Fragebogen „Nahaufnahme“ mit Ogilvy-CEO Sinthuaree mit dem Spitznamen Bifi

Den Fragebogen „Nahaufnahme“ beantwortet Chai Sinthuaree, Deutschland-Chef der Werbeagentur Ogilvy mit Kunden wie Coca-Cola, Nescafé oder die Deutsche Bahn mit drei Standorten hierzulande und 450 Mitarbeitern.

 

Chai Sinthuaree, CEO von Ogilvy Deutschland (Foto: Ogilvy)

 

Erklären Sie in einem Satz, was Ihr Unternehmen tut?
Ogilvy unterstützt nationale und internationale Unternehmen bei komplexen Kommunikationsaufgaben und langfristiger Markenführung.

 

Womit beginnt Ihr Arbeitstag?
Neben meiner Tätigkeit als Agenturchef habe ich als junger Vater einen weiteren Job: Morgens zwischen sechs und sieben Uhr weckt mich meine bezaubernde Tochter. Wenn sie lächelt, geht für mich die Sonne auf. Richtig wach werde ich dann allerdings erst um acht Uhr beim ersten Kaffee. In der Agentur sitze ich um etwa 8.45 Uhr am MacBook, dann beginnt mein anderer Job mit Abstimmungen, Kundenterminen und Mitarbeitergesprächen.

 

Wie würden Sie sich selbst als Chef beschreiben?
Als Agentur ist es unsere Aufgabe, etwas Noch-nie-Dagewesenes zu entwickeln: eine neue Idee, eine Strategie oder den entscheidenden Impuls, etwas zu verändern.
Deshalb bin ich extrem ehrgeizig und fordere von meinen Kollegen, immer einen Schritt weiter zu denken. Ich will die „Ahhhh“s und „Ohhh“s. Mir geht es darum, in allen Lebenslagen komplizierte Sachverhalte einfach und verständlich zu machen. Dabei bleibe ich (hoffentlich) rundum sympathisch und nahbar.

 

… und was würden Ihre Mitarbeiter darauf antworten?

„Sympathisch und nahbar“ würden sie unterstreichen. Beim Rest würden sie wahrscheinlich sagen, dass ich echt hart nerve.

Tee oder Kaffee?

It all starts with a … Kaffee. Und davon eine ganze Menge.

 

Ihr Spitzname ist…?

Meine Familie nennt mich Bie (gängiger thailändischer Spitzname). In der Grundschule wurde daraus „Bifi“. Der Running Gag war dann immer: „Was ist Chai im Schlafsack? Bifi-Roll!“ (Kinder können sooo gemein sein) Beides war dann bei meinen ersten beruflichen Stationen irgendwann nicht mehr seriös durchsetzungsfähig. Und so wurde aus Chaichana dann Chai. Und das ist immer der Ice Breaker: „Das heißt doch …“ „ja genau …“ „nein … nicht auf thailändisch….“ „freu mich auch Sie kennenzulernen.“

 

Verraten Sie eine Marotte?

Obwohl ich für eine moderne digitale Agentur sowie Lebens- und Arbeitsweise stehe und alles auf einem Smartphone verfügbar ist, drucke ich mir Flug-, Bahn-Tickets und Reservierungen immer aus. Warum? Ich weiß es wirklich nicht, vielleicht die Angst vor dem leeren Akku. Bei Kontrollen halten dann alle ihr Smartphone hin, ich falte mein Blatt Papier auf. Das sorgt regelmäßig für Gelächter bei den Mitreisenden.

 

Was bringt Sie in Harnisch?

Unterdrückung von Schwächeren in jeglicher Art. Ob privat, beruflich, gesellschaftlich und politisch.

 

…und was bringt andere an Ihnen in Harnisch?

Ein großes kulturelles Missverständnis: das asiatische Lächeln, das mir in die Wiege gelegt wurde. Ich scheue weder Konflikte noch Aussprachen und arbeite in einem sehr streitbaren Umfeld. Da wird für eine Idee gerne intensiv diskutiert und gekämpft. Wenn es dann mal lauter und hitziger wird, lächle ich immer automatisch. Das irritiert, wenn man kulturell westlich geprägt ist.

 

Was möchten Sie gerne im Ruhestand oder dann machen, wenn Sie wirtschaftlich unabhängig sind, nicht mehr in Ihrer Firma tätig sind und ganz viel Zeit haben?

Zur Ruhe kommen, kochen, essen, tolle Menschen um mich herum haben. Mein Traum wären zwei Wohnsitze am Meer: einen hier in Deutschland auf einer ostfriesischen Insel (meine Frau und ich lieben Juist), der andere am Strand im Süden in Thailand. Und dann vielleicht ein Buch über meine 50 Jahre Erfahrung in der Werbung schreiben.

 

Was schätzen Sie an anderen Menschen am meisten?

Wenn sie offen sind, hart in der Sache, aber ehrlich und fair.

 

Auf welche drei Dinge könnten Sie niemals verzichten?

Kartoffelchips, Coke Zero, etwas zum Daddeln. Im Herzen bin ich ein Gamer und Spieljunge geblieben.

 

Wenn Sie für einen Tag den Job von jemand anderem übernehmen könnten – welcher wäre das?

Ich bin von Natur aus extrem neugierig und möchte mir viel Wissen aneignen und große Zusammenhänge verstehen. Einmal ein Tag Chef eines der größten Geheimdienste sein und – „schwups!“ – macht vieles danach wieder sicherlich mehr Sinn. Vielleicht waren unsere Astronauten ja doch nie auf dem Mond.

 

Die kleine ferngesteuerte Mini-Drohne steht an Sinthuarees Tisch. „Ab und zu lasse ich sie im Großraum-Büro rum herumfliegen: zur Entspannung, um mal an was Anderes zu denken und meine Kollegen von der Arbeit abzulenken. Man muss sich schon sehr konzentrieren, um sie zu fliegen. Das hilft mir auch, eines der wichtigsten Management-Prinzipien zu versinnbildlichen: ´Management by helicopter´. Einschweben, Staub aufwirbeln und wieder abheben. So bin ich natürlich nicht.“

 

 

 

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