sprachlevel B1 und ging nebenher auf 450-Euro-Basis putzen.

Inzwischen war mein Kaffee fast kalt, und ich hatte es plötzlich eilig. Wirtschaftsinformatik! Genau das, was ein IT-basiertes Unternehmen ständig sucht.
»Great!«, erklärte ich, »thank you, that was very interesting for me!«, und lief mit meiner Kaffeetasse in mein Büro. Von dort rief ich unseren IT-Leiter an, erklärte ihm, wer da bei uns gerade die Küche putzte, und bat ihn, sofort Kontakt zu der jungen Frau aufzunehmen. Innerhalb von einer Woche war der Anstellungsvertrag mit ihr unterzeichnet, heute arbeitet sie bei uns als Systemadministratorin unserer Unternehmenssoftware.

Solche bereichernden menschlichen Begegnungen habe ich immer wieder, und ich glaube zu wissen, warum: Kein Mensch wird einfach so in mein Leben geführt. Es hat einen Grund, dass ich ihm begegnet bin, selbst wenn er oder sie mir unsympathisch ist – oder vielleicht gerade dann. Denn auch von einem mir unsympathischen Menschen kann ich etwas lernen. In einem solchen Fall konzentriere ich mich auf die Frage, was das sein könnte, und erweitere auf diese Weise ständig meinen Horizont. Ich vertraue darauf und begegne anderen Menschen offen und ohne Vorurteile. Nur so kann ich sie wirklich kennenlernen.

 

Führungskräfte und Mitarbeiter der Zukunft

Diese Offenheit gegenüber anderen Menschen macht es mir auch leichter, meine Aufgabe als Führungskraft in einer ständig wachsenden und europaweit tätigen Firma zu erfüllen. Denn die angemessene Führung von Mitarbeitern wird künftig der Schlüsselfaktor für den Erfolg eines Unternehmens sein. Führungskräfte von morgen müssen deshalb offen sein, sie dürfen nicht krampfhaft an tradierten Strukturen und Machtstellungen festhalten, denn das kann zum Untergang führen. Offenheit gegenüber Veränderungen und Offenheit gegenüber Neuem sind generell für das Überleben eines Unternehmens im 21. Jahrhundert unerlässlich.

 

Um mit den rasanten gesellschaftlichen Veränderungen Schritt halten zu können, muss die Führungskraft von morgen zunächst sich selbst und nicht ihr Umfeld verändern. Sie muss in der Lage sein, der Generation Y und Z auf gleicher »Wellenlänge« zu begegnen. Und es muss ihr gelingen, Mitarbeiter zu unternehmerischem Denken und Handeln zu motivieren, damit diese so handeln, als sei die Ressource, die sie im Auftrag der Firma beanspruchen, ihre eigene. Die Unternehmen der Zukunft stellen nicht Gewinn, Hierarchie und die Karriereleiter in den Mittelpunkt, sondern den Menschen. Für die bk Group haben wir deshalb mehr als siebzig »Wohlfühlfaktoren« definiert, die vom generellen Duzen innerhalb des Unternehmens über das Prinzip der »offenen Tür bis hin zum CEO«, Rückengymnastik, Teamevents, ergonomische Bürostühle, Gleitzeit, Gesundheitsbonus, bk Library, Ladestationen für E-Autos bis zu den Home- Office-Arbeitsplätzen einen Strauß von Benefits bieten.

 

In vielen Unternehmen herrscht stattdessen jedoch nach wie vor das Peter-Prinzip – ich nenne das »Beförderung bis zur Inkompetenz«: Mitarbeiter steigen immer weiter nach oben, werden Team- und Abteilungsleiter oder kommen in noch höhere Positionen, obwohl sie dafür nicht über die erforderlichen Fähigkeiten verfügen. Da sitzen sie nun, sind mit den Aufgaben überfordert. Entsprechend schlecht ist es um das Betriebsklima und die Mitarbeiterzufriedenheit bestellt.

Zu einem erfolgreichen Unternehmen gehören erfolg reiche und innovative Führungskräfte, die auch wirklich Führungspersönlichkeiten sind. Diese Persönlichkeiten zeichnen sich aus meiner Sicht vor allem durch zwei Dinge aus: Sie müssen in der Lage sein, die Bedeutung und die besonderen Qualitäten ihrer Mitarbeiter zu erkennen, und sie müssen fähig und willens sein, hart an sich selbst und an ihrer Persönlichkeit zu arbeiten. Es geht für eine Führungskraft nämlich nicht nur darum, die Abläufe und Aufgaben im Unternehmen zu organisieren und die Mitarbeiter dabei anzuleiten. Mitarbeiter zu führen heißt, sie in ihrer Persönlichkeit weiterzuentwickeln. Führen zu können heißt deshalb vor allem, die Fähigkeit zu haben, den Mitarbeiter tief zu erkennen und ihn dadurch gezielt zu fördern. Eine Führungskraft muss daher über gute psychologische Fähigkeiten verfügen, wenn die Abteilung beziehungsweise das Unternehmen dauerhaft erfolgreich sein will.

Als führende Kraft eines Unternehmens muss ich dafür sorgen, dass die Sprache, die ich spreche, mein Denken, meine Visionen, meine Werte bei jedem Mitarbeiter bis hin zum Auszubildenden vom ersten Tag an ankommen. Eine Führungskraft muss das gewährleisten können, und darin liegt die Kunst. Bei uns funktioniert das ausgezeichnet und ist eines unserer Erfolgsrezepte.

Ein weiteres Erfolgsrezept ist das fachliche und technische Wissen, das ein Mitarbeiter mitbringt und das er ständig weiterentwickeln kann und soll. Dafür haben wir eine eigene bk Academy ins Leben gerufen, auf der wir unsere Mitarbeiter intensiv schulen und fit für die Zukunft machen.

Unser zentrales Erfolgsgeheimnis sind jedoch die Menschen selbst. In der Regel sind das Menschen, für die das Glas grundsätzlich halb voll ist und nicht halb leer. Die Dinge sind, wie sie sind, es ist nur die Frage, wie gehen wir an das Ganze heran?
Einer meiner Grundsätze in Bezug auf Mitarbeiter lautet deshalb: Ich habe nur diese Mitarbeiter, die ich momentan beschäftige, also gebe ich als Führungskraft alles, um diese Mitarbeiter zu fordern und zu fördern. Mitarbeiter wollen heute immer weniger von oben herab gesagt bekommen, was sie zu tun haben, sondern sie möchten sich selbst entfalten. Die Aufgabe der Führungskraft von morgen besteht darin, die Rahmenbedingungen für diese Entfaltung zu schaffen und ständig weiterzuentwickeln.

 

Handwerk hat goldenen Boden!

Ich bin heute dankbar dafür, dass meine Karriere mit einer Lehre als Groß- und Außenhandelskaufmann begonnen hat. Denn durch die Lehre und die harten Aufbaujahre, die danach kamen, habe ich mir das Rüstzeug für meinen heutigen Erfolg erworben. Gleichzeitig hat mein Werdegang dafür gesorgt, dass ich geerdet geblieben bin. Mein Hauptanliegen ist deshalb bis heute, immer nah am Geschehen, am Geschäft und an den Menschen zu bleiben, mit denen ich privat und geschäftlich zu tun habe, und trotz allen Erfolgs und aller Bestätigung nie die Bodenhaftung zu verlieren. Managerallüren und Protzen liegen mir fern, und ich arbeite jeden Tag daran, dass das auch so bleibt.

Ich gebe es offen zu: Ich werbe bei jungen Menschen gern für das Handwerk. Die Marktlage ist im Großen und Ganzen exzellent – es gibt heute in vielen Bereichen in Deutschland mehr Arbeit als Menschen und Firmen, die diese Arbeit ausführen können. Das Baugewerbe, in dem die bk Group unterwegs ist, ist ein gutes Beispiel.
Der schlechte Ruf, der dem Handwerk lange Zeit anhaftete, ist verschwunden, und das alte Sprichwort »Handwerk hat goldenen Boden« gilt heute mehr denn je. Besonders die Baubranche erlebt einen enormen Boom: Deutschland verfügt über einen gigantischen Immobilienbestand, es werden Milliarden, ja Billionen vererbt, Geld ist in Hülle und Fülle da, es gibt jede Menge Gebäudesubstanz, und es werden ständig neue Wohnungen, Hotels und Büros benötigt und gebaut. Erfahrene, zuverlässige, intelligente und mitdenkende Handwerker sind jedoch Mangelware, und es fehlt an Nachwuchs. Deshalb sind gute Handwerker extrem gesucht und verdienen teilweise mehr als Bürokaufleute, Buchhalter oder Angestellte in der Gastronomie. Das führt heute in Deutschland dazu, dass die Handwerker bestimmen können, für wen sie arbeiten und was sie für ihre Arbeit verlangen.

 

Ein zweiter, nicht von der Hand zu weisender Vorteil eines handwerklichen Berufs liegt in der Vereinbarkeit von Job und Privatleben. Wer ein Handwerk gelernt hat, muss nicht unbedingt vom Land oder aus dem Dorf, aus dem er stammt, in die Großstadt ziehen, um Arbeit zu finden, sondern kann in seinem angestammten Umfeld bleiben. Mein eigener Werdegang ist ein gutes Beispiel: Als ich zur Schule ging, gab es außer mir in meinem Dorf Archshofen noch acht andere Jungs in meinem Alter. Jeder dieser acht war der Meinung: »Hier kann man es eh zu nichts bringen«, und alle sind nach der Schule aus Archshofen fortgegangen. Mein Antrieb war damals, zu sagen: »Das kann nicht sein! Man muss doch auch zu Hause bleiben können und es hier zu etwas bringen!«

 

 

 

 

(Foto: Piper)

Gerald Wolfahrt: „Gewinn ist nur ein Nebenprodukt – Wie Sie unternehmerischen Erfolg und ein erfülltes Leben in Einklang bringen“, Piper Verlag, 20 Euro, 272 Seiten 

 

 

Die bk Group hat deshalb seit Jahren eine Kooperation mit mehreren Schulen in der Region und bietet regelmäßig Ferienpraktika an, um Schülern einen Einblick in die Welt des Laden- und Objektbaus zu ermöglichen und sie dadurch an Lehrberufe in diesem Umfeld heranzuführen. Die Schüler sind in der neunten Klasse Realschule, also um die fünfzehn Jahre jung. Sie müssen sich bewerben – mittlerweile nicht mehr schriftlich, sondern anhand eines selbst gedrehten kleinen Bewerbungsvideos, denn wir wollen den Menschen kennenlernen, nicht seine Noten. Eine Woche lang bekommen die erfolgreichen Bewerber in den Schulferien einen umfassenden Einblick in die verschiedenen Berufe, die innerhalb der bk Group ausgeübt werden.

Die Schülerpraktikanten werden behandelt, als wären sie feste Mitarbeiter. Sie haben ihr eigenes Büro, das sie sich zu zweit teilen. Jeder hat seinen Schreibtisch, eine eigene Mailadresse und eine direkte Durchwahl. Sie kommen in den Planungsbereich und dürfen zum Beispiel einen Schrank entwerfen. Der Schrank muss aber gewisse Anforderungen erfüllen. Je nach Einsatzbereich des Möbels müssen bestimmte Dinge darin unterzubringen sein – Schuhe, Ordner, eine Kassenschublade, ein Bildschirm und vielleicht ein EC-Cash-Gerät. Die Schüler müssen sich die Form und die Maße des Möbels ausdenken und das Möbel von Hand zeichnen. Ein Mitarbeiter überträgt den Entwurf anschließend in den Computer, sodass die Schüler sich das, was sie sich ausgedacht haben, am Bildschirm in 3D betrachten können. Als Nächstes bauen sie ein Modell aus Pappe. Schneiden, kleben, machen, tun – Handwerk eben. Sie erleben den Weg, wie etwas entsteht: Sie planen, visualisieren und bauen, mit einfachen Mitteln.
Wir nehmen sie aber auch mit auf eine Baustelle. Sie begleiten den Projektleiter und erfahren, wie alles funktioniert, sehen, was die Handwerker vor Ort machen, wie eine Trockenbauwand entsteht, wie der Elektriker die Kabel anschließt, oder was es heißt, eine Klimaanlage einzubauen. Am Ende präsentieren die Schüler das, was sie während ihres Schülerpraktikums gemacht haben, vor den Mitschülern der achten und neunten Klassen der beteiligten Schulen, sodass jedes Mal rund hundertfünfzig junge Menschen sehen, was möglich ist.

 

All das ist aufwendig und bindet innerhalb unserer Firma Kräfte. Aber es lohnt, und jedes Jahr gewinnen wir dadurch junge Auszubildende. Die Schüler erkennen, wie sinnvoll und interessant es sein kann, im Handwerk und in Lehrberufen die Zukunft zu suchen: Egal welches Handwerk – es bietet so viele Möglichkeiten, Innovationen, Fortschritt, Fortbildung, Selbstverwirklichung. Man erschafft etwas. Man sieht am Abend, was man getan hat. Ob es der Konditor ist, der eine besondere Torte kreiert hat, ob es der Maurer ist, der eine Wand hochgezogen hat, oder der Metzger, der die Platten für das Catering drapiert. Mein Credo ist deshalb: Wir brauchen das Handwerk, das Bodenständige, es ist elementar und essenziell für unser aller Zukunft. Und dabei möchte ich den jungen Menschen mit meiner Geschichte Vorbild sein.

 

Vorbilder sind heute out, mir selbst sind meine Vorbilder verloren gegangen, und ich habe keine Nachfolger für sie gefunden: der Radrennfahrer Jan Ullrich und der Fußballer Franz Beckenbauer. Lange Zeit waren sie für mich enorm wichtig und haben mich beeindruckt. Heute weiß ich: Sie waren auf Kosten anderer erfolgreich.
Ich möchte für die Jugendlichen ein Vorbild sein, indem ich ihnen zeige, dass der ehrliche und langfristig nachhaltige Weg zum Ziel führt. Sie sollen sehen, wie man sein Leben nach hohen ethischen Werten ausrichten und dabei auch finanziell erfolgreich sein kann; dass man auf diesem Weg die Menschen um sich herum schätzen, sich Zeit für seine Familie nehmen kann, für seine Kinder. Dass man bei all dem Sport treiben und Verantwortung für andere übernehmen kann. Auch das ist Erfolg. Und für mich ist er nachhaltiger und motivierender als der Kontostand am Ende des Monats – der trotzdem oder gerade deshalb erfreulich ist und mich gut schlafen lässt.

 

Ein »spiritueller Unternehmer«?

Rational und nüchtern denkende Menschen sollten an dieser Stelle vielleicht weiterblättern, denn jetzt komme ich zu einem Thema, bei dem manche ein bisschen lächeln, und auch ich kann mir manchmal ein Lächeln nicht verkneifen. Aber nicht deshalb, weil ich es albern finde, sondern weil ich immer wieder erstaunt bin, wie gut es funktioniert. Warum das so ist, weiß ich nicht, ich kann es auch nicht beweisen: Ich spreche vom Universum und meinem Glauben an seine Kraft und seine direkte Wirkung auf mein erfolgreiches und erfülltes Leben.

Manchmal bezeichnen mich Menschen, die mich et was besser kennen, als »spirituellen Unternehmer«, weil ich nicht damit hinter dem Berg halte, dass ich an Dinge glaube, die mit rationalen Methoden (noch?) nicht zu erklären sind. Es ist richtig, dass ich – wie viele andere auch – auf der Suche nach Erklärungen und Lösungen bin und Dinge verstehen, sie in einen Zusammenhang bringen möchte. Ein »spiritueller Unternehmer« bin ich deshalb aber längst nicht, eher ein Mensch mit einem gewissen Hang zu spirituellen Sichtweisen.

Spiritualität ist heute ein Begriff mit hoher Konjunktur. Für mich bezeichnet Spiritualität im weitesten Sinn eine geistige Sphäre. Sie ist ein Hilfsmittel, eine zusätzliche Energie-, Kraft- und Antwortquelle, aus der ich schöpfen kann und die mir in schwierigen Lebenslagen hilft. Die Frage nach dem Wesen des Seins beschäftigt mich, seit ich denken kann. Also begann ich, Informationen darüber zu sammeln – wie ich es immer mache, wenn ich mit Themen konfrontiert bin, über die ich bislang wenig weiß: Ich suche auf den verschiedensten Ebenen und setze mich mit den zugrunde liegenden Ideen auseinander. Viele Menschen schalten bei spirituellen Themen in einen gewissen Abwehrmodus und erklären: »Das ist alles Quatsch, es gibt nur das, was man sieht.« Ich mache es anders: Ich versuche, immer offen und unvoreingenommen zu sein und zu bleiben und gewinne dadurch täglich wichtige Erkenntnisse.

Irgendwann begann ich, Bücher zu lesen über Quantenphysik, die Relativitätstheorie, den Urknall, Paralleluniversen und darüber, wie die Welt und das Leben auf der Erde entstanden sind und was mich morgens aus dem Schlaf- in den Wachmodus wechseln lässt. Manche Stoffe waren fachlich so speziell, dass ich die Bücher nach fünfzig Seiten weglegen musste, weil ich sie schlichtweg nicht verstand. Andere dagegen eröffneten mir neue Denkwelten. Die Quintessenz meiner Beschäftigung mit dem Thema war, dass es eine allumfassende Energie geben muss, die sich unserer direkten Wahrnehmung und rationalen Erklärung entzieht. Und ich habe in all den Büchern nicht die eine, sondern die unterschiedlichsten Antworten auf meine Frage gefunden.

Wie diese Energie genau aussieht, weiß ich immer noch nicht und werde es wohl nie in der ganzen Tiefe erfahren. Ich maße mir lieber nicht an zu sagen: »So und nicht anders ist es«, wie vor allem sehr religiöse Menschen es postulieren. Meine feste Überzeugung ist einfach, dass unsere Welt Teil eines unvorstellbar großen Energiefeldes ist, in dem eine unbegrenzte Menge an Energie vorliegt. Diese Energie kann man anzapfen und für sich nutzen.

 

Ich persönlich sehe Gedanken und Wünsche als eine geistige Kraft an, eine bestimmte Form der Energie. Das Universum stelle ich mir als einen bunten Blumenstrauß vor, in dem alles vorhanden ist, was der Mensch sich wünscht oder vorstellt: der richtige Mann oder die richtige Frau; gute Freunde; Freizeitmöglichkeiten; alle Möglichkeiten, ein gesundes Leben zu führen; genügend Geld; zahlreiche reizvolle Plätze und Orte; aber auch Dinge, vor denen er sich fürchtet: Krankheit, Hunger, Armut, Krieg, Mord, Tod. Das Universum fragt uns ständig, welche von diesen Blumen wir uns wünschen, und mit unseren Gedanken, Taten, Worten und Vorstellungsbildern ziehen wir genau das an. Wir sind quasi ein Magnet und bestimmen mit, was dieser Magnet anziehen soll.

In meiner Denkweise funktioniert das so: Um unsere Erdkugel herum schwirren endlos viele Möglichkeiten und Aufgaben. Und wenn ich mir etwas wünsche oder mir eine Aufgabe stelle, sende ich diese Botschaft aus. Zum Beispiel: »Ich will ein Buch schreiben, das für andere Menschen eine Hilfestellung sein kann.« Oder: »Ich will einen Beitrag dazu leisten, dass unsere Welt liebenswerter und friedlicher wird.« In dem Augenblick, in dem ich voller Überzeugung sage: »Ich will das, ich will es wirklich!«, ziehe ich diese Aufgabe oder dieses Thema zu mir heran, und die Energie, die ich Universum nenne, hilft mir bei der Umsetzung – etwa, indem es mir Menschen schickt, die mir helfen, mein Vorhaben in die Tat umzusetzen.

 

Ich vertraue auf diese Kraft des Universums in allen Lebensbereichen. Im Unternehmen zum Beispiel bei der Suche nach den zu uns passenden Mitarbeitern. Wenn man seinen Geschäftssitz in Endsee in Franken hat, in einer eher dünn besiedelten, ländlichen und strukturschwachen Region, könnte es sein, dass man als Unternehmer Schwierigkeiten hat, fähige Mitarbeiter zu finden. Aber das haben wir nicht. Denn wir warten auf den richtigen Zeitpunkt, der eines Tages kommen wird.
Eines von vielen Beispielen ist etwa die bereits Jahre zurückliegende Einstellung einer Kollegin, die heute eine verantwortungsvolle Position innerhalb der bk Group bekleidet. Wenn wir Mitarbeiter suchen, arbeiten wir eng mit einer Sachbearbeiterin der Arbeitsagentur in Rothenburg ob der Tauber zusammen, die unsere Suche mit exaktem Profil in ihre Datenbank eingibt und die Ergebnisse deutschlandweit abruft.

»Herr Wolfarth, ich habe das gewünschte Jobprofil gerade in unserer Jobbörse eingegeben«, erklärte sie mir am Telefon, nachdem wir ihr unseren Suchwunsch übermittelt hatten, »und das Ergebnis ist erstaunlich: Wenn ich ›Enter‹ drücke, wirft mir das System deutschlandweitgenau einen Suchtreffer aus. Es ist eine Frau, und wie es der Zufall will, wohnt sie gar nicht weit weg von Endsee. Sie ist seit zwei Tagen arbeitssuchend und seit zwei Tagen in unserer Datenbank registriert. Wenn Sie wollen, können wir die Dame kontaktieren.«

Hätten wir eine Woche vorher gesucht oder hätte sie sich erst zwei Wochen später registrieren lassen – keine Chance. Wir wären nie zusammengekommen. Es war also der perfekte Zeitpunkt.

Entscheidend dafür, dass das Universum die richtigen Weichen stellt, damit sich unsere Wünsche erfüllen oder wir in der Lage sind, Aufgaben erfolgreich zu absolvieren, ist, dass ich eine konkrete Idee von dem habe, was ich will. Dass ich also genau weiß, welchen Mitarbeiter mit welchen Qualifikationen ich wann benötige. Oder welche Wohnung in welcher Lage, mit welcher Größe und zu welchem Preis. Oder welche Schule für mein Kind. Oder, oder, oder. Ich könnte endlos viele Beispiele aufzählen für erfolgreiche Botschaften an das Universum. Denn das, was man selbst ausstrahlt, kommt auch zu einem, das ist meine feste Überzeugung, und danach handle ich jeden Tag.

 

Die gute Tat

Im Supermarkt in unserem Nachbarort Rothenburg ob der Tauber, kurz vor Ladenschluss: Meine Frau hat mich gebeten, auf dem Nachhauseweg rasch ein paar Tomaten und ein Brot zu besorgen. Wir wollen ins Kino und vorher noch mit den Kindern eine Kleinigkeit essen.

Die gläsernen Automatiktüren des Supermarkts öffnen sich, ich gehe rein, greife mir eine Packung Tomaten und das letzte Brot und flitze zu den Kassen. Es ist nur eine besetzt, vor mir stehen noch zwei Kunden mit ihren Einkaufswagen. Ein Mann legt gerade eine Packung Nudeln, Salat, Zigaretten und eine Flasche Mineralwasser aufs Band, die zweite Kundin hat dagegen einen Einkaufswagen, der schier überquillt. Mist! Das wird dauern. Und ich hab es doch eilig!

In dem Moment, in dem ich das denke, dreht sich die Dame vor mir um und lächelt mich an. »Möchten Sie vor? Sie haben doch nur zwei Sachen!«
Solche oder ähnliche Situationen kennt fast jeder. Und warum erinnert man sich so gut an sie? Weil sie einem so selten passieren. Dabei sind es solche kleinen Dinge, die das Zusammenleben auf unserem Planeten bessermachen könnten, wenn alle Menschen sie bewusster praktizieren würden.

Die kleinen Bedürfnisse des Mitmenschen zu erkennen und auf sie zu reagieren, kostet kaum Zeit, hat aber große Wirkung. Ein guter Mensch zu sein und anderen zu helfen sollte nichts sein, das man sich bewusst vornehmen muss. Aber leider ist dem nicht so. Denn im Alltag läuft man permanent Gefahr, sich aus Bequemlichkeit nur mit sich selbst und den eigenen Bedürfnissen zu beschäftigen und die Wünsche der anderen nicht zu erkennen.

Deshalb habe ich mir vorgenommen, immer offen zu sein gegenüber meinen Mitmenschen, und mir selbst zur Regel gemacht: »Tu jeden Tag bewusst etwas Gutes, um diese Welt friedlicher und liebenswerter zu machen.« Ich spreche nicht von Heldentaten, sondern von den einfachsten, scheinbar normalen Dingen: anhalten, wenn jemand über die Straße will; einer älteren Dame helfen, den Koffer in den Zug zu heben; einen Mitarbeiter aufheitern; jemanden, der anscheinend den Weg nicht kennt, fragen, ob ich ihm behilflich sein kann; oder jemanden einfach nur ansehen und ihm ein Lächeln schenken. Mir geht es darum, dass ich ein Bewusstsein für die Menschen um mich herum entwickle und den Blick für ihre Bedürfnisse schärfe.

 

Dabei unterscheide ich nicht zwischen Privatleben und Geschäft, in der Firma wende ich diese Lebensregel genauso an wie in meiner Familie oder im Freundeskreis. Ich praktiziere bewusst eine zugewandte Umgangsart mit Mitarbeitern und Mitmenschen, weil ich keine Ellenbogenmentalität und keine Egozentrik leben und erleben möchte. Das Schöne daran: Täglich etwas Gutes zu tun ist kein Opfer. Es kostet nichts, außer ein klein wenig Zeit, und es kommt jedes Mal etwas zurück. Und unternehmerisch scheinen wir damit beste Voraussetzungen für Erfolg zu schaffen: Innerhalb der bk Goup haben wir eine höhere Gewinnmarge in Relation zu anderen vergleichbaren Unternehmen, geringere Mitarbeiterfluktuation, ein ausgezeichnetes Betriebsklima und bei alldem auch noch jede Menge Spaß.

 

Über den Autor schreibt der Piper Verlag: Gerold Wolfarth, geboren 1970, absolvierte eine Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann und gründete 1999 gründete seine Unternehmensgruppe als „One-Man-Show“ im zukünftigen Kinderzimmer seines Privatwohnhauses. Seine Geschäftsidee – 365° Objektlösungen & Services – gibt es bis heute kein zweites Mal im Markt. Mit der bk Group lenkt Wolfarth inzwischen ein europaweit agierendes Erfolgsunternehmen mit mehr als 200 Mitarbeitern im fränkischen Endsee – und steht für eine Unternehmensphilosophie, die den Menschen in den Mittelpunkt stellt.

 

 

 

 

 

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