Sommerzeit, Ferienzeit – Zeit für eine Abwesenheitsmeldung
„Ich war in Urlaub,“ sagt mir heute jemand ganz schlicht – und in aller Unschuld – auf meine Frage, warum er seit drei Wochen auf sicher drei Mails von mir nicht geantwortet hat. „Kann nicht sein, kam doch keine Abwesenheitsmeldung“, sage ich. Die lapidare Antwort: „Och, wär das wichtig?“ Ja, ist es. Dies wäre eine der Vorschriften, die in den Unternehmen mal richtig sinnvoll wäre: Wer in Urlaub geht – am besten auch, wer krank ist oder fluchtartig die Firma verlässt, warum auch immer – muss eine Abwesenheitsmeldung installieren oder eine Umleitung zu einem Kollegen. Sie meinen jetzt, früher war das auch nicht nötig? Stimmt auffallend, aber mit „früher“ ist das Tempo der heutigen Arbeitswelt eben auch nicht mehr vergleichbar. Die Arbeitsverdichtung sorgt für schier atemlose Jobs, immer weniger Mitarbeiter am Firmen-Bord und einen Affenzahn, zum Beispiel dank Mails.
In nahezu allen Branchen ticken die Uhren heute schneller und wenn ein Rädchen im Getriebe ausfällt, stockt der ganze Work flow – auf neudeutsch. Einfacher ausgedrückt: Der nächste Kollege kommt mit seiner Arbeit nicht weiter und gerät selbst zunehmend unter Druck, wenn er auf eine Info, ein „go“ oder sonstwas von einem Kollegen wartet, ohne das er nicht weiter arbeiten kann. Und überhaupt deshalb nun auf heißen Kohlen sitzt. Dem wäre mit einer Abwesenheitsmeldung ganz klar geholfen.
Wer denkt an Fairneß gegenüber Kollegen?
Witzig übrigens, was Arbeitnehmer für Begründungen parat haben, warum sie eben keine Abwesenheitsmeldung hatten. „Ich wollte nicht, dass ein bestimmter Mensch erfährt, wo ich arbeite.“ Bleibt die Frage, warum man ihm dann überhaupt die Mailadesse beim Arbeitgeber gibt.
Und: ob´s den Kollegen gegenüber fair ist, sie allein deshalb im Dunkeln zu lassen, ob und wann sie auf eine Antwort hoffen dürfen.
Kunden und Geschäftspartner nehmen ausbleibende Mail-Antworten persönlich
Und dann stellt sich noch die Frage, wie Externe das finden. Sie schreiben an ein Unternehmen, genauer gesagt an jemanden, der für sie das Gesicht dieser Firma ist. Und derjenige antwortet ihnen partout nicht. Und was denkt der Mail-Schreiber? Richtig. Dass der Adressat ihm und nur ihm nicht antwortet. Er nimmt´s nämlich persönlich. Wie auch sonst. Und schreibt´s am Ende auch der Firma zu.
Wer eine Abwesenheitsmail programmiert, sollte am besten hineinschreiben, wenn die Mail des Absenders nun automatisch weitergeleitet wird – oder dass sie es eben nicht wird. Und wen man nun statt des Mail-Adressaten am besten solange anmailen soll.
Wenn ein Abwesender auf den anderen verweist
Übrigens passiert es tatsächlich, dass man daraufhin den Vetreter anmailt – von dem dann ebenfalls eine Abwesenheitsmeldung zurück kommt. Neudeutsch nennt man das dann wiederum Kommunikationsfehler – zwischen den Urlaubern.
Und was ich immer wieder erlebe, ist dies: man erhält eine Pressemitteilung, an deren Ende dann ein Ansprechpartner für Rückfragen steht. Und in den nächsten fünf Minuten nach Erhalt der Mitteilung, fragt man per Mail dort nach und erhält was? Eine Abwesenheitsmeldung.
Wo das so läuft? Auch bei renommierten Adressen und PR-Agenturen. Die garantiert ein gutes Honorar kassieren.