Schwedische Streichposten: Arztkittel

Die Leitung des Universitätskrankenhauses in Uppsala hat einen Streichposten gefunden, den deutsche Kliniken noch gar nicht entdeckt haben: Die Arztkittel, ohne sie will man insgesamt 140 000 Euro im Jahr sparen. Die Reinigungkosten dürften inbegriffen sein. Doch den Casual Friday wollen die schwedischen Mediziner nicht als Standard haben, sondern lieber ihre Kittel behalten.Weil sie so viele ihrer Gerätschaften wie Stethoskop, Handy, Kalender und Bücher in den Taschen unterbringen können. Und weil er wärmt, verteidigt ihr Ärzteverbandssprecher Martin Wohlin die Dienstkleidung www.welt.de/welt_print/article3389074/Welt.html.
Kinderärzte hierzulande bringen Medizinstudenten übrigens noch etwas anderes bei, wozu die Kittel gut sind: Sie sollten sie erstens schließen und sich zweitens zügig hintern den männlichen Babys aufbauen – und niemals vor ihnen, in Spritzrichtung. Sonst ist der weiße Kittel ruckzuck gelb und Mami hat eine Windel gespart.
Jedenfalls verhindern die Kittel der Ärzte eins: Dass man als Kunde – wie in Kaufhäusern wie Karstadt – andere Kunden ohne Mantel oder Jacke anspricht und irgendetwas fragen will. Weil man sie versehentlich für Verkäufer hält.
Vielleicht sollten die Ärzte es von dieser Seite betrachten, wenn sie ihre Insignien entbehren müssen. Unerkannt bleiben und um Arbeit drumherum kommen wird viel einfacher.
Bleibt die Frage, ob diese mächtig geniale Sparidee von Unternehmensberatern kam oder der Krankenhausverwaltung selbst.

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Alle Kommentare [1]

  1. Ich habe mal dort in Schweden angerufen und mal mit Marie Beckman Suurküla vom Akademiska Sjukhuset gesprochen. Das stellt sich schon wieder mal anders dar, als Sie recherchiert haben (wenn man das überhaupt Recherche nennen kann) , liebe Frau Tödtmann.
    Da geht es nicht nur um den Arztkittel als an sich. Bitte schön, die Ärzte können ihn ruhig tragen, aber er ist als Arbeitskleidung erwiesenermaßen untauglich (außer dass er schön warm hält 🙂 und als Statussymbol dient). Deshalb sollen die Ärzte auch selbst für ihn bezahlen. In anderen Berufen kriegen die Angestellten auch keine Arbeitskleidung gestellt und verdienen wesentlich weniger. So weit, so gut.
    Aber er ist sogar nicht nur unnütz, der Kittel ist eine regelrechte Dreckschleuder. Fragen Sie mal Frau Dr. Constanze Wendt vom Hygiene-Institut der Universität Heidelberg…
    Ärzte tragen die Kittel überall hin, ob in die Kantine oder die Toilette und dann wieder von Patient zu Patient. Regelmäßig er Wechsel? Fehlanzeige. An den Kitteln wimmelt es von Krankheitserregern.
    Aber hier mal ein Leserkommentar eines Arztes in der SD, der sagt eigentlich alles: ( https://www.sueddeutsche.de/gesundheit/917/418682/text/ )
    ärztekittel
    Solch dummes Zeug von einem ärztlichen Standesvertreter habe ich selten gehört. ärztekittel und auch Krawatten werden nie und nimmer täglich gewechselt. Ich mache stets Visite mit normalen Klamotten und u.U. auch Visite mit Motorradklamotten, wenn meine Tour mich am Krankenhaus vorbeiführt. Gesunde Keime von draußen sind der Tod aller Krankenhauskeime. Die Patienten haben die Nase voll von weiß bekittelten ärzten und wollen von Leuten „beschaut“ werden, die eben normal oder auch ungewöhnlich gekleidet sind. Hauptsache, sie werden ordentlich behandelt/operiert (in meinem Fall). Der ärztekammerbonze weiß gar nicht, wie die Realität bereits jetzt ausschaut.
    Dr. Detlef Rosenow
    Facharzt für Neurochirurgie

    Frau Tödtmann, ich bin ja mal gespannt auf Ihren nächsten Artikel. Da geht es dann vielleicht um das schlechte Kantinenessen für Ärzte oder die schlechten Manieren der Patienten. So intensiv macht doch kein Journalist umsonst Lobbyarbeit für eine bestimmte Kaste.