Da war er wieder dieser niederträchtige Satz. Diesmal kam er aus dem Mund eines Geschäftsführers von einem einflussreichen Lobby-Verband. „Wir würden ja gerne Frauen fördern, wenn es denn wenigstens ausreichend qualifizierte weibliche Ingenieurinnen gäbe“.
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Zwei Lügen in einem Satz. Die zweite ist, dass es keine qualifizierten Frauen gebe. Ich kenne mindestens zehn solcher Ingenierinnen, von denen jede zweite auch promoviert ist. Doch als ich das anmerkte, folgte darauf nur ungläubige Sprachlosigkeit.
Ein Einzelfall? Leider nein. Immer wieder zaubert Mann die Mär von der nicht vorhandenen Fach- und Führungskompetenz der Frauen aus dem Hut, um vorzugeben: Man fördere ja im Grundsatz Frauen. Wenn es nur welche gäbe.
Sicher, um geeignete Frauen muss man sich bemühen und bei ihnen nachhaltig Vertrauen und Karriereoptionen aufbauen. Meist sitzen sie – für die Außenwelt quasi unsichtbar – auf der dritten oder vierten Führungsebene auf Projektthemen, die zwar im Konzern als innovativ gelten. Aber leiderleider keine echte Leitungsverantwortung beinhalten und damit fern von der Macht sind. Andere verantworten große Produktions- und Werkseinheiten – gerne in Ostdeutschland – sind aber immun gegen die gängigen Rekrutierungsmuster einschlägiger Personalberater.
Ein Beispiel gefällig? Für Frauen, die ausgebremst werden? Ich kenne eine Frau Dr. Ing., die bei einem Premium-Automobilhersteller arbeitet. Obgleich sie vorher persönliche Referentin des Konzernchefs mit entsprechender Auslandserfahrung in China war, wurde sie immer wieder bei Beförderungen übergangen.
Zum einen war sie in den entscheidenden Jahren ihrer Laufbahn schwanger, auch wenn sie stets in Vollzeit und in weniger als sechs Monaten nach der Geburt wiederkehrte.
Zum anderen hatten ihre Vorgesetzten in diversen Management-Meetings – natürlich ohne Frauenbeteiligung – immer wieder darauf hingewiesen, dass diese Ingenieurin fachlich extrem gut qualifiziert sei. Dass sie ihre Teams gut managt und insgesamt über eine hohe Akzeptanz in der Techniksparte verfügt.
…..aber dass man ihr den Top-Job nicht gibt, weil ja damit zu rechnen sei, dass sie aufgrund ihrer Kinder zeitweilig ausfalle.
Na klar. Nicht dass der Mann, der statt ihrer den Zuschlag bekam, keine vier Kinder gehabt hätte – aber der hatte eine Frau zu Hause, die die Kindererziehung übernommen hatte.
Erstaunlich nur, dass in Zeiten des demografischen und kulturellen Wandels, alte Zöpfe immer noch Dauerkonjunktur haben – und die Unternehmen veraltete Rollenbilder befürworten.