Ein Teller Doraden-Filet mit Frank Behrendt: Ein Hauch von Hellas im Rheinauhafen

„Monopoly für Erwachsene“

Frank Behrend, Geschäftsführer der PR-Agentur FischerAppelt

Frank Behrendt, Vorstand der PR-Agentur FischerAppelt

„50 Prozent der Mütter in Kindergarten und Schule erzählen Unfug über die – angeblichen – Wunderleistungen ihrer Kinder. Dass sie am Vorabend wieder mal den Papi beim Schach besiegt haben und überhaupt ganz hochbegabt sind.“ Beim Thema superehrgeizige Mamis geht Frank Behrendt die Hutschnur hoch. Denn der Vorstand der PR-Agentur FischerAppelt weiß ganz genau, wovon er spricht. Behrendt ist Familienvater und hat drei Kinder – Emily, Josh und Holly. „Die sind zusammen mit meiner Frau das Wichtigste in meinem Leben. Der Rest ist Monopoly für Erwachsene“, sagt er.
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Ansonsten wurmt ihn gerade nur seine Schramme auf der Stirn, die ist dem 1,93-Meter-Mann irgendwie doch unangenehm. Die hat er sich erst heute früh, Montagsmorgens, eingehandelt. Als er unten in der Tiefgarage vor eine Ampel gelaufen ist, die am Freitag da noch nicht war. Aber es ist ihm nur ein ganz kleines bisschen unangenehm, denn eigentlich passiert so etwas jedem – nur dass er sich traut, es zu erzählen. Er hätte ja auch irgendeine Ausrede erfinden können. Von einem spannenden Sportunfall oder etwas anderem, was imponiert. Aber das hat der umtriebige PR-Profi, der an der Münchner Journalistenschule ausgebildet wurde, gar nicht nötig. Er sagt einfach, wie´s war, was Sache ist und genau das macht ihn so sympathisch. Er spricht von der längsten Tiefgarage Europas, die sich über mehr als einen Kilometer gleich neben dem Rhein unter den schicken neuen Kranhäusern hinzieht und in der gleich mehrere Großkanzleien wie Freshfields, Rödl & Partner oder CMS auf großen Schildern ihren Mandanten zeigen, wo sie ihr Auto lassen können. Besser als die parkhauseigenen Markierungen.
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Von da aus kann man gleich hochfahren in Behrendts Büro im Kranhaus Süd mit dem schönen Blick auf die Marina, die alte Hafenanlage. Wo er seine MSV-Duisburg-Utensilien und das Foto von ihm selbst als Winnetou vorzeigt.
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Timpo-Treff in Herne
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Stolz erzählt er von seiner Sammelleidenschaft: den 3.000 Timpo-Figuren, die er zusammengetragen hat und schwärmt von der Herner Sammlerbörse. Zu der kommen sogar Sammler aus den USA geflogen oder der Ex-Betriebsrat, der für einen Euro ein Unternehmen übernahm, wieder hoch brachte und damit Millionär wurde. Der hat  aber schon 100 000 Figuren und will damit demnächst ein Timpo-Museum eröffnen und ausstaffieren. Es seien alles große Jungs, die von Beruf Klinikchef oder Manager sind, sagt Behrendt. Die trifft er dann in Herne wieder – man kennt sich. Auf Flohmärkten seien Timpo-Figuren nicht mehr zu finden, aber dafür bei Ebay.
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Seine Schätze hütet er zuhause in einem eigenen Raum. Teils in Originalverpackung aus den 70-ern, das meiste sorgsam in Vitrinen verstaut. Fotos hat er denn auch gleich parat.
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Einer wie er versteht sie
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Und wir kommen auf Manager zu sprechen, die vielleicht auch eine Sammlerleidenschaft pflegen, das aber nicht offen erzählen. Wenn einer zum Beispiel Rotwein-Flaschen mit dem Jahrgang 1963 sammelt, weil er da seine Frau kennen lernte. Ihm vertrauen sie dann ihren eigenen Sammeltrieb an, „weil jemand wie er es ja versteht“. Sie selbst trauen sich meistens nicht, ihr Hobby preiszugeben. Weil sie Angst haben, dass jemand darüber lachen könnte. Und weil sie lieber stromlinienförmig sein wollen. Um ja keine Angriffsfläche zu bieten. Lieber gelten sie als langweilig.
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Darf ein Manager zugeben, dass er ein Hörgerät hat?
Das kommt für Behrendt selbst nicht infrage und auch Managern, denen er als PR-Profi beisteht, gibt er öfter den Tipp, ruhig etwas von sich selbst zu erzählen. Und wir kommen ins Sinnieren: Ob das auch ein Hörgerät sein kann? Darf man eine körperliche Unzulänglichkeit zugeben, wenn man im Top-Management ist? Doch, durchaus. Zwar versuchen sich heute alle Manager samt und sonders als kerngesund und top-durchtrainiert zu verkaufen, doch stimmen muss das beileibe nicht. Ob es denn so sein muss, dass man möglichst unangreifbar und perfekt dasteht? Oder ob auch ein Top-Manager auch mal eine Behinderung offen zugeben kann? Doch, ja, finden wir dann. Aber es erfordert eben Mut.
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Doradenfilet mit Zitronenkartoffeln und Spinat im Kölner Limani im Rheinauhafen

Doradenfilet mit Zitronenkartoffeln und Spinat im Kölner Limani im Rheinauhafen

„Cola küsst Orange“
Später im Limani im Rheinauhafen isst der Agenturchef ein Doradenfilet mit Blattspinat und Zitronenkartoffeln. „Herrlich mediterran,“ spottet er. „Schmeckt gar nicht wie Köln, sondern wie nach einem ein Hauch von Hellas“. Und dazu trinkt er nicht etwa Kölsch oder Wein, sondern Spezi. Die liebt er von klein auf. Und ob ich mich an den Werbespruch erinnere,  “ Cola küsst Orange“? Bis er auf Latte Macchiato umsteigt.
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Und während wir noch sitzen und über PR-Probleme von Top-Managern sprechen, bietet sich ein erstaunliches Schauspiel: der Rhein wird gesperrt. Mehrere Passagierschiffe werden von der Waschpo – der Wasserschutzpolizei – eskortiert und gezwungen, beizudrehen. So muss auch „Prins Willem Alexander“ mitten auf dem Rhein wenden, weil – wie sich später herausstellt, etwas weiter gleich drei Frachter auf Grund gelaufen sind.

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