Das Bundesarbeitsministerium als Vorbild?
Jetzt will auch Ursula von der Leyen mit gutem Beispiel vorangehen und gab die Parole aus, die Mitarbeiter zumindest nicht mehr mir internen Mails – so wie die gefürchtete Chef-Mail Sonntagsabends oder Freitagsnacht um 22.30 Uhr – zusätzlich gestersst werden sollen. Und dass diejenigen, die auch tatsächlich ausserhalb der Arbeitszeit nicht auf ihr Handy nach Dienstmails gucken, deshalb nicht sanktioniert werden sollen. http://www.n-tv.de/panorama/Arbeitsministerium-schuetzt-Mitarbeiter-article11260276.html
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Mails wegzaubern funktioniert nicht
So weit so gut. Doch was so schön klingt, erledigt das Problem nicht. Wenn man nämlich seine Mails nur zu bestimmten Zeiten öffnet, werden sie dadurch nicht weniger. dass man einfach mal 100 löscht ist arbeitsrechtlich wohl auch gar nicht zulässig und sinnvoll schon dreimal nicht – im Hinblick auf Kunden, Mitarbeiter, Vorgesetzte, Geschäftspartner undundund. „Sorry, Sie waren vielleicht bei meinen Gelöschten…“ kommt da nicht gut an, wenn jemand mit einerm ernsten anliegen sich die Mühe macht, jemandem zu schreiben und vermutlich auch eine Antwort wollte. Ganz zu schweigen davon, dass der Empfänger durch manche Mails einfach in Kenntnis gesetzt wird und damit auch in der Haftung ist. Solche Fälle haben die Gerichte auch noch nicht geklärt, wenn zum Beispiel ein kunde seine Mahnungen einfach mal zusammen mit 99 anderen gelöscht hat, weil´s ihm zuviel wurde oder so.
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…schon im eigenen Interesse
Hin wie her: Bei der Geschwindigkeit des Geschäftsleben heute erwarten Mails-Absender zügig Antwort, und manchmal ist es besonders im Interesse des Gefragten. Wenn nämlich ein Projekt sonst so weiterläuft, wie es ihm nicht recht ist oder ein Fehler frühzeitig hätte vermieden werden können. Und der Schaden hinterher viel mehr Reparaturzeit kostet, als mal eben auf eine mail gucken und „halt,.stopp“ antworten.
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Mails im Urlaub als Bumerang
Denn an der Stelle zeigt sich, was eigentlich hinter dem Problem `Mails im Urlaub` steckt: Wer nach den ferien zurück kommt und 2000 mails samt Anhängen vorfindet, kann eigentlich erst mal eine Woche in Klausur gehen zum Abarbeiten. Geht das heute noch in einem Unternehmen? Nein.
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Das Grundproblem: Fehlende Springer und überlastete Kollegen
Also verlagert man das Problem ja nur auf die Zeit nach dem Urlaub.
Denn: es gibt keine Springer mehr in den Unternehmen, die Urlaubsvertretungen leisten können. Sie wurden schon in den ersten Entlassungsrunden vor vielen Jahren rausgeworfen oder in Rente geschickt, stellten sie doch ein leichten Weg dar, den Managern durchs Einsparen dieser Kosten zu feinen Prämien zu verhelfen.
Hinzu kommt: Die anderen Kollegen können gar keine Vertretung leisten. Sie selbst sind ohnehin schon dicht mit Arbeit – arbeitsverdichtet, wie es heute heisst.
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Aufgeschoben ist nicht aufgehoben
Handysperren sind dann – so gut sie auch gemeint sind – eher publicityträchtige PR-Maßnahmen, solange die anderen Fragen einfach ungeregelt bleiben. Frei nach dem Motto: Aufgeschoben ist nicht aufgehoben.
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Wer mehrere Wochen ausfällt, erntet Kollegen-Haß
Nicht umsonst hassen in manchen Unternehmen die Mitarbeiter diejenigen Kollegen, die für eine Op ins Krankenhaus müssen für eine längere Zeit – sagen wir mal sechs Wochen im Falle eines Bankers – und wenn sie solange deren Arbeit mitübernehmen müssen.Dem schlägt bei seiner Rückkehr – auch wenn er nvorher nicht unbeliebt war – allein deshalb heute die nackte Wut entgegen.
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Handylose Zeit bei VW für Tarifarbeiter
Übrigens kam auch von VW mal solch eine Mitteilung, nur musste man genau hinsehen, um sie wirklich zu verstehen: Sie gilt nämlich nicht für alle VW-Angestellten, sondern nur für Mitarbeiter mit Tarifvertrag. http://www.zeit.de/karriere/beruf/2011-12/volkswagen-blackberry-mailsperre
Aber Publizität ist heute jedem Unternehmen und jeder Organisation erst mal sicher, wenn derlei Mitarbeiterfreundlichkeiten verkündet werden. Auf jeder Party fallen den Leuten solche Leuchtturm-Beispiele ein. Und ohne irgendeine Einschränkung oder einen Haken an der Sache.
Ein gelungener PR-Coup eben.