Bei Grey am Kaminfeuer

Wenn Unternehmen nur sich selbst feiern

„Die Unternehmen müssen lernen, dass es nicht darum geht, sich selbst zu feiern – sondern darum, das Leben der Menschen zu bereichern“, sagte heute Frank Dopheide, Chairman der Werbeagentur Grey Deutschland auf der Jahrespressekonferenz der Grey Gruppe.

„Produkte ohne klaren Vorteil und Mehrwert haben ein Problem“, musste auch Stefan Knieß, Chef der Grey-Tochterfirma Argonauten G2, betonen. Und genau das dürfte so manchem Unternehmen richtig schwer fallen. Wer dennoch so richtig stolz auf sich ist, hat selten noch die notwendige Aufmerksamkeit für die Kunden.

 

Frank Dopheide (Foto:PR)

Wenn Unternehmen sich nur mit sich selbst beschäftigen ….

Wie brachte es schon der Management-Guru Reinhard Sprenger auf den Punkt: „Es gibt Unternehmen, die können sich fünf Jahre lang nur mit sich selbst beschäftigen.“ Merken tun sie es freilich nicht. Und das gilt tragischerweise nicht nur für diejenigen Unternehmen, denen es gut geht.

Noch schwerer wird es den Unternehmen fallen, ihre Kunden zu bereichern, bei denen eine Entlassungsrunde die nächste jagt. Dann geht nicht nur ein Gutteil der Arbeitszeit dafür drauf, die Sozialpunkte zu zählen und den eigenen Job abzusichern, – und jedenfalls nicht dafür, das Unternehmen nach vorne zu bringen. Im Gegenteil. Ständige Damoklesschwerter sorgen dafür, dass die einen Kollegen abstumpfen, sich für Jobs in anderen Unternehmen interessieren und die anderen in ständiger Angst und Sorge leben – nur an die Kunden,an die denkt keiner mehr. Und für sie einsetzen wird sich erst rechet keiner mehr. Keine einzige Über-Minute. Sitzt man doch auf der Titanic – wozu dann noch die Mühe, wird mancher Mitarbeiter denken.

 

Nie die eigenen Kunden hinters Licht führen

Den Markenartiklern schrieb Argonauten-Chef Stefan Knieß weitere Warnungen ins Stammbuch: Sie sollten keinesfalls mehr versuchen, ihre Kunden und Verbraucher hinters Licht zu führen, sondern immer gleich die Wahrheit sagen und sich der Kritik stellen. Und noch mehr: „Die Glaubwürdigkeitsproblematik bei der Werbung nimmt zu.“ Die Werbung müsse ehrlicher werden und aufpassen, was sie kommuniziert, so der Düsseldorfer.

 

Multiplikatoren ausfindig machen

Jedenfalls sollten Unternehmen die Multiplikatoren suchen, auf deren Urteile über Produkte ganze Freundeskreise Wert legen. Denen sollten die Unternehmen eine eigene Plattformen geben – auch für kritische Urteile. Denn immerhin würden 64 Prozent der Verbraucher auf persönliche Empfehlungen hören, bevor sie ein Produkt kaufen. Auf Verkäufer im Geschäft hörten dagegen nur 46 Prozent – das sind ebenso viele wie diejenigen, die sich nach Online-Kundenbewertungen richten.

 

„Führungsstärke ist eine Frage von Herz“

Und ganz viel Wahrheit liegt in einem Nebensatz von Uli Veigel, dem CEO der Grey Global Group Germany: „Führungsstärke ist auch eine Frage von Herz.“ Und fürs Herz sollte wohl auch die Leinwand sein, die die Werber am Rande der Pressekonferenz aufgebaut hatten: Auf der war die ganze Zeit über ein überdimensioniertes loderndes Kaminfeuer zu sehen – und sollte wohl die Stimmung von Adventskerzen verbreiten. Dazu gehört Mut.

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Alle Kommentare [2]

  1. Ich bin nicht überrascht, dass Glaubwürdigkeit und Integrität in der Weihnachtszeit wieder hoch im Kurs stehen. Es geht nicht nur um die Glaubwürdigkeit von Werbung, sondern allgemein von Informationen zwischen Kunde und seinem Lieferanten.

    Führungsstärke ist meiner Ansicht nach eine Frage der Ergebnisse in Verbindung mit einer gehörigen Portion Anstand. Zu viel Emotionalität in der Führung schwächt das System und ist daher auch Nährboden für Versprechen, die nicht eingehalten werden können.

  2. Es gibt keine Emotionalität in der Führung. Emotionalität wird abgeschliffen. Die Leute lernen über Leichen zu gehen.
    Wo haben sie gearbeitet oder geführt?
    Lediglich die zugelassene Schauspielerei habe ich gesehen:
    Heulen „auf Abruf“ undsoweiter. Und das auch noch von Männern. Das Gespür, wenn ein Verhalten vorgetäuscht wird, dass ist bei jedem vorhanden.

    Es gibt jedoch taktisch ausgeführte Versprechen oder Lügereien und insbesondere „falsche Ratschläge“, die nicht eingehalten werden können, um das eigene Pöstchen zu sichern und besser dazustehen. Dieses Vorgehen schwächt das System.