Man höre und staune. Seit Jahrzehnten besteht die freiwillige Selbstverpflichtung, mehr Frauen in Spitzenpositionen zu holen. Nichts ist passiert und die Idee ist gescheitert. Dass Frau von der Leyen jetzt eine Quote von 25 Prozent fordert, Respekt! Aber der Nachsatz, „wenn eine Selbstverpflichtung nicht hilft“, öffnet wieder eine Hintertür. Außerdem brauchen wir nicht mehr Frauen, weil die Demographie eine Lücke reißt. Sondern weil gemischte Teams besser sind. Weil Chancengleichheit sich wirtschaftlich lohnt.
Männerquote: 90 Prozent
Immer heißt es, „Frauenquote, wenn“. Die Bedingung für eine gesetzliche Regelung ist aber längst erfüllt. Wir haben eine Männerquote von 90 Prozent. Die Aussicht auf 89 oder 88 Prozent holt keine Frau hinter dem Ofen vor. Wo ist der Stufenplan, den Frau von der Leyen in den Koalitionsvertrag geschrieben hat? Wir warten!
Müssen wir erst warten, bis die EU-Komissarin Reding ein Machtwort spricht – weil sie keine Rücksichten nehmen muss auf Old-Boys-Netzwerke?
Auf der anderen Seite des Rheins in Frankreich heißt es: Wer keine Frau im Management hat, hat 6 Monate Zeit, eine zu finden. Und in 3 Jahren 20 Prozent. Der Run auf die guten Frauen hat hier längst begonnen. Wollen wir wirklich warten, bis die EU mit einer Richtlinie kommt? Frau Reding wird wenig Rücksicht auf deutsche Old-Boys-Netzwerke nehmen. Können wir das selbst nicht besser regeln?
Doris Schröder-Köpf bereichert Karstadt als Kontrolleurin im Aufsichtsrat um Medienerfahrung und ihr Netzwerk
Vielleicht sind die Denkblockaden aber einfach zu groß. Beispiel Karstadt: Da zieht Doris Schröder-Köpf in den Aufsichtsrat ein, und alle sprechen von einem Ablenkungsmanöver. Über ihr Netzwerk und ihre Medienerfahrung spricht keiner. Ich warte auf die Meldung, in der Männer im Aufsichtsrat als Feigenblätter diskreditiert werden dürfen. Übrigens schmückt sich Karstadt mit der 40 Prozent Frauenquote im Aufsichtsrat. Für diesen hohen Anteil sorgen die Arbeitnehmervertreterinnen. Das könnte man in der Pressemitteilung wenigstens erwähnen.
Monika Schulz-Strelow, Präsidentin der Initiative FidAR – Frauen in die Aufsichtsräte
Hier ein Portrait über Schulz-Strelow auf „Zeit-online“: http://www.zeit.de/karriere/beruf/2011-08/frauenquote-lobby-fidar