Naujoks in New York (IV): Regeln, die keiner einhält – und trotzdem klappt´s

Für drei Monate ist Stephan Naujoks, 49, CEO und Co-Gründer des Kieler Start-ups Snapmobl, in New York über das German Accelerator Programm. Snap­mobl transformiert Webseiten von Kleinunternehmen vollautomatisch in Smartphone-optimierte Varianten.  Snapmobl vermarktet diese Lösung seit einem knappen Jahr und hat seitdem rund 4.500 Webseiten transformiert .

Folge IV:

Die Woche begann gleich mit einem Feiertag: Montag war der Martin-Luther-King-Day, der in den USA als gesetzlicher Feiertag gilt. Der Feiertag ist immer am dritten Montag des Jahres, also nicht genau am Geburtstag des Bürgerrechtlers und Baptistenpastors.

 

Das Büro war leer, morgens die U-Bahn auch. Das Gegenteil habe ich vor ein paar Tagen erlebt: Als ich meine U-Bahnstation betrat, war es – wie üblich – recht leer. Aber es kam jedoch keine Bahn – und innerhalb von 15 Minuten war der Bahnsteig so voll, dass niemand mehr darauf kam.

 

Als dann doch nach einen knappen halben Stunde Züge eintrafen, waren die so voll, dass pro Tür auch nur zwei bis drei Leute einsteigen konnten. Und das waren nur die, vor denen die Tür zum Halten kam. Chaos perfekt! Statt der üblichen 45 Minuten für meinen Weg ins Büro brauchte ich eineinhalb Stunden. Warum keine Bahn kam? Ich hab´s bis heute nicht herausfinden können.

 

Ein Fahrradweg in New York

Nun habe ich auch eine Alternative zur U-Bahn gefunden: Es gibt tatsächlich Radwege in New York. Hier das Beweisbild:

 

Radweg in New York

Radweg in New York

 

Bei den winterlichen Temperaturen von acht bis zehn Gard minus nutzen das Fahrrad allerdings nur die Auslieferungsservices der Einzelhändler. Dabei scheint es ok zu sein, auch ohne Licht Rad zu fahren. Ich habe bisher nur einen Einzigen mit Licht gesehen. Fairerweise sei erwähnt, dass die Straßen hier auch nachts taghell beleuchtet sind.

 

Rot ist eine Farbe und kein Hindernis – auch nicht  auf Ampeln

Vielleicht ist aber auch die Polizei in diesen Dingen toleranter: Es ist hier ja wie in allen Großstädten üblich, die Straße zu überqueren, wenn es der Verkehr zulässt. Und das stimmt selten mit den Signalen der Fußgängerampel überein. Allerdings passiert das auch regelmäßig direkt vor einem wartenden Polizei-Fahrzeug, ohne dass das Konsequenzen hat. Daran habe ich mich dann auch ganz schnell angepasst.

 

In anderen Dingen ist die Polizei überhaupt nicht tolerant. Das folgende Bild zeigt, wie der Arm des Gesetzes beim Parken auf dem Fußgängerüberweg zuschlägt. Der Fahrer tauchte auf und wollte verhandeln. Der Polizist war jedoch in keiner Weise diskussionsbereit. Kostenpunkt mindestens 65 Dollar.

 

Knöllchen von der Polizei

Teure Knöllchen von der Polizei

 

Die Regel, die niemand beachtet – auch nicht Hundebesitzer

Ebenso tolerant scheint es bei den Hundebesitzern zuzugehen: Im Central Park gilt zwar Leinenpflicht „außerhalb gekennzeichneter Flächen“. Aber morgens um sieben Uhr habe ich noch keinen angeleinten Hund gesehen. Und es funktioniert! Genauso gut wie das Radfahren ohne Licht.

 

Neben den Menschen und Hunden gibt es noch weiteres Leben in NY – hier der Beweis:

 

Eichhörnchen

Eichhörnchen in New York

 

Und eine weitere Überraschung: Ich habe ein Brot gefunden, dass exakt so schmeckt, wie ein Brot schmecken muss. Eine ganz kleine Bäckerei in der Nachbarschaft backt diese Delikatesse. Da das Frühstück meine wichtigste Mahlzeit am Tag ist, zeigt meine Zufriedenheitskurve steil nach oben!

 

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Überhaupt gibt es noch ein paar tolle Shopping-Eindrücke, beispielsweise die Linsensuppe á la Feinkost-Aldi für 4,69 Dollar oder die Tiefkühlpizza für 11,69 Dollar.

 

Linsensuppe

Linsensuppe

 

Pizza

Pizza

 

Auch gefiel mir diese Schaufenster-Dekoration in China Town besonders:

 

Hähnchen in Chinatown

Hähnchen in Chinatown

 

Ein Gegensatz in New York fasziniert mich immer noch: Auf der einen Seite herrscht eine unglaubliche Hektik. Jeder hibbelt an der Ampel, ob er nicht schon ein paar Sekunden früher los kann. Ich bin die Tage auf dem Weg zu einem Meeting zur Rush Hour an der Penn-Station gelandet. Am Ausgang konnte ich nicht auf meinem Smartphone kurz die Wegrichtung überprüfen, ohne von meiner Wand mit dem Strom schier weggeschwemmt zu werden.

 

New Yorker haben nichts gegen Schlange-stehen – schon gar nicht beim Bäcker

Auf der anderen Seite scheint niemand ein Problem zu haben, sich an einer riesig langen Schlage anzustellen, an der man bestimmt 20 Minuten warten muss. Ein Beispiel sind die morgendlichen Schlangen in den Kaffee-Shops, die teilweise bis vor das Gebäude reichen. Auf meinem Weg zum Büro sehe ich jeden Morgen solch ein Phänomen:

 

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Schlangestehen vor der Bäckerei

 

Die Leute auf dem Bild warten nicht etwa auf den Einlass in eine Botschaft oder auf den Bus. Nein, es geht um eine einfache Bäckerei. Alle drei Minuten wird ein Stoss hereingelassen, der Rest muss weiterwarten. Interessant: Das Schild für den Beginn der Schlange steht nicht am Eingang der Bäckerei. Dann würde die Schlange nämlich vor dem Schaufenster des benachbarten Liquor Stores stehen. Ist da ein Zusammenhang erkennbar?

 

Das Restaurant namens Essen

Ebenso gut gefüllt sind Restaurants und Imbisse um die Mittagszeit. Der kürzeste Weg von unserem Büro führt zu „Essen“: Der Name ist Programm. Ein Fertiggerichte-Selbstbedienungs-Restaurant, in dem man aber auch für zehn Dollar essen kann.

 

 

"Essen" in New York

„Essen“ in New York

Mehr zum Programm: http://germanaccelerator.com/program/

Mehr zu snapmobl: http://snapmobl.com

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