„Keiner traut sich mehr, eine Haltung zu haben“

Da gehe ich zu einer Charity-Veranstaltung der intelligenten Art – von DKMS Life – und höre plötzlich Sätze wie diese: „Heute traut sich keiner mehr, eine Haltung zu haben“, trug Armin Morbach im Düsseldorfer Restaurant „Lido“, dem Kubus im angesagten Medienhafen gestern mittag vor. Und weiter: „Meinung haben, ist zur Zeit nicht gefragt“.

Ich wünschte, die Sätze würde auch ein DAX-CEO, wenigstens einer der 30, von sich geben. Wenn es nämlich um solche grundlegenden Dinge geht, verstecken sich alle lieber schnell hinterm Baum, statt Farbe zu bekennen. Aber vielleicht fehlt ihnen auch gerade die Haltung, sie ist ihnen sozusagen auf dem Kaminkehrer-Weg nach oben abhanden gekommen.

 

Armin Morbach

 

100 Bälle ins Gesicht

Doch zurück zu DKMS-Life-Lunch: Armin who? Ok, ok ok ok, wer „Germanys next Topmodel“ ansieht und das schon seit der ersten Staffel, kennt den Juror, den Visagist und Fotograf aus Hamburg. Er sei der, der für ein Foto schon mal jemand 100 Bälle ins Gesicht klebt, erzählt er selbst über sich. Der seine Bilder inszeniert und sie als Statement versteht. Das ließ aufhorchen.

 

 

„Der lustige Klaps-Kalle auf dem roten Teppich“

Morbach ist eine Art Aushängeschild für Schwarzkopf, Haarexperte und Backstage-Betreuer, der auch Schulungen bei DM durchführt. Er sei „der lustige Klaps-Kalle auf dem roten Teppich“, der einst aus Bayern nach Miami gegangen ist. Der Fürstin Gloria frisiert hat und Tina Turners unechte Haare kennt.

Und er erzählt von seinen Eltern, die ihm nach Hamburg aus Bayern nachgezogen sind und nun für ihn arbeiten. Der Grund ist einfach wie anrührend. Seine Mutter hatte vor 15 Jahren auf der Autobahn einen Herzinfarkt, nun wolle er seine Mutter in der Nähe haben, um selbst auf sie aufpassen zu können.

Es geht um´s Kaschieren

Doch worum es eigentlich bei diesem Event von DKMS Life ging, war das: Die gemeinnützige Organisation will weiterhin Brustkrebs-Patientinnen helfen. Den 230.000 die jedes Jahr in Deutschland erkranken. In mehr als 300 Kliniken veranstaltet DKMS über 1400 Seminare für krebskranke Frauen, verschickt 180.000 Produkte und will ihnen helfen, sich nicht unterkriegen zu lassen. Das ist nämlich spätestens nach zwei Drittel der überstandenen Chemos sehr wichtig, auch wenn es sich für Beobachter zunächst befremdlich anhört. DKMS Life hilft Betroffenen, ihre Krankheit, ihr Schicksal zu kaschieren.

 

Nix mit versponnen und eitel

Weil nicht jede Frau von jedem anderen und x-beliebigen Fremden bemitleidet werden will, Rede und Antwort zur Krankheit stehen will und so normal wie möglich leben will. Denn in der Zeit verlieren sie Augenbrauen, Wimpern und die letzten Haare. Im Klartext: Es wird ganz schwer, sein Schicksal zu verstecken. Die letzte Selbstsicherheit geht flöten. Mitleidige Blicke auf der Strasse und überall helfen dann wenig. Für diese verzwickte Situation gibts über DKMS Schminkkurse, die vielleicht besser einen anderen Namen bekämen, damit Laien die Charity-Lunchs nicht mit versponnenen, eitlen Veranstaltungen verwechseln.

 

 

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