Eine Führungskraft eines deutschen Markenartiklers schüttet mir kürzlich ihr Herz aus: Von 17 auf fünf Leute war seine Abteilung bereits zusammengestrichen worden in den vergangenen zehn Jahren. Das Lohn-Leistungs-Verhältnis sei optimal, schilderte er: die Löhne seiner Leute seien im Branchenvergleich weit unten und da alle um ihre Existenz bangen, sei das Leistungsniveau seiner Truppe extrem hoch. Das Ganze bestätigt von externen Unternehmensberatern.
Aber dennoch: Die Unternehmensleitung wolle nun auch seine Abteilung outsourcen an einen Denstleister. Das obwohl schon das Outsourcen der IT und mehrerer anderer Abteilungen die Qualität mächtig gesenkt, manchmal nicht mal die Kosten verringert. Sein verzweifelter Schlusssatz war: „Warum stoppt denn keiner hier den Wahnsinn?“
Kein Vertrauen mehr in die Unternehmenslenker
Der Mann steht für viele. Kein Wunder, dass die Mitarbeiter hierzulande landauf landab das Vetrauen in ihre Top-Manager verloren haben, wie eine Untersuchung der Personalberatung Rochus Mummert Executive Consulting zeigt: Danach kann nicht mal jeder vierte Mitarbeiter „noch das Verhalten der Unternehmensführung nachvollziehen. Reden und Handeln des Topmanagements stimmt in ihren Augen nicht überein. Schlimmer noch: Acht von zehn Mitarbeitern sprechen ihrer Firmenleitung die Glaubwürdigkeit ab – mit schweren Folgen für den Unternehmenserfolg.“ Befragt hatte die Beratung Mitarbeiter wie Führungskräfte großer und mittelständischer Unternehmen.
„Dass so viele Arbeitnehmer ihre obersten Vorgesetzten als falsche Prediger sehen, ist alarmierend und hat fatale Folgen für die Unternehmen“, warnt Hans Schlipat, Managing Partner der Rochus-Mummert-Gruppe. „Wenn Fachkräfte und leitende Angestellte die Aussagen ihrer Chefs nicht mehr ernst nehmen, dann verlieren Manager nicht nur den Respekt ihrer Mitarbeiter, sondern weitgehend auch die Möglichkeit, sie erfolgreich zu führen“, ergänzt der Studienverantwortliche Peter Euringer.
Ein tiefer Graben zwischen Top-Managern und Belegschaft
Zwischen Top-Entscheidern und Belegschaft tut sich ein tiefer Graben auf: 63 Prozent der Vorstände und Geschäftsführer denken, dass ihre Worte und Taten voll in Einklang stehen – aber leider sehen dass nur 17 Prozent der Mitarbeiter in Fachabteilungen und 31 Prozent der leitenden Angestellten es ebenso. Gradezu aberwitzig wird das Ergebnis im Hinblick auf die Vorbildfunktion. 63 Prozent der Chefs sind davon überzeugt, eine hohe moralische Integrität zu haben – und vor allem dafür von den Mitarbeitern geschätzt zu werden. Dramatisch: Nur 16 Prozent der Fachkräfte und 22 Prozent der leitenden Angestellten sind ebenfalls dieser Meinung.
Hohe Glaubwürdigkeit der Top-Manager = mehr Unternehmenserfolg
Die Rochus Mummert-Studie zeigt noch mehr Potenzial für Unternehmen hierzulande auf: Verlässlichkeit und Transparenz des Top-Managements kann offenbar den Erfolg der Company steigern. In stark prosperierenden Unternehmen sehen 71 Prozent der Befragten keine Diskrepanz zwischen Reden und Handeln der Entscheider. Ganz im Gegensatz zu Unternehmen mit durchschnittlichen Wachstumsraten: da attestieren nur 13 Prozent der Angestellten den Unternehmenslenkern hohe Glaubwürdigkeit. Und weiter wirkt sich die Glaubwürdigkeit auf die Freude an der Arbeit aus: 62 Prozent der Befragten, die zufrieden oder sehr zufrieden mit ihrem Job sind, finden ihre Chefs moralisch hoch integer.
Sudienverantwortlicher Euringer zieht denn auch seine Schlüsse daraus für die Überzeugungskraft der Top-Manager: „Wer schon seine Mitarbeiter nicht überzeugt, der kann schwerlich bei Kunden und Geschäftspartnern punkten.“
Aber auch umgekehrt wird ein Schuh draus: Mitarbeiter, die weder an ihre obersten Personalverantwortlichen beziehungsweise Unternehmensstrategen glauben, vermögen auch nicht Kunden von ihrer Firma zu überzeugen.
….nein den Wahnsinn stoppt keiner. Denn der Wahnsinn hat in vielen Betrieben System. Um es auf den Punkt zu bringen: In vielen Betrieben sitzen leider keine „Manager“ mit Anstand und Rückgrat sondern hier ist zunehmend eine Spezies vertreten die man durchaus als blutleere Technokraten bezeichnen kann. Als ehemalige Führungskraft der II. Ebene wundert mich das Ergebnis der Untersuchung keineswegs. Ich fühle mich in meiner bisherigen Einschätzung voll und ganz bestätigt. Die dringend erforderliche Führungskultur ist vielen Führungskräften leider abhandengekommen.