„Daimler gibt den Mitarbeitern zum Halbfinalspiel der Deutschen Nationalmannschaft fußballfrei“, so lautet die heutige Pressemitteilung des Stuttgarter Autobauers. Und weiter: „Die Daimler AG wird am kommenden Mittwoch in allen deutschen Werken die Spät- und Nachtschichten so verlegen oder gestalten, dass alle Beschäftigten des Unternehmens die Möglichkeit haben, das Halbfinalspiel der Deutschen Fußballnationalmannschaft gegen Spanien zu sehen.“
Sie denken das ist Nittigritti?
Mitnichten. So war es bei Düsseldorfern, die beim Chemiekonzern Henkel arbeiten, kürzlich eins der Gesprächsthemen schlechthin, dass man am 18.6.2010 freitagnachmittags „nicht mal die eine Stunde vor offiziellem Dienstschluss eher frei bekäme“, um ein WM-Spiel der deutschen Nationalelf ansehen zu können. Und das, wo das Wochenende unmittelbar bevorstand. Thematisiert wurde es jedoch nicht nur innerhalb des Betriebs, sondern auch im privaten Umfeld entrüstete man sich. Abends beim Grillen mit Freunden, in den Vereinen undsoweiter. Offenbar musste es mal großzügiger zugegangen sein bei den Rheinländern. In besseren Zeiten. Als Henkel noch für weit mehr stand als heute. Aus Innen- wie aus Aussensicht.
Dabei: Wer die Daimler-Pressemitteilung bis zum Ende liest stösst darauf, dass auch die Schwaben ihrer Belegschaft keinewswegs WM-Geschenke zu machen gedenken: „Die entfallene Arbeitszeit wird entweder über das Freischicht- oder Gleitzeitkonto der Mitarbeiter verrechnet. Die entfallenen Stückzahlen werden im laufenden Betrieb nachgeholt.“ Die Schichten werden lediglich umorganisiert.
Immerhin. Und die Daimler-Öffentlichkeitsarbeiter waren clever genug, die Gunst der Stunde zu nutzen für einen volksnahen wie patriotischen Kommentar ihres Chefs Dieter Zetsche: „In der Belegschaft ist die Begeisterung für die Fußball-WM und für die Leistung insbesondere der Deutschen Mannschaft riesig. Deshalb geben wir am Mittwoch unseren Mitarbeitern fußballfrei, damit alle mit der Nationalmannschaft mitfiebern können. Wir drücken unserer Nationalelf bei ihrem Ziel, den Vierten Stern für Deutschland zu holen, die Daumen.“
Dass viele Arbeitgeber mit der WM hadern, zeigt nicht nur die geschickte Pressearbeit von Daimler. Es wird ja schon untersucht, wieviel Produktivität die Gespräche über anstehende bzw. mehr oder weniger erfolgreich bestrittene Fußballspiele kosten. Da fehlt nur noch die Studie zum „Motivationsfaktor Fußball“, die auf den Cent vorrechnet, welche Flügel uns Deutschen ein 4:0 gegen Argentinien verleiht. Derart offensichtliche geldwerte Vorteile wird das Finanzministerium aber schnell unter die Lupe nehmen und für deren ordentliche Besteuerung sorgen. Schon wer als Arbeitgeber mehr als ein paar Chips neben einen Plasma-Bildschirm stellt, auf dem WM-Spiele übertragen werden, gerät unvermeidlich ins Visier. Da ist es nur richtig, dass die Daimler-PR aufgepasst hat und auf Gleitzeitkonten verweist. Sonst kann sich selbst solche gute und wohlfeile PR zum Bumerang entwickeln…
Alle haben nicht frei!!!! Im GLC der Daimler AG wird an allen Standorten normal gearbeitet da gibts kein fussballfrei.
Gute Aktion für die WM…leider wars nix…