Wie sich Frauen um ihre Karriere bringen – etwa indem sie mit fachlichem Können langweilen. Gastbeitrag von Silvia Hänig

Womit bringen Frauen sich selbst um ihre Karriere? Silvia Hänig von Ikom, strategische Beraterin von Professional Services wie Microsoft und Hays, zeigt die Fallen. Sie unterstützt Unternehmen bei ihrer Führungskommunikation und Frauenkarrieren in der digitalen Ära.  (Gastbeitrag)

 

 

Silvia Hänig

Silvia Hänig

 

Klischees, die die Karriere kosten

Einmal mehr das Meeting-Protokoll führen, zum wiederholten Mal den Kaffee in der Team-Besprechung nachschenken oder dem männlichen Kollegen auf seine Bitte hin: „Du kannst das doch so schön“, die längst fällige Präsentation aufhübschen.

 

 

Die Schublade Arbeitsbiene

Was Frau anfangs noch als nette Geste oder kleinen Gefallen für ihre männlichen Führungskollegen wertet, wird ihr spätestens auf dem Karriere-Weg nach oben zum Verhängnis. Fast immer haben die männlichen Kollegen schon längst gedanklich in die Schublade Arbeitsbiene einsortiert: emsig, akribisch und stets bemüht. Also taugt sie maximal für als Teamchefin oder für eine Fachkarriere. Aber mehr nicht.

 

Die Karriere – mit geschäftlicher Gesamtverantwortung – ist schon vorbei, bevor sie überhaupt begonnen hat. Denn Frauen werden in der Assistentinnen-Rolle wahrgenommen. Männer als Chefs ändern ihre Perspektive da auch kaum mehr und machen aus: „sie ist bemüht“ ein „sie hat Potenzial“.

 

Männliche Verhaltensmuster: Ihre unbewusst eingesetzten und erlernten Führungslogiken machen es Frauen unmöglich, Karriere zu machen. Jedenfalls nicht mit Überzeugen durch Leistung.

 

Versteckte Spielregeln

Anders sieht das aus, wenn man um die Wirkung dieser versteckten Spielregeln weiß, und sie bereits im Vorfeld geschickt aushebelt. So wie beispielsweise die neue LinkedIn Deutschland-Chefin Barbara Wittmann. „Ich habe mich intern um einen Job beworben, den niemand machen wollte“, sagt sie. Damit hat sie sich aus der Außenposition Respekt und Vertrauen des Managements erworben.

 

Manchmal ist ein unbequemer Weg eben notwendig, damit Chefs die Managementqualitäten bei Frauen sehen und schätzen lernen können.

 

Mit fachlichem Können langweilen

Viel Luft nach oben hat so manche Dame aus dem mittleren Management auch, wenn es darum geht, ihr Gegenüber in seinen Erwartungen einzuschätzen und danach zu handeln. Wie oft kommt es vor, dass Frauen mit exzellenten Fachkenntnissen meinen, sie seien allein wegen ihres immensen Wissens schon geeignet für die Geschäftsführung. Und dann stehen sie vor dem Europa-Chef und langweilen ihn mit fachlichem Können, was ihn nicht wirklich interessiert. Er will sich vielmehr vergewissern: habe ich hier die richtige Person auf der richtigen Position, um die Unternehmensergebnisse zu erzielen.

 

Mein Fazit: Frauen müssen lernen, ihr Verhalten am Interesse ihres Gegenübers auszurichten. Je nach Position ist dieses Interesse allerdings unterschiedlich: Sind Vorstände und Geschäftsführer an Resultaten und ihrem eigenen Image interessiert, wollen Teamassistentinnen, Marketingreferentinnen und Vertriebsassistenzen meist nur wissen, ob etwas erledigt wurde. Projektleiter haben in aller Regel nur ihren eigenen Nutzen, das Aufwand-Nutzen-Verhältnis, im Visier.

 

Weniger kümmern

Es wundert mich, wie selten Frauen bisher mit diesem Werkzeugkasten der Augenhöhe-Diskussion arbeiten. Denn eigentlich müssten sie, denen man hohes Einfühlungsvermögen und Intuition zuschreibt, Meister dieses Fachs sein. Ein bisschen weniger kümmern wie Mütter, ein bisschen am Selbstbewusstsein arbeiten und Reflektion an den Tag legen, dann sollten die vorurteilsbeladenen Handlungsmuster irgendwann perdu sein.

 

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