Chefvisite bei Hagenbeck

Wer im Lindner Park-Hotel Hagenbeck in Hamburg logiert, dem kann es passieren, dass am Nachbartisch in dem Frühstückssaal im Kolonialstil der Hoteleigner und Zoodirektor Joachim Weinlig-Hagenbeck selbst sitzt. Beim Frühstück, zusammen mit der Familie. Ohne viel Aufhebens und so als wäre es das Selbstverständlichste von der Welt. Und das ist typisch für Familienunternehmer.Konzernmanager würden auf solche Ideen kaum kommen. In der Metro in Düsseldorf bin ich jedenfalls noch nie Herrn Cordes zwischen den hohen Regalen begegnet.
Für Familienunternehmer nämlich ist es völlig normal, sich selbst um alles mögliche – oft bis ins kleinste Detail – selbst zu kümmern und persönlich oft präsent zu sein. Dazu kann auch gehören, in den Damentoiletten höchstpersönlich abends das Licht auszuschalten. Als wäre es das Selbstverständlichste der Welt. Verantwortungsbewusst ist es allemal.

Privatzoo in sechster Generation – und erfolgreich

Woran war nun zu erkennen, dass es der Zoo- und Hotel-Eigentümer Weinlig-Hagenbeck mit seiner Familie ist, der da wie selbstverständlich zwischen den Touristen sitzt und frühstückt? Er ist einer der Nachfahren des legendären Carl Hagenbeck, der einst „Hagenbecks Thierpark“ eröffnete – und der heute in sechster Generation den Privatzoo mitführt.
Jedenfalls war es nicht etwa an aufgescheuchten Kellnern zu erkenennen, welche Promi dort saß. Die nämlich reagierten völlig ruhig und souverän, so als hätten sie einen Gast wie jeden anderen auch vor sich.
Der Schlüssel zur Lösung ist ganz simpel: Joachim Weiling-Hagenbeck war zu schick. Außer ihm lief niemand am gestrigen Sonntagvormittag im Jackett und mit Schlips in diesem Frühstückssaal herum.

Familienunternehmer als Vorbild

Denn auch das ist typisch für Familienunternehmer http://www.handelsblatt.com/unternehmen/mittelstand/tierpark-hagenbeck-hagenbeck-erfolgsgeschichte-zoo/3267350.html : Sie wollen Vorbild sein und gerade in Hamburg gehört dazu anscheinend, stets komplett angezogen zu sein. Auch ein anderer Familienunternehmer, der Kaffeekönig Albert Darboven, legt darauf Wert. Stets das Jackett zu tragen gehört für ihn mit zum Vorbild-sein, erzählte er erst vor wenigen Tagen.
Und auch das ist so ein Punkt, der angestellten Managern nicht in den Sinn käme. Für die wäre es oft schon ein großer Schritt nach vorn, den eigenen Mitarbeitern immer „Guten Tag“ zu sagen.

Denn auch das ist für die meisten Familienunternehmer eine Selbstverständlichkeit – und mehr als das. Sie interessieren sich erklärtermaßen nicht nur dafür, wie es ihren Mitarbeitern geht, sondern sogar dafür, was deren Angehörige machen.

Das tun Konzerne zwar auch schon mal, aber aus völlig anderen Motiven, wie man bei der Deutschen Bahn und der Telekom sieht.

 

 

Mein freier Kollege Christoph Lixenfeld im „Handelsblatt“ über den Zoo Hagenbeck als Erfolgsmodell:

http://www.handelsblatt.com/unternehmen/mittelstand/tierpark-hagenbeck-hagenbeck-erfolgsgeschichte-zoo/3267350.html

 

Kommentar schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*

Alle Kommentare [1]

  1. Arme Kinder

    Grundsätzlich ist es ja gut, wenn Führungspersönlichkeiten und Inhaber sich mit ihren Unternehmen identifizieren können. Doch auch hier gilt die Kardinaltugend: Mäßigung – denn Arbeit ist Arbeit und Freizeit ist Freizeit. Nun mag man noch akzeptieren, dass der Inhaber sich nie ganz im Privaten wähnt. Aber wie der Name Familienunternehmen schon ausdrückt, wird leider allzu häufig die ganze Familie zeitlich über Gebühr ins Geschäftliche eingebunden. Darunter leiden dann vor allem die Kinder. So erzählte kürzlich ein Spross einer bedeutenden Hoteliersfamilie wie sehr er es gehasst habe, mit den Eltern in den Sommerferien in immer die selben eigenen Hotels zu fahren und dort quasi Test-Gast zu spielen. Auf Dauer können solche geschäftlichen Überfrachtungen in den Eignerfamilien zu ausgeprägten Neurosen und einer Schwächung des Unternehmens insgesamt führen.