Umfrage tangente: Veränderungsdynamik des Rechtsmarkts

tangente-trend-Barometer. Die Stimmung zur Veränderungsdynamik im deutschen Rechtsmarkt – Umfrage unter den 60 umsatzstärksten Kanzleien – Ein Gastbeitrag von Strategieberater Torsten Breden von radius1:

 

„Die Studie von radius.1 und der tangente skizziert Trends und Zukunftsaussichten im deutschen Rechtsmarkt – dabei sind sich die Befragten einig, dass der deutsche Rechtmarkt starke Veränderungen erfährt, die sich auf die Geschäftsmodelle der Kanzleien auswirken werden. Eine Mehrzahl sieht bisher keine vernünftigen Antworten auf die drängenden Fragen des Marktes.

 

Der Veränderungsdruck mag in Deutschland noch nicht so spürbar sein wie in den USA oder in England. Doch auch hierzulande wird immer lauter von der Veränderungsdynamik des Rechtsmarktes gesprochen. Entsprechend gibt es Konferenzen, Vortragsreihen und Roundtable, bei denen einmal mehr, einmal weniger stark die gravierenden Umwälzungen im Rechtsmarkt diskutiert werden.

 

Wir haben uns gefragt, wie der Markt und seine Dynamik von den Marktteilnehmern, das heißt von den Kanzleien selbst eingeschätzt und wahrgenommen werden. Mit Hilfe eines kurzen Stimmungsbarometers haben wir erstmals den Puls der wirtschaftsberatenden Kanzleien gefühlt. Uns hat interessiert, wie die Anwältinnen und Anwälte die Veränderungsdynamik einschätzen und wie gut sie die Kanzleien auf die anstehenden Veränderungen vorbereitet sehen. Zudem haben wir nach dem Konsolidierungsdruck, den Veränderungen auf die Geschäftsmodelle der Kanzleien und dem Einfluß von alternativen Rechtsdienstleistungsanbietern gefragt.

 

Ergebnis 1: Die Veränderungsdynamik im Markt wird als sehr hoch eingestuft

Über die Hälfte der Befragten, stuft die Veränderungsdynamik im deutschen Rechtsmarkt als sehr hoch ein. 49% stimmten zu, dass der Markt sehr starke Veränderungen durchläuft, die sich auch auf die Geschäftsmodelle der Kanzleien auswirken werden. 4% sehen den Markt sogar vor einem radikalen Umbruch.

 

Ergebnis 2: Beharrungsvermögen der Wirtschaftskanzleien

Die Frage, wie gut die großen Wirtschaftskanzleien in Deutschland auf künftigen Veränderungen im Rechtsmarkt vorbereitet sind, hat sehr stark polarisiert. Während 41% der Studienteilnehmer den Kanzleien attestiert haben, auf einem guten Weg zu sein, sehen 42% noch keine vernünftigen Antworten auf die bevorstehenden Herausforderungen.

 

Torsten Breden, Strategieberater für Kanzleien

Torsten Breden, Strategieberater für Kanzleien und Geschäftsführer von radius1

 

Ergebnis 3: Auswirkungen auf das klassische Geschäftsmodell werden erwartet

56% der Befragten sind sich sicher, dass sich künftig neben dem klassischen Geschäftsmodell auch alternative Geschäftsmodelle etablieren werden. 18% der Befragten gehen sogar davon aus, dass der Erfolg einer Kanzlei künftig von der Innovationskraft des zugrundeliegenden Geschäftsmodells abhängig sein wird.

 

Ergebnis 4: Konsolidierungsdruck steigt

30% der Befragten erwarten für die nächsten Jahre eine Konsolidierungswelle unter den großen Wirtschaftskanzleien in Deutschland.

 

Ergebnis 5: Alternative Rechtsdienstleistungsanbieter nehmen keine Arbeit weg

Auf die Frage, ob alternative Rechtsdienstleistungsanbieter wie SmartLaw oder Xenion Legalden klassischen Großkanzleien in Deutschland Arbeit wegnehmen, haben nur 12% der Befragten mit einen klaren Nein geantwortet. Der Aussage, dass dies bereits vereinzelt auftrete, aber kein ernstzunehmendes Problem für die Kanzleien darstelle, haben sich 52% der Befragten angeschlossen. 19% sahen dies vermehrt und spürbar auftreten, 5% räumen den alternativen Rechtsdienstleistern gar das Potential ein, den Markt komplett zu verändern.

 

Fazit

Betrachtet man die Ergebnisse der Studie als Pulsmessung, dann scheint der Blutdruck des deutschen Rechtsmarktes zu steigen. Insgesamt wird die Veränderungsdynamik von den befragten Juristinnen und Juristen der führenden Wirtschaftskanzleien als sehr hoch eingeschätzt und die Bedeutung neuer Geschäftsmodelle gesehen. Auch der hohe Konsolidierungsdruck wird bestätig. Zugleich aber glauben viele bereits auf einem guten Weg zu sein und sehen weiterhin keinen ernsten Handlungsbedarf. Dies scheint sich zum Teil zu widersprechen. Es mag aber auch Ausdruck der derzeitigen Ambivalenz zu sein, die zumindest den deutschen Rechtsmarkt zu charakterisieren scheint. Für die meisten Marktteilnehmerinnen und Markteilnehmer ist inzwischen sicher, dass grundlegende Umwälzungen stattfinden werden – unklar ist den Betroffenen nur, wie man damit umgehen soll.

 

 

* Beschreibung der Studie

Für das Trend Barometer des deutschen Rechtsmarkts haben wir 60 Wirtschaftskanzleien in Deutschland – darunter auch die umsatzstärksten Kanzleien –eingeladen, an unserer kurzen Befragung teilzunehmen. In den Kanzleien sind wir vornehmlich auf die Berufsträgerinnen und Berufsträger zugegangen. Zudem haben wir über Soziale Netzwerke für die Teilnahme an der Befragung geworben. Die Umfrage wurde mit Hilfe eines Online-Befragungstools anonym durchgeführt: wir haben 168 auswertbare Rückmeldungen erhalten. Insgesamt haben wir fünf Themenblöcke erhoben und zu jedem Themenblock jeweils fünf Antwortmöglichkeiten vorgegeben. Mehrfachnennungen waren nicht möglich. Nach der aktuellen ersten Ausgabe sind im Jahresrhythmus Folgeausgaben des Trendbarometers mit thematischen Vertiefungen geplant.“

 

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