Auf einen Teller Nudeln mit…Headhunter Heiner Thorborg (1), der erzählt, wann ihm der Zorneskamm schwillt

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Beim Lunch kam der Frankfurter Personalberater Heiner Thorborg plötzlich auf einen interessanten Punkt zu sprechen:  Wenn sich jemand – ein Kandidat oder ein Bewerber – in seinem Sekretariat mit seinem Titel meldet, also etwa „Guten Tag, hier spricht Dr. Itzenplitz, ich hätte gerne Herrn Thorborg gesprochen“, so erzählte er, mag er den schon gar nicht mehr sprechen. „Da schwillt mir schon der Zorneskamm“, sagte Thorborg. Warum? „Der Mann muss einfach eine Macke haben,“ findet er. Denn, so seine Erfahrung, Titelhuber seien krankhaft geltungsbedürftig: Sie tragen den Titel wie Trophäen vor sich her.

Es gibt drei verschiedene Typen von Titel-Trägern, ist Thorborgs langjährige Erfahrung mit unzähligen Lebensläufen und Kandidaten:

 

# Erstens gibt es die, die auf ihren Titel solch einen Wert legen, dass sie sich gleich mit ihm vorstellen oder auf ihren eigenen Anrufbeantworter sprechen. Die legten Wert auf den Titel um des Titels willen.

 

# Die zweiten  – das sind die Souveränen – nähmen ihren Titel als etwas Selbstverständliches, weil eine Dissertation oder Promotion bei ihrer Ausbildung einfach dazugehört. Die nennen ihren Dr. oder Prof. auch nicht selbst, sondern stellen sich ganz schlicht vor als „Robert Obenan“ – mit Vor- und Nachnamen – halt wie es sich gehört.

 

# Und dann gibts noch die Spezialisten. Diejenigen, die sich ihren Titel gekauft haben. Und eine ganz besondere Spezies sei jene – so erzählt Thorborg -, die in ihre Vita hineinschreiben, woher ihr Titel käme. Zum Beispiel von der „Freien Universität Teufen“ in der Schweiz, wo man einen Titel sogar ohne Abitur erwerben könne. Aufgeklärte Headhunter kennen diese Adresse selbstverständlich – und wissen, was sie davon zu halten haben.

 

Zur besseren Einordnung: In Deutschland haben 56 Prozent der Manager einen Doktor-Titel, führte Psychologe Martin Kersting auf dem diesjährigen Personalberatertag aus. In der Schweiz sind es mit 25 Prozent weniger als halb so viele und in den Vereinigten Staaten nur sechs Prozent.dsc03189

 

Ach, und was es zu essen gab? Heiner Thorborg bestellte sich Nudeln mit Trüffeloße und ein Glas Luganer Weißwein.

http://www.heinerthorborg.com/about-me.html

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Alle Kommentare [3]

  1. Die Nudeln schmecken sicherlich gut, mit oder ohne Doktortitel!
    Lächerlich wird diese Manie wirklich mit der Steigerung auf zwei Doktortitel. Als Französin stehe ich ein bißchen ratlos davor: Soll dieser Brauch ein Rest Obrigkeitsgläubigkeit der Deutschen sein oder zeugt er eher vor der großen Respekt gegenüber der Universität? Jedenfalls glaube ich immer, es gibt viele Ärtzte in Deutschland…!

  2. nette Idee … ob das aber einem „(Spitzen)headhunter“ in seinem Selbstverständnis helfen wird … eher nettes Entertainment, das man in jeden Knippe nachlesen kann …