Digitales Misstrauen – Gastbeitrag von Uwe Kohrs, Chairman des Agenturverbands GPRA und Chef von Impact
GPRA-Vertrauensindex zeigt die Vorbehalte gegen Top-Ten-10 der Digitaldienstleister

Uwe Kohrs, Chairman der GPRA und Chef der Agentur Impact
Längst sind große Digitaldienstleister ein normaler Bestandteil des digitalen Lebens der Deutschen geworden. Man kennt sich, nutzt im großen Stil die Leistungen, aber trotz aller investierten Werbemillionen für ein positives Image ist das Verhältnis mit der Öffentlichkeit in der Republik von großem Misstrauen geprägt.
Das ist ein Ergebnis des aktuellen Vertrauensindexes des Verbandes der führenden PR-Agenturen GPRA. Danach sind zwar die Bekanntheitswerte aller Anbieter sehr hoch, aber die Vertrauenswerte eher niedrig. Lediglich Wikipedia schafft es, mehr als 50 Prozent der Befragten in Sachen Vertrauen zu überzeugen. Alle übrigen neun Anbieter bleiben im Durchschnitt zum Teil deutlich unter dieser Marke.
Einzig in der Kategorie Qualität und Service kommen zumindest einige der abgefragten Dienstleister an diesen Wert heran und können einigermaßen überzeugen. Die Top-Position belegt auch hier wie in nahezu allen Fragekategorien Wikipedia, dass ein hohes Vertrauen bei den Befragten genießt.
Deutsche Herkunft hilft dem Image nicht, Facebook mit dem meisten Misstrauen
Auch das Label „Made in Germany“ hilft in der Vertrauensgunst offenbar wenig. Sowohl Web.de als auch GMX, die mit diesem Label in Sachen Datenschutz werben, landen im Mittelmaß. Man scheint ihnen das nationale Datenschutzversprechen schlicht nicht zu glauben. Der große Verlierer der Befragung ist aber mit weitem Abstand Facebook, das so richtig unter die Räder gekommen ist. Werte von 80 Prozent Misstrauen im Bereich „verantwortliches Handeln“ stehen für ein echtes Problem im öffentlichen Profil – und das beim größten sozialen Netzwerk.
Da ist es schon fast eine Petitesse, dass der Wert für das Vertrauen in die Einhaltung des Datenschutzes noch schlechter ausfällt. Bei Facebook hat sich die andauernde Kontroverse über Shitstorms, Fake News und Hassposts sichtbar in der Öffentlichkeit ausgewirkt. Trotz begonnener Werbeanstrengungen wird es einige Zeit erfordern, hier wieder Vertrauen aufzubauen. Dies umso mehr, als die Auseinandersetzungen über Datenschutz, Nachrichtenselektion undsoweiter noch längst nicht vom Tisch sind. Durch das Berliner Vakuum ist hier nur eine kurze Pause entstanden.
Vertrauen – in der digitalen Welt die wichtige Währung, egal wie alt die User sind
Das gilt auch für alle anderen Anbieter im Ranking, die keinen Grund haben, sich auf ihren Mainstream-Platzierungen auszuruhen. Denn Vertrauen ist auch in der schönen neuen digitalen Welt eine wichtige Währung. Und die Befragung macht deutlich, dass es hier keine Unterschiede zwischen den User-Generationen gibt. Das sollte auch den angefragten Platzhirschen zu denken geben, denn in der disruptiven Welt der Digitalisierung sind die Zyklen, in denen Platzhirsche unter die Räder kommen können, deutlich kürzer geworden.
Erst Vertrauensverlust, dann sinkt die Marktakzeptanz
Das Ergebnis von Facebook in der vorliegenden Repräsentativ-Untersuchung ist ein guter Beleg dafür. Zuerst verliert man das Vertrauen und dann die Marktakzeptanz? – Hat man, glaube ich, schon mal gehört.
GPRA-Vertrauensindex 2017:
Ehrlichkeit der Aussagen | Prozent |
Wikipedia | 71 |
56 | |
Amazon | 54 |
eBay | 50 |
t-online | 49 |
YouTube | 45 |
web.de | 34 |
gmx.de | 33 |
Yahoo | 33 |
22 | |
Verantwortliches Handeln | Prozent |
Wikipedia | 64 |
48 | |
eBay | 48 |
Amazon | 46 |
t-online | 43 |
YouTube | 41 |
Yahoo | 38 |
gmx.de | 36 |
web.de | 32 |
21 | |
Qualität und Service | Prozent |
Wikipedia | 66 |
eBay | 54 |
YouTube | 53 |
52 | |
t-online | 51 |
Amazon | 49 |
web.de | 45 |
gmx.de | 45 |
38 | |
Yahoo | 35 |
Einhaltung des Datenschutzes | Prozent |
Amazon | 51 |
eBay | 48 |
Wikipedia | 47 |
t-online | 42 |
32 | |
web.de | 32 |
gmx.de | 28 |
YouTube | 24 |
Yahoo | 19 |
18 |