Umfrage Markenpiraterie: Fälscher werden schneller, besser und selbst kreativ

VKE-Studie Markenpiraterie: Plagiate wirken nicht, können sogar die Gesundheit gefährden – und trotzdem werden sie in rauen Mengen gekauft. Hauptsache, der Preis ist viel niedriger als der des Originals.

Gefälschte Parfums stinken, statt gut zu duften. Schlimmer noch sind gefälschte Sonnencremes: Sie sorgen gleich für schwere Hautverbrennungen, weil sie gar nicht erst schützen vor der gleißenden Sonne – aber den Verwender in trügerischer Sicherheit wähnen.  „Minderwertige Fakes mit Inhaltsstoffen zweifelhafter Herkunft und Qualität können zu massiven gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen,“ bestätigt denn auch Martin Ruppmann, Geschäftsführer beim VKE Kosmetikverband. Und dann ist jeder einzelne Euro zuviel bezahlt für ein minderwertige Produkt – auch wenn es viel weniger kostet als das Original.

Produktfälscher produzieren neuerdings - passend zum Original-Duft - Mini-Flacons als To-Go-Variante, die es tatsächlich beim Hersteller gar nicht gibt

Produktfälscher produzieren neuerdings – passend zum Original-Duft – Mini-Flacons als To-Go-Variante, die es tatsächlich beim Hersteller gar nicht gibt

Hauptsache billig, egal wie schlecht die Fälschung ist

Doch der niedrige Preis lässt die Konsumenten jede Vorsicht vergessen. 18 Prozent der Konsumenten glauben sogar, dass es zwischen Fälschungen und Originalen keine Qualitätsunterschiede gibt. Die Freude über das vermeintliche Schnäppchen ist bei 65 Prozent der Käufer von Piraterieware das häufigste Motiv. Nur jeder Dritte ist schon auf Fälschungen hereingefallen (31 Prozent) und 28 Prozent waren Spontankäufer und erwarben die Plagiate „aus einer Laune heraus“, zeigt eine Umfrage des VKE, die der Marktforscher TNS Infratest in seinem Auftrag unter 1000 Konsumenten zwischen 18 und 65 Jahren im vergangenen Monat über ein Online-Panel durchgeführt hat.

 

 

Gesundheitsgefährdend und trotzdem Renner

Merkwürdig nur, dass 79 Prozent der Befragten wissen um die gesundheitsgefährdenden Folgen der Plagiate. 73 Prozent der Befragten ist zudem klar, dass sie nicht oder weniger wirksam sind. Und jeder zweite weiß, dass er mit seinem Kauf die organisierte Kriminalität fördert (51 Prozent) – und es ist ihm gleichgültig. Political correctness ist beim Müll-Trennen offenbar wichtiger, als beim Thema Markenfälschungen. Denn immerhin wissen auch 58 Prozent der Konsumenten, dass damit Arbeitsplätze hierzulande vernichtet werden. „Kosmetik-Fälschen ist profitabler als Drogenhandel“, schätzt Ruppmann.

Martin Ruppmann, Geschäftsführer beim Kosmetikverband VKE

Martin Ruppmann, Geschäftsführer beim Kosmetikverband VKE

 

In Kauflaune kommen die Käufer von Plagiaten offenbar insbesondere im Urlaub: Auf Märkten und Bazaren im Ausland.(40 Prozent).

Dabei sind gerade diese Spontankäufe im Ausland und in Urlaubslaune gefährlich. In Frankreich oder Italien riskieren die Käufer, die dann am  Strand zum Beispiel den fliegenden Händler gefälschte Sonnenbrillen abkaufen. Der Chef der Kosmetikmarke Clarins, Stephan Seidel, berichtete schon von Konsumenten, die in Frankreich 2000 Euro Strafe zahlen mussten, weil sie am Strand gefakte Dior-Sonnenbrillen kauften.

 

Plattformen bieten keine Garantie für Originale

Im Internet werden demgegenüber nur 19 Prozent aller Fälschungen bestellt. Innerhalb Deutschlands werden 17 Prozent der Plagiate-Käufer auf Märkten beziehungsweise neun Prozent in Geschäften fündig.

Amazon & Co. kommt eine Sonderrolle zu, die der Online-Händler gar nicht verdient: Insgesamt glauben 48 Prozent der Befragten, dass entweder der Plattform-Betreiber sicherstellt, dass bei ihm keine Plagiate gehandelt werden (17 Prozent) oder dass sogar der Hersteller darüber wacht (31 Prozent). Das sind mehr Konsumenten als diejenigen, denen klar ist, dass Amazon & Co. sich nullkommanix darum kümmern, ob auf der Plattform Markenfälschungen gehandelt werden – denn das unterstellen 41 Prozent.

 

Begehrteste Plagiate: Kleidung

Am häufigsten gekauft wird gefälschte Kleidung gefolgt von Düften, Schuhen, Handtaschen, Filmen/CD´s, Zigaretten, Schmuck, Elektronik, Medikamenten, Kosmetik und Gesichts- sowie Körpercreme.

 

VKE-Chef Ruppmann ist seit Jahren im Dauerkampf gegen die Fälscher: Ausstieg: „Wir versuchen, alle Kanäle – und das ist massiv das Internet – frei von Fälschungen zu halten, aber die Fälscher sind in den letzten Jahren immer schneller und besser geworden. Wo die Rechteinhaber einen Online-Shop schließen, entstehen zeitgleich zwei Neue.“

 

 

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