Cohibas – das Statussymbol zum Wirtschaftswunder

 

Aussterbende Insignien der Macht.

 Teil 7: Die Cohiba

Gastbeitrag von Frank Dopheide, Gründer und Chef der Agentur Deutsche Markenarbeit

 

Frank Dopheide, Deutsche Markenarbeit

Mit dem Wirtschaftswunder kam auch die Zigarre in unser Blickfeld. Ludwig Erhard, die Identifikationsfigur einer ganzen Nation trug sie stolz mitten im Gesicht und ins Bewusstsein der Wirtschaftsentscheider. Die Vorstandsetage war in jenen Tagen noch eine reine Männerwelt. Männerfreundschaften bildeten das Fundament erfolgreicher Geschäfte und man stieß mit Cognac auf erfolgreiche Vertragsabschlüsse an. In diesen Momenten durfte die erhardsche Zigarre nicht fehlen. Sie setzte das Büro und das Unternehmen unter Dampf und bewies: hier rauchen die Chefs und die Schlote. Ein sicheres Zeichen – der Laden brummt.

 

In diesen Jahren wurde die Cohiba zum Statussymbol. Sie war von höchster Qualität und noch wichtiger – kaum zu bekommen. Sie wurde (vom Zigarrenroller Eduardo Rivera handgefertigt)1963 zur Lieblingszigarre Fidel Castros. Er überreichte die Cohiba als Staatsgeschenk an Staatsoberhäupter und Diplomaten – „totalmente a mano” – in reiner Handarbeit gefertigt.

 

Foto: Andre´ Paetzel

Ex-Bundeskanzler Schörder und Arnold Schwarzenegger stehen für Cohibas 

Und mit der Begehrlichkeit wuchs auch der Markt.1982 öffnete der Commandante die Plantagen und machte die Cohiba frei verkäuflich.

Sie wurde zum Breitenprodukt und Mittel der Selbstinszenierung. Der Terminator Arnold Schwarzenegger griff beherzt zu und machte sie zu seinem Markenzeichen. Der Medienkanzler Gerd Schröder definierte sie zum Accessiore des Brioni Anzugs. Die Zielgruppe der Wirtschaftsentscheider wandte sich ab. Machotum taugte in Actionfilmen noch zum Kassenschlager, in der medialen Öffentlichkeit für Manager wurde derartiges Verhalten abgestraft. Statt Rauchen wurde Marathonlaufen die Lieblingsbeschäftigung der Top-Manager, wie sie uns in jedem Fragebogen wissen lassen.

So stirbt mit der Zigarre auch der Humidor in der Chefbüros. Statt im Unternehmen für Dampf zu sorgen ist beim Managen heute der frische Wind angesagt.

 

Wir vermuten, dass es die Sekretärinnen (heute persönliche Assistentin) mit Freude zur Kenntnis genommen haben.

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