Ein Teller Pfifferling-Linguine mit Hockey-Olympiasieger Philipp Zeller

„In Holland werden Hockey-Nationalspieler so gefeiert wie Rock-Stars, mit 6.000-Mann-Siegesparty und Stage-Diving“

 

Philipp Zeller, Jurist bei Linklaters und zweifacher Olympiasieger im Feldhockey

 

Zu den Stichworten Olympia und Hockey fallen seit der Olympiade in London den meisten nur noch Begriffe wie Randale oder Verwüstung ein. Hockey-Olympiasieger Philipp Zeller, 29, mag davon am liebsten gar nichts mehr hören. Hockey nähmen die Deutschen eigentlich nur zur Kenntnis, wenn auf wirklich großer Bühne – so wie in London – gewonnen werde, ärgert er sich. Oder jetzt, wenn eine Reederei der MS Deutschland eine halbe Million Euro Schaden ankündigt. Wegen der Party für die Sponsoren, Familien, Freunde und Fans der Spieler nach dem Hockey-Endspiel , das die Deutschen gegen die Niederländer gewonnen hatten. Zeller selbst hatte von umgeworfenen Gläsern, Rotwein-Flecken oder Brandlöchern unter Deck nichts mitbekommen, erzählt er. Verbrachte er die wenigen Stunden von 0.00 Uhr bis drei Uhr doch auf dem Deck zusammen mit Freundin und Familie. Die hatte er drei Wochen lang nicht gesehen.

Und überhaupt: Hätte das Deutsche Haus im olympischen Dorf nicht schon um ein Uhr nachts dicht gemacht  – so wie das Holländische, wo über 6.000 Leute die Hockey-Silbermedaillen-Gewinner feiern durften – ,stünde das Hockey-Team jetzt nicht für Vandalismus. Denn: Von 350 Leuten sollten eigentlich nur 250 an Bord sein. Eine Gästeliste gab´s nicht, eine Einlasskontrolle ebensowenig. Erst als es übervoll war, ließ man dann ausgerechnet Familienangehörige von Gewinnern nicht mehr an Bord, berichtet er.  „Nur 18 von 350 Gästen waren Hockeyspieler, auch andere Olympioniken wie Reckturner oder Diskuswerfer waren dabei – aber denen lastet man das Ganze an.“ Dabei sei die Party der Holländer viel heftiger gewesen. Die feiern ihre Hockey-Nationalspieler nämlich wie Rockstars – so richtig mit Bühne, Stage-Diving und wüster Party samt DJ.

 

Hockey-Sieger Christoph Zeller in London bei der Closing-Party

 

In Düsseldorf im Basil´s bestellt sich der Münchner Zeller Linguine mit getrockneten Pfifferlingen und gibt der Pasta die Note „Zwei mit Sternchen, superlecker, perfekt gewählt“. Kocht er doch selbst auch am liebsten Nudeln und kommt ins Schwärmen über sein Lieblingsrezept. Spaghetti Carbonara, aber ohne Sahne: Dafür mit Butter, Zwiebeln, Knoblauch, krossem Schinken oben auf die Spaghetti – und erst dann zwei Eigelb darüber. Ganz wie in Italien. Etwas Pfeffer darüber, Petersilie kann, aber muss nicht. Und das kocht er auch für sich alleine, in Köln in seiner Junggesellen-Wohnung nach einem Kanzleitag bei Linklaters in Düsseldorf. Da ist er jetzt schon seit über vier Jahren als wissenschaftlicher Mitarbeiter. http://blog.handelsblatt.com/management/2008/08/26/hockey-olympiasieger-zeller-als-werbeikone-fur-grosskanzlei-linklaters/

 

Linguine mit Pfifferlingen und Tomaten im Basil´s in Düsseldorf

Oder nach dem Training in seinem Verein, bei Köln Rot-Weiss – wo auch sein Bruder Christopher , ebenfalls im Nationalteam – spielt. Dabei waren die zwei Zellers nicht einmal das einzige Brüderpaar im deutschen Nationalteam, die Brüder Timo und Benjamin Wess waren das andere.  Denn, Hockey ist ein traditioneller Familiensport. In den Clubs ist es nichts ungewöhnliches, wenn ganze Clans vertreten sind.

Wie Zeller nach Köln kam? Über den Umweg über den Club an der Alster in Hamburg, als er dort Jura studierte und nach einem Jahr in Holland beim Hockeyclub Bloemendaal. In den Niederlanden hat Hockey einen viel höheren Stellenwert als in Deutschland. Dort werden die Spiele der ersten Liga am Wochenende live im Fernsehen übertragen und es gibt viel mehr Sponsoren wie zum Beispiel die internationale Law Firm Clifford Chance. Ein Club dort hat sieben Hockeyfelder, hierzulande nur zwei bis drei. Dort warb ihn Hans-Ulrich Wilsing, M&A-Experte bei Linklaters und selbst Hockeyspieler, ab und holt Zeller nach Düsseldorf. Seinem Bruder ging es übrigens ähnlich, der arbeitet bei der Kanzlei Schlütter Bornheim Seitz in Köln, die gerade erst unter den Top-25-Wiwo-Arbeitsrechtskanzleien landete.

 

 

Ob es schon Momente gab, wo er Hockey an den Nagel hängen wollte? Ja, als die Dreifach-Belastung von Jurastudium, insbesondere in der Examenszeit, und Nationalmannschaft und Bundesliga allzu viel wurde. Vor der Olympiade gehen alleine 90 Tage für Lehrgänge drauf, das normale Bundesliga-Training kommt obendrauf. Das geschafft zu haben, „darauf bin ich stolz“.

Der Preis dafür war hoch: In zehn Jahren konnte er vergangenen September zum ersten mal zwei Wochen Urlaub machen. In Kuba, mit seiner Freundin.

 

 

Das Deutsche Haus bei der Olympiade in London

 

Die Olympiafotos hat Philipp Zeller selbst aus London mitgebracht. Vielen Dank.

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Alle Kommentare [2]

  1. „Kanzleitag bei Linklaters in Köln“

    Liebe Frau Tödtmann,

    Linklaters ist doch im schönen Düsseldorf. 🙂

    Viele Grüße!