„Wie naiv ist Microsoft-Chef Nadella?“ fragt Headhunterin Sabine Hansen

Microsoft-Chef Satya Nadella verblüffte vor ein paar Tagen ausgerechnet bei einer Konferenz für weibliche Fachkräfte in der Computerbranche in Phoenix in Arizona mit einem drolligen Tipp: Der Top-Manager riet den Frauen, am besten nie um eine Gehaltserhöhung zu verhandeln. Stattdessen – so sein profunder Rat – sollten sie darauf vertrauen, dass „das System“ für die richtigen Lohnzuwächse im Laufe ihrer Karriere sorge, berichtete die „Süddeutsche Zeitung“.

Der Microsoft-Chef argumentierte: „Nicht nach einer Gehaltserhöhung zu fragen, sei `gutes Karma´ und zeige dem Chef, dass die Angestellte vertrauenswürdig sei und mehr Verantwortung übernehmen könne.“

Man solle sich nur in Geduld fassen und brav arbeiten, dann käme das gute Gehalt von ganz alleine. Ob er das auch Männern geraten hätte, frage ich mich?

Vor allem bei dem Kurznachrichtendienst Twitter erntete der Top-Manager Spott und Hohn. http://www.handelsblatt.com/unternehmen/it-medien/unmut-ueber-satya-nadella-microsofts-gehaltstipp-fuer-frauen-sorgt-fuer-aerger/10822466.html

Nadellas Sicht der Dinge entspricht – zumindestens in Deutschland – nicht der gängigen Überzeugung von Karrierere-Coachs oder Personalberater. Die unterstellen eher: Wenn jemand nicht mal für sein Gehalt kämpft, wie soll er sich überzeugend in seinem Job einsetzen? Oder so ähnlich. Egal, wie mies es gerade der Branche oder dem Unternehmen geht – das muss ein Profi können, egal ob Mann oder Frau.

Headhunterin Sabine Hansen bei Amrop Delta

Headhunterin Sabine Hansen bei Amrop Delta

Sabine Hansen, Headhunterin und Geschäftsführerin bei der Personalberatung Amrop Delta meint hierzu:

„Die Äußerung von Microsoft-Chef Satya Nadella deutet auf eine gewisse Naivität der Führungskraft hin. Denn das System ist nachweislich nie besonders großzügig mit weiblichen Führungskräften, die ohne weiteres auch im internationalen Kontext Lohnabweichungen von bis zu 40 Prozent nach unten hinnehmen müssen – ohne dass es hierfür einen leistungs- oder qualifikationsrelevanten Hintergrund gibt.

Natürlich könnte Nadellas Rede von einem guten Karma auch so verstanden werden, dass Top-Frauen ihren Wert kennen und ihn nicht explizit einfordern müssen. Sondern dass es im ureigen Interesse der betreffenden Unternehmen ist, sie zu fördern und fordern.

Das mag im Einzelfall sogar zutreffen – wie bei Melissa Mayer als CEO von Yahoo -, aber die breite Masse der weiblichen Führungskräfte kann Nadella nicht meinen. Diese Frauen müssen sich sogar von Personalberatern und Coaches schulen lassen und von denen erst mal herausbekommen, welche Gehaltsforderungen marktgerecht und im Vergleich adäquat sind.“

Übrigens: Gerade die amerikanischen IT-Unternehmen werden schon lange kritisiert, weil sie zu wenig Frauen an Bord haben und jene „schwierigen Arbeitsbedingungen ausgesetzt“ seien, so die „Süddeutsche Zeitung“ . Bei Microsoft etwa sei nicht einmal ein Drittel der Belegschaft weiblich.

Vielleicht fehlt denen einfach die Geduld, auf den Geldsegen vom Arbeitgeber zu warten. Und das ist denn auch die angeblich negative Eigenschaft, die Manager in Promi-Fragebögen oder in Portraits am allerliebsten als ihren „größten Fehler“ verkaufen: ihre Ungeduld.

 

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