GE-Exclusiv-Studie: Selbstwußte Mittelständler

Hätten Sie´s gewußt? Die mittelständische Unternehmen aus den vier großen europäischen Wirtschaftsnationen haben insgesamt 1.130.000 Patente. Das ist circa 226-mal mehr als Apple, Google und HTC zusammen.

Und: Der Mittelstand der Top-Vier-EU-Länder wäre – wenn es denn ein Land wäre – die 9tgrößte Volkswirtschaft der Welt.

Herausgefunden hat dies der GE Capital, der zum Konzern General Electrics gehört und spezialisiert ist auf Finanzierungslösungen für mittelständische Unternehmen beim Factoring, Leasing, Mietkauf, Investitionskrediten, KFZ-Leasing, Fuhrparkmanagement und Einkaufs- sowie Lagerfinanzierung. Der Finanzdienstleister hat zusammen mit dem Institut für Wirtschaftspolitik an der Universität Köln über 1600 Unternehmen in den vier großen europäischen Volkswirtschaften – Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Italien –  befragt. Der Titel der Studie, die WiWo.de exklusiv vorliegt: „Analyse Mittelstand – Erfolgsfaktoren für Wachstum in Europa“. Eins der wichtigsten Ergebnisse: „Deutschland profitiert im Wettbewerb von seiner Ingenieurskunst, der sehr guten Ausbildung und den qualitativ hochwertigen Produkten ´made in Germany´“, urteilt Joachim Seckler, CEO von GE Capital Deutschland. Der deutsche Mittelstand sei dem in Frankreich, Großbritannien und Italien um Längen voraus – und besonders stark in seinen Auslandsaktivitäten.

 

Ebenso hohe Ausgaben für Marketing wie für Forschung & Entwicklung

Im Detail: 65 Prozent der Mittelständler bevorzugen Zulieferer, die aus Deutschland kommen. Nur sieben Prozent von ihnen haben mehr als 30 Prozent ihrer Wertschöpfung outgesourct. Diejenigen Mittelständler, die besonders schnell wachsen, also jährlich zweistellig, geben ebensoviel für Marketing wie für Forschung und Entwicklung aus: Und zwar fünf Prozent vom Umsatz. Immerhin betrifft dies 54 Prozent der Mittelständler – sie fokussieren sich besonders auf schnell wachsende Märkte im Ausland. Diese zweistellig zulegenden Mittelständler sind es denn auch, die ihre Etats in den vergangenen fünf Jahren gar um durchschnittlich zwölf Prozent im Marketing und 17 Prozent bei Forschung und Entwicklung erhöht haben.

Joachim Secker, CEO von GE Capital in Deutschland

 

 

Selbstzweifel quälen die deutschen Mittelständler nicht gerade: 60 Prozent von ihnen sind überzeugt davon, dass ihr Team die Herausforderungen der näheren Zukunft „sicher bewältigen kann“, so die GE-Studie. 44 Prozent von ihnen wollen sich noch stärker auf eigene Produkte konzentrieren und haben „ausgeprägtes Vetrauen in die eigenen unternehmerischen Fähigkeiten“, urteilt GE-CEO Secker.

Anders als die Konzerne setzen die erfolgreichen Mittelständler ihren Schwerpunkt auf den Ausbau ihrer Belegschaft: 48 Prozent der Befragten haben ihre Belegschaft in den vergangen Jahren „spürbar ausgebaut“.  Dass sie als Arbeitgeber – auch gegenüber internationalen Mitbewerbern – nicht unbedingt sexy sind und in jeder Vita eine Perle, damit haben sich zumindest 37 Prozent der Befragten abgefunden, wenngleich sie es zu 43 Prozent als ihre – nicht gerade leichte – Aufgabe erkennen, talentierte Auszubildende an sich zu binden.

Bei dieser Umfrage ist es wichtig, zu wissen, dass sie nicht auf gängigen Definitionen von Mittelstand beruht, sondern die Grenzen bei 20 Millionen Euro bis eine Milliarde Umsatz zieht – und damit „nur“ 21 000 Firmen, also 1,2 Prozent aller Unternehmen erfasst.

Dennoch : Auf diese Gruppe entfallen 34,5 Prozent der insgesamt 9,4 Millionen Arbeitnehmer. „Und die erwirtschaften 2,3 Billionen Euro Umsatz im Jahr, was 32,5 Prozent der gesamten Wirtschaftsumsätze entspricht“, ordnet Johann Eekhoff, Chef des Instituts für Wirtschaftspolitik der Uni Köln (IWP) ein. Heruntergebrochen auf den einzelnen Mittelständler bedeutet dies: Jeder Betrieb erwirtschaftet 108 Millionen Euro Umsatz mit 450 Mitarbeitern.

Das Fazit von GE-Capital-CEO Secker: „Der Mittelstand ist noch stärker und beeindruckender, als wir das schon vermutet haben. Er strotzt vor Innovationskraft und Exportdrang.“

 

Sofort schassen oder Leute halten? 

Mittelständler haben genügend Reserven, um Mitarbeiter auch auf Durststrecken zu halten, schildert GE-Capital-Chef Secker. Sie verfallen nicht auf wilde Spar-Orgien, die ohnehin meist nur kurzfristige Effekte haben – wenn überhaupt:
Unbeeindruckt von der hektischen Denke der Konzerne bleiben Mittelständler gelassen auf ihrem Weg, schufen neue Jobs und stelten 84 000 neue Mitarbeiter ein, wo Konzerne nur das alte Lied vom „sozialverträglich Arbeitsplätze abbauen“ sangen. Vor allem: In zeiten des vielbeklagten Facharbeitermangels nutzen de Mittelständler die Gunst der Stunde und kapern sich diejenigen Spezialisten, die bei den Konzernen gerade über die Klinge springen. Attestiert ihnen doch die GE-Capital-Studie eine „schlagkräftige Managementkultur, mit der sie schnell auf äußere Umstände reagieren können“.
Erfolgsgaranten
Wie die Mittelständler ihr Wachstum so gut bewältigen? Nach Geheimniskrämerei hört es sich weniger an als nach Fleiss und Ausdauer: 69 Prozent ist ihre Kundenorientierung eminent wichtig, 48 Prozent beschören die Marktlücken und 57 Prozent pflegen ihre guten Beziehungen zu Geschäftspartnern und Lieferanten. Seckers Resümee: „Erstaunlicherweise hängen bei 34 Fragen nach Wachstumsmerkmalen und Produktivität die mittelständischen Führungskräfte ihre Kollegen in Großunternehmen 16-mal ab“.

 

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