Die Frau von Uli Wickert macht Karriere

Hat sie eigentlich einen eigenen Namen? Und hat sie sich ganz zufällig mindestens 20 Jahre lang mühsam nach oben gekämpft auf der Karriereleiter in der Medienbranche? Ja, hat sie: Claudia Jäkel tat beides. Nun macht sie den entscheidenden, spektakulären Karriereschritt und muss erleben, wie die eigene Zunft sie abwatscht: „Ulrich Wickerts Frau zieht in Chefetage von Gruner + Jahr ein“, schrieb zum Beispiel die „Berliner Morgenpost„. Das klingt komisch, finden Sie? Weil nicht mal der Name derjenigen Dame vorkommt, um die es eigentlich geht?

Stimmt auffallend. Die Rede ist von Julia Jäkel. Ich erinnere mich an keine einzige Meldung in umgekehrter Richtung wie: Der Ehemann von Frau Itzenplitz rückt auf in den Vorstand von – sagen wir mal Ergo oderVodafone?
Noch charmanter ist die „Rheinische Post“ und wird damit vom Branchendienst Meedia vorgeführt: „Die Ehefrau von Mr.Tagesthemen wird Vorstand im Medienverlag.“ heißt es da.  Und weiter geht´s: „Im März bekamen Ulrich Wickert und Julia Jäkel noch Zwillingskinder. Jetzt wurde die 40-Jährige Vorstand bei Gruner + Jahr und damit Chefin von Stern und Brigitte.“ So, als würde sie die Mutterschaft qualifizieren, in den Vorstand einzuziehen und oberste Feldherrin der beiden namhaften Magazine allein deshalb zu werden?
Reichlich verquer, doch tatsächlich schimmern nur die antiquierten Vorurteile gegen Frauen im Job durch. Nicht mehr und nicht weniger.
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Prinzgemahl Jäkel? 
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Noch ulkiger war übrigens nur noch das Werber-Fachblatt w&v, das schrieb: „Uli Wickert wird Prinzgemahl bei G+J“. Aber diese Zeile hat schon karnevalistische Züge. Wir verbuchen´s unter ´Humor, – und fragen uns, ob´s in der Redaktion schon ´Happy hour´ war und „Hugo“ oder „Spritz“  im Spiel waren?

Die ganze Chose belegt einmal mehr, warum die Aktion Pro Quote von den führenden Journalistinnen http://www.pro-quote.de/  hierzulande nötig ist. Ich zitiere: „Tatsächlich sind nur zwei Prozent aller Chefredakteure der rund 360 deutschen Tages- und Wochenzeitungen Frauen, von den 12 Intendanten des öffentlich-rechtlichen Rundfunks sind lediglich drei weiblich. Und auch in den Redaktionen der Nachrichtenmagazine stehen fast ausschließlich Männer an der Spitze. Es ist Zeit, etwas zu ändern.“ Und sie fordern, „dass mindestens 30 Prozent der Führungspositionen in den Redaktionen im Laufe der nächsten fünf Jahre mit Frauen besetzt werden – und zwar auf allen Hierarchiestufen.“

Vielleicht bleiben uns dann auch mal so dämliche Titelzeilen wie jene über toughe Frauen wie Julia Jäkel erspart.

 

Wer ist Julia Jäkel?  http://www.bild.de/geld/wirtschaft/gruner-jahr/julia-jaekel-gruner-jahr-powerfrau-26083248.bild.html

http://meedia.de/print/das-programm-fuer-jaekel-und-ihren-besten-mann/2012/09/07.html

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