Ein Teller Schwertfisch mit Marc Holtorf: Wenn keiner weiß, wo die Akten sind, müssen die Betriebsrentner gefunden werden

Marc Holtorf, Partner bei Clifford Chance

 

Manchmal muss Marc Holtorf – er ist Partner bei Clifford Chance in Düsseldorf und Experte für Wettbewerbs-, Marken- und IT-Recht –  seinen Mandanten auch detektivische Unterstützung geben. Zum Beispiel dem Unternehmen, das vor fünf Jahren mit einer anderen Firma im Gepäck eine Marke gekauft hatte, die  mindestens 30 Millionen Euro wert ist. Diese Marke musste nun juristisch verteidigt werden, doch leider, hatte auch diese Firma dem papierlosen Büro gehuldigt. Einerseits. Andererseits konnte es nicht gerade über eine überalterte Belegschaft klagen oder unflexible Mitarbeiter. Von der Belegschaft aus dem Jahre 2007 war nämlich kein einziger mehr an Bord. Wessen Namen zumindest noch auffindbar waren und wer eigentlich hätte helfen können, arbeitet heute aber bei Wettbewerbern – und hat keinerlei Interesse zu helfen und wollen es auch nicht.

Das verblüffende: „Keiner weiß, wo die Akten von damals sind. Die, in denen man irgendwelche Papiere zur Marke hätte finden können.“ Was bleibt, ist nur das eine: Auf die Suche gehen nach den Rentnern der Firma. Denn die haben zumindest kein Motiv, ihrem alten Brötchengeber nicht mehr zu helfen.

Apropos Brot: Wir sitzen im Basil´s in Düsseldorf gegenüber dem Kaiserteich, nur wenige Meter vom GAP auf der einen Seite, dem Hochhaus, dessen Fenster gerne mal herunterkrachen,  und der Kö, wo auch das Büro von Clifford Chance ist.  Basil´s ist bekannt für  das gute Weißbrot, das es vor dem Essen gibt. Bestellt hat Holtorf eine Pastinakensuppe mit Trüffeln, die ihm „wirklich gut schmeckt“ und danach Schwertfisch, mit dem er ebenso glücklich ist.

Und er ist beileibe nicht der erste Anwalt, der mir erzählt, wie sehr es sich rächt, wenn Unternehmen nicht wie ein Luchs aufpassen auf die Firmenunterlagen. Sondern wenn irgendwelche gedankenlosen Mitarbeiter oder gar Entscheider der Ordnung die höhere Priorität einräumen als dem Fall der Fälle, in dem man genau diese Unterlagen braucht. Um millionenschwere Kartellstrafen oder Schadenersatzzahlungen abwenden zu können.

Manche Unternehmen haben auch das gegenteilige Problem. Jedenfalls wenn die Kartellwächter beim Pförtner am Empfang stehen und Einlass begehren. Holtorf erlebte schon Manager, die sich Gedanken machten, wie schnell sie im fünften Stock der Company welche Aktenvernichter erreichen – wenn ihnen denn mal der Empfang Kartellwächter meldet.

Und wenn wir so essen, wird Holtorf bewusst, wie viele Mandanten er gar nicht mehr persönlich trifft. Die der 46-jährige Hesse noch nie persönlich gesehen hat, aber mit denen er seit Jahren telefoniert, mailt oder faxt. Weil entweder sie oder er selbst ständig unterwegs sind.

Und so kommt es durch die Globalisierung einerseits und die moderne Technik andererseits auch zu richtig drolligen Szenen im Leben eines Anwalts einer internationalen Kanzlei. Holtorf erzählt von einer Videokonferenz, bei der er und vier seiner Kollegen in London sassen. Zugeschaltet war der Mandant in den Vereinigten Staaten, für den es dank Zeitverschiebung so ungefähr nachts um drei gewesen sein musste. Das Gespräch nahm seinen Lauf, wenn fünf Leute auf der einen Seite – in London – sitzen, wird dort auch naturgemäß mehr geredet. Bis alle zusammenschreckten als es ein lautes „Bumm“ machte: der Amerikaner war eingeschlafen und sein Kopf auf die Tischplatte gefallen. Doch das bedeutete noch lange nicht, dass die Verhandlung beendet war. „Whats up?“ rief der Amerikaner nur erschrocken – und weiter gings im Text.

Und dann berichtet Holtorf, der nebenbei Dozent an der Uni Düsseldorf und Papi eines zehn Monate alten Sohns ist, von den Schattenseiten seines Jobs. Wenn er permanent unterwegs ist „in tollen Orten wie Rom oder Dubai“, und jeder meint, er habe dabei so richtig viel Spaß. Doch tatsächlich ist es oft anstrengend und kräftezehrend. Er sieht dann eben nur „Flughäfen, irgendwelche Büros und wieder Flughäfen“ und denkt dann „hier würde ich gerne nochmal herkommen, mit Zeit und mit seiner Familie“. Und so erging es ihm auch mit seinem Aufenthalt im Clifford-Chance-Büro in Dubai. Und dort setzte er seine Wunschvorstellung auch kürzlich in die Tat um. Mitsamt seinem kleinen Junior.

Schwertfisch im Basil´s in Düsseldorf

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