Was macht man mit Gästen, die einem hochwillkommen sind? Man bittet sie in die gute Stube. Was macht eine Werbeagentur, die sicher gehen will, dass eine ganz bestimmte Botschaft die Journalisten bei ihrer Pressekonferenz erreicht? Sie verlässt sich nicht darauf, dass die Gäste eine Power-Point-Präsentation in einem normalen Konferenzraum verstehen, sondern bittet sie dazu in das zweite Untergeschoss. Direkt in die Tiefgarage zu den geparkten Autos.
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So hat es Dickjan Poppema, der Chef der Düsseldorfer Werbeagentur Grey vor ein paar Tagen angestellt. Denn weder mit den Ergebnissen der Agentur noch mit der Moral der Mannschaft habe es noch tiefer in den Keller gehen können, als er vor im vergangenen Jahr hier anheuerte, erzählt der Werber. https://blog.wiwo.de/management/2013/05/29/ein-teller-sudtiroler-salat-mit-grey-chef-dickjans-poppema%C2%B4s-fremdsprachen-schwabisch-englisch/
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Statt langen Sitzreihen stehen hier acht Zweisitzer-Sofas und Stehtische. Von vorweihnachtlicher heimeliger Atmosphäre – wie früher, denn traditionell findet die Grey-Pressekonferenz stets am Dienstag vor Nikolaus statt – kann keine Rede mehr sein. Aber das genau sollte auch vermittelt werden: Mit den Traditionen der früheren Geschäftsführer Bernd Michael, Frank Dopheide oder Uli Veigel will er brechen.
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Twittern ist nicht
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Als einer der geparkten Wagen wegfährt, versteht man kein Wort mehr und Grey-Chef Poppema muss seinen Vortrag unterbrechen. Leider haben die Handys hier unten auch keinen Empfang mehr, so dass Twittern von der Pressekonferenz unmöglich ist. Sehr schade, wo doch hier die Zukunft des digitalen Geschäfts beschworen wird, das in gut zwei Jahren 45 Prozent vom Gesamtumsatz hereinholen soll.
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Neue Benchmark: Mitarbeiter-Umfragen
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In den Jahren 2011 und 2012 hatte Grey noch Null Profit gemacht und um auch das zu unterstreichen, prangt in großen Buchstaben das Wort „Tief“ auf der Leinwand. In der Mitarbeiterumfrage kam heraus, dass nur 39 Prozent der Angestellten auch im nächsten Jahr noch hier am Platz der Ideen arbeiten wollten. Nur 38 Prozent von ihnen fühlten sich noch wohl an ihrem Arbeitsplatz, 48 Prozent erkannten weder Ziele noch Strategie ihres Arbeitgebers. Tragisch für einen Dienstleister, der nicht nur auf den guten Willen, sondern obendrein auf die Kreativität seiner Leute angewiesen ist.
Doch nach Poppemas Wachwechsel fühlen sich inzwischen 91 Prozent bei Greys Arbeitsatmosphäre wohl und 63 Prozent wollen auch 2014 hier arbeiten. Der Umsatz sei um fünf Prozent, die Personaldecke auf 374 (2012: 369, zuvor 417) gestiegen.
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Neue Kunden
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Als neue Kunden sind Gilette, C&A Online Shop, GKL Lotterie, Tele 2, HSBC und Volvo hinzugekommen. Zumindest das Minus sei abgewendet.Genaue Zahlen darf der Niederländer, der im Schwabenland groß wurde, ohnehin nicht verraten. Schließlich ist Grey Global Group in London im FTSE 100 Index gelistet. http://www.wuv.de/agenturen/grey_macht_wieder_gewinn
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Rätselhafte Titel
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Das Ziel ist klar: „Wir wollen die beste strategische Markenführungsagentur in Deutschland sein“, postuliert Poppema. Die Experten für die digitale Zukunft hat er dafür schon an Bord: Multimedia Artists, Big Data Analysts, Digital Channel Planners oder Information Architects heißen sie – und geben den allermeisten wohl eher Rätsel auf, was sie genau machen.
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Frauen an der Spitze? Fehlanzeige
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Doch eins ist wie gehabt: In der gesamten Führungsriege ist keine einzige Frau. Und das fällt wohl auch niemandem auf, erwähnt wird es jedenfalls nicht.

Das Kaminfeuer auf der Leinwand – das Markenzeichen der Pressekonferenzen – ist tritt der Tiefgarage in den Hintergrund
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2014 Glühwein auf dem Dach?
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Für die Pressekonferenz in 2014 hat Poppema jedenfalls schon eine Wunschvorstellung: Dass sie auf dem Dach der Agentur stattfindet – mit Glühwein. Als Zeichen für gute Ergebnisse, statt roter Zahlen oder Stagnation.
http://www.grey.de/#/05_die_agentur/02_Philosophie
PS: Zum Abschied bekam übrigen jeder Journalist – wo sie grade schon mal alle da waren – eine Hausaufgabe in Form einer kleinen nummerierten Sperrholzschachtel mit auf den Weg: Es geht um eine Spendenaktion von Grey, die darauf abzielt, dass die entsorgten Weihnachtsbäume nach dem Christfest nicht einfach auf dem Müll landen, sondern auch ihnen Bleistifte gemacht werden für die Schüler in der Dritten Welt. Man möge doch zu deren Bekanntmachung beitragen – was hiermit geschieht.
Ein Teller Salat mit Dickjan Poppema, Chef der Werbeagentur Grey: