Wer mag schon anheuern, wo Intrigen zur Unternehmenskultur gehören

Der Aufsichtsrat sucht schon einen Nachfolger: Politiker fordern die Ablösung von Vorstandschef Nonnenmacher von der HSH Nordbank. Er sei untragbar geworden, wenn den eigenen Managern  mit Verleumdungskampagnen und Kinderporno-Vorwürfen in seinem Unternehmen Fallen gestellt und der Garaus gemacht werde.

Nur ob sich jemand findet, der Lust hat, seine Karriere mit solch einem Risiko aufs Spiel zu setzen? So hoch kann das Schmerzensgeld kaum sein. Der Aufsichtsrat soll schon Gespräche mit mehreren Kandidaten führen – doch ob die von Erfolg gekrönt sein werden? http://www.welt.de/die-welt/regionales/hamburg/article9304311/HSH-Aufsichtsrat-sucht-Nachfolger-fuer-Nonnenmacher.html Immerhin steht der Vorwurf im Raum: Gegen den Ex-Vorstand Frank Roth habe man schon 2009 im Hause HSH intrigiert, um ihn loszuwerden. Die Fortsetzung dieses hauseigenen Führungsstils und der dazugehörigen Unternehmenskultur liest sich umso abenteuerlicher: Dem früheren Leiters der New Yorker HSH-Filiale, Roland K., soll – so besagt ein Untersuchungsbericht der Anwaltskanzlei WilmerHale – eine kompromittierende Mail-Adresse und ein Passwort untergeschoben worden sein, um ihn mit Kinderpornografie in Verbindung zu bringen. Dies habe allein als Vorwand für seine Entlassung gedient. Jetzt ermittelt die laut „Spiegel“ die Staatsanwaltschaft in New York wegen der Umstände um die Entlassung des US-Filialleiters.

Welcher Manager möchte sich auf so etwas einlassen? Sehenden Auges, nachdem diese Nachricht seit Tagen die Öffentlichkeit erstaunt. Schließlich ist der Fantasie – zumal im Internetzeitalter – keine Grenze gesetzt, welche Fallen man nichtsahnenden Leuten noch so stellen kann.

Da gibt es etwa den Fall von dem Düsseldorfer Manager, dem sein Arbeitgeber, mit dem er gerade Trennungsverhandlungen führte, zur frühen Morgenstunde die Staatsanwälte zur Hausdurchsuchung auf den Hals hetzte. Nicht mal die Sockenschublade im ehelichen Schlafzimmer blieb verschont – doch das was die Polizei suchte, angeblich entwendete Betriebsgeheimnisse, fand sie nicht. Das Ganze war nur eine Intrige und obendrein ein übler Missbrauch der Behörden. Das einzige Ziel des Arbeitgebers war, die Abfindungssumme des missliebig gewordenen Geschäftsführers runterzuverhandeln. Letzte Endes vergebens, denn der liess sich später gerichtlich bestätigen, dass er absolut unschuldig war.

Wie vorsichtig Manager sich ihren neuen Job aussuchen, zeigt nämlich ein ganz konkretes aktuelles Beispiel: Der Stadt Krefeld gelingt es derzeit nicht, jemanden für das Amt des Kämmerers zu gewinnen. So berichtet es die „Rheinische Post“:  Gut 70 Kandidaten für das Amt des Kämmerers in Krefeld hat das Düsseldorfer Büro Kienbaum kontaktiert. „Viele davon haben wegen der problematischen Situation in Krefeld abgesagt“, so Frank Weingarten, der bei Kienbaum mit der Suche nach einem Kämmerer für Krefeld beauftragt ist. http://www.rp-online.de/niederrheinsued/krefeld/nachrichten/Kaemmerei-Viele-Kandidaten-sagten-ab_aid_900906.html

Warum niemand dorthin möchte? Zum einen die Haushaltslage, ok, aber vor allem  das „schwierige Umfeld“ nach dem Finanzskandal in Krefeld, so Kienbaum-Headhunter Weingarten. Und, jetzt kommt`s: Die möglichen Kandidaten hatten die Sorge, dass ihr Name verbrannt wird.

Genau das ist der Punkt. Das dürften sich auch Kandidaten für die HSH Nordbank jetzt fragen: Wäre ich nur das nächste Opfer? Wer mag sich schon auf solche Risiken einlassen? Ohne Not? Niemand. Denn gegen Intrigen lässt sich oft reinweg gar nichts ausrichten. Schon gar nicht solide Arbeit. Auch der New Yorker Filialleiter hat schließlich seinen Job verloren, selbst wenn`s später eine hohe Abfindung gegeben haben soll.

Üblicherweise müssen Unternehmen dem nächsten Manager nach so einem Skandal oder wenn das Unternehmen selbst kurz vorm Ruin steht, eine stattliche Risikozulage zahlen. Klingt nicht sehr logisch, wenn zuvor jahrelang gespart wird, was das Zeug hält und eine Kostensenkungsrunde die nächste jagt. Aber das setzt dann niemand mehr zueinander in Bezug. Und wenn, wird er eben kurzerhand als Miesmacher beschimpft.

PS vom 5.9.2010:

Laut NDR gibt es noch einen dritten fall, in dem die HSH Nordbank einen einen eigenen Manager diskreditiert und denunziert hat: http://www.ndr.de/regional/hamburg/hshnordbank459.html

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Alle Kommentare [4]

  1. ja – guter Artikel von Frau Tödtmann, wieso fragt sich eigentlich keiner ob hier nicht eine wohlkalkulierte Intrige gegen Nonnenmacher läuft, weil einige fürchten, er könnte Dinge entdecken, die im Dunkeln bleiben sollen ?
    Roth wollte eine Abfindung, U. einen Auftrag, Behm wieder mehr Macht.
    Und wenn alles nicht reicht wird nochmal nachgelegt.
    Es gab eine Einigung mit dem New Yorker Manager. Woher jetzt plötzlich die neue Anklage / Aufdeckung ?
    Und die Presse macht munter mit : die Schlagzeilen bringen schon geschickt den Vorstand mit den Attributen untragbar und Kinderpornos in eine Reihe.

  2. Ich nehm den Job! Für das Schweinegeld bezahle ich Anwälte die mich verteidigen und Psychologen die mich nach den Intrigen wieder aufbauen.

    Qualifiziert bin ich auch: ich kann online-Banking, und habe bei der Finanzkrise höchstens 100 Euro verloren.

  3. ja – guter Artikel von Frau Tödtmann, wieso fragt sich eigentlich keiner ob hier nicht eine wohlkalkulierte Intrige gegen Nonnenmacher läuft, weil einige fürchten, er könnte Dinge entdecken, die im Dunkeln bleiben sollen ?
    Roth wollte eine Abfindung, U. einen Auftrag, Behm wieder mehr Macht.
    Und wenn alles nicht reicht wird nochmal nachgelegt.
    Es gab eine Einigung mit dem New Yorker Manager. Woher jetzt plötzlich die neue Anklage / Aufdeckung ?
    Und die Presse macht munter mit : die Schlagzeilen bringen schon geschickt den Vorstand mit den Attributen untragbar und Kinderpornos in eine Reihe.