Schwachmaten bevorzugt. Nervenschwache Mitarbeiter sind kein Schutzschild.

Nervenschwache Mitarbeiter. Wenn ein Unternehmen – irgendeins – solche hätte, würden sich die Führungskräfte für sie schämen. Und vor allem, wenn es die Öffentlichkeit erführe und mit dem guten Firmen-Namen in Zusammenhang brächte. Ganz anders die Rheinbahn in Düsseldorf. Bei jedem Unfall wird sie es nicht müde, zu betonen, dass ihre Fahrer geschockt sind.Da fahren gestandene Leute mit der amtlichen Befähigung, Leute herumzutransportieren und zu befördern, den ganzen Tag durch eine Großstadt wie Düsseldorf und kaum haben sie einen Unfall – mal schwer, mal weniger schwer – sind sie immer gleich „geschockt“. So, als würde das den betreffenden Fahrer irgendwie reinwaschen und vor allem ein negatives Image der Rheinbahn verhindern. Dumm nur, dass dem geneigten Leser zum Beispiel der „Rheinischen Post“ – einer Regionalzeitung in der nordrhein-westfälischen Hauptstadt – eins auffällt: Die Rheinbahnfahrer sind immer geschockt. Bei jedem kleinen Zusammenprall. Und erst recht beim handfestem Unfall.
Ich habe ja den Verdacht, es gibt einen Textbaustein bei a) der Pressestelle der Rheinbahn b) der Pressestelle der Polizei und / oder c) der Lokalpresse.
Nur ob das die richtige PR-Strategie ist, das zweifle ich schwer an. Wer möchte sein Leben, seine Unversehrtheit gerne einem Fahrer anvertrauen, der im Zweifelsfall geschockt ist? Lauten die Stellenanzeigen etwa wie folgt: „Straßenbahnfahrer gesucht. Nervenschwache Kandidaten werden bevorzugt.“ ? Oder: „Straßenbahnfahrer gesucht. Charakterstärke und Disziplin nicht erforderlich.“? Oder: „Straßenbahnfahrer gesucht. Schwachmaten bevorzugt.“ ? Ehrlich wär´s jedenfalls.
Dabei: Als Nutzer der öffentlichen Verkehrsmittel in Düsseldorf ist der Fall klar. In diese Straßenbahnen und Busse sollte man lieber nicht steigen und für den Transport Geld bezahlen – werden sie doch von Menschen gesteuert, die nervenschwach sind. Denen ich im Fall der Fälle nicht gerade die richtige Entscheidung zutrauen darf. Und das im Straßenverkehr einer Großstadt.
Oder ist es vielmehr so, dass die allein Öffentlichkeitsarbeiter der Rheinbahn seit Jahren überdrehen? Aus Angst vor Attacken und Anfeindungen? Dass sie suggerieren, dass nicht der Verletzte ausserhalb der Rheinbahn oder ein verletzter Mitfahrer allein das Opfer ist, sondern eben auch der Fahrer der Bahn. Und wenn bei dem kein Blut fließt, so ist er wenigstens „geschockt“.
Dann sollten sich die Fahrer aber bei denen bedanken, die sie derart in Misskredit bringen und sie outen (0der doch verleumden?). Die Fahrer, denen man lieber keine Verantwortung überträgt – weder für andere, noch für sich selbst. Frei nach dem Motto des Ulrich-Roski-Songs: „Jungs seid nicht feige, lasst mich hinterm Baum.“ Wer mag so einem noch gerne einen Job geben?
http://www.presseportal.de/polizeipresse/pm/13248/1188683/polizei_duesseldorf

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Alle Kommentare [3]

  1. Bei einem Unfall hat in der Regel jeder einen Schock. Falsch wäre es diesen Schock zu verleugnen oder kurzfristig nach aussen hin zu unterdrücken.

  2. Also es scheint so, als habe die Pressestelle der Rheinbahn einen Textbaustein extra für Unfälle: Dass ihre Fahrer immer geschockt sind, ein Automatismus. Immer. Bei den letzten beiden Unfäklen wieder: https://www.rp-online.de/public/article/duesseldorf-stadt/712567/67-Jaehriger-von-Strassenbahn-erfasst.html
    Und gestern: Da schob eine Straßenbahn drei PKW in einander und der erste verletzte eine Fußgängerin schwer. Warum der Rheinbahnfahrer nicht rechtzeitig gebremst und den Unfall verhindert hat, darüber rätselt selbst die „Rheinische Post“. Aber die Düsseldorfer Regionalzeitung schreibt brav: Dass alle Fahrer ins Krankenhaus eingeliefert wurden – und der „Straßenbahnfahrer mit Schocksymptomen“.

  3. Die Kölner Straßenbahn, die KVB, hat jetzt auch die Floskel entdeckt und teilt sie der Presse mit: „Der KVB-Fahrer (50) erlitt einen Schock.“ Vielleicht i- oder sehr wahrscheinlich – st es dieses Mal sogar berechtigt, weil der Angefahrene schwere Verletzungen erlitt – aber bei Blechschäden eben nicht. Und dann nutzt sich die Floskel ab und ist nur noch lächerlich.
    https://www.express.de/regional/koeln/frau-angemacht-und-dann-von-kvb-bahn-ueberrollt-/-/2856/5026400/-/index.html