Pannen-Flughafen BER: Milliardenschaden, aber alle Beteiligten kommen viel zu gut davon, weder Flughafenchefs noch deren Kontrolleure müssen persönlich büßen – Gastkommentar von Managerhaftungsprofi Michael Hendricks

 

Pannenflughafen BER, der nächste Skandal

Die Affäre um den Berliner Flughafen ist um eine weitere Lachnummer reicher: Vorstände und Aufsichtsräte sind jetzt vor persönlicher Haftung endgültig sicher, kommentiert Gastautor und Managerhaftungsexperte Michael Hendricks von Hendricks & Partner. Die Devise in all solchen Fällen: Immer schön vergleichen.

 

 

Alle Verantwortlichen bleiben verschont

Nun sind alle Beteiligten am Pannen-Flughafen BER irrsinnig gut weg gekommen. Entstanden ist immerhin ein riesiger Schaden von rund drei Milliarden Euro und alle Verantwortlichen kommen jetzt ungeschoren aus der Sache heraus durch einen klammheimlichen Deal.

 

Managerhaftungs-Experte Michael Hendricks

Managerhaftungs-Experte Michael Hendricks

Der Reihe nach: Die Ex-Flughafenchefs, Rainer Schwarz und Manfred Köntgen, brauchen nicht mehr fürchten, dass sie auch aus ihrem Privatvermögen Schadenersatz für all die Bau- und Planungspannen und deren Folgen zahlen müssen. Ebenso wenig der damalige Aufsichtsrat mit Klaus Wowereit an der Spitze. Der D&O-Versicherer (Organ- und Manager-Haftpflichtversicherer) hat nämlich jetzt einen Vergleich mit den Flughafengesellschaftern geschlossen und zahlt dem BER zwölf Millionen Euro für die geplatzte Eröffnung im Jahre 2012.

 

Nach der abgesagten Eröffnungsparty, für die bereits 30.000 Einladungen verschickt waren, hatte der Aufsichtsrat von den Ex-Chefs Schadenersatz gefordert. Dafür springt nun der Versicherer ein.

 

 

Der BER war dramatisch unterversichert

Wäre dies zum Spektakel vor Gericht geraten, wären auch die Aufsichtsräte via einer sogenannten Streitverkündung vor dem Kadi in die Defensive geraten und hätte ebenso befürchten müssen, dass es an ihr privates Portemonnaie geht. Denn: Der BER war dramatisch unterversichert, die D&O-Versicherungssumme von 30 Millionen Euro hätte nie und nimmer für all die Beteiligten und für einen jahrelangen Prozess mit millionenschweren Anwaltskosten gereicht.

 

Deshalb waren alle Beteiligten willens, die Sache schnell zu beenden – hinter verschlossenen Türen, ohne die Öffentlichkeit. Der Versicherer war generös und hat sich mit den Gesellschaftern des BER auf zwölf Millionen Euro geeinigt. Auch für ihn ein gutes Geschäft angesichts des Risikos, sonst die volle Deckungssumme ausschütten zu müssen.

 

 

Solche eine Einigung ist nur möglich, wenn der Kreis der Beteiligten so klein ist. Bei einer börsennotierten Aktiengesellschaft wäre das unmöglich gewesen. Dann hätte der Aufsichtsrat eine Schadenersatzklage gegen die Ex-Chefs in dreistelliger Millionenhöhe einreichen müssen. Ob er will oder nicht.

 

Wäre der Flughafen ein börsennotiertes Unternehmen, hätte er auch eine viel höhere Deckungssumme gehabt. So aber waren die Manager und Politiker allesamt total unterversichert. Doch jetzt, wo BER-Gesellschafter und Versicherer den Deal durchgewunken haben, kann niemandem mehr etwas passieren. Der Skandal wurde zur Lachnummer. Auf wessen Kosten? Des Steuerzahlers.

 

Wer zahlt für den Spaß? Der Steuerzahler.

Nur einer wird noch lange nicht ruhig schlafen können: der Ex-Technikchef Jochen Großmann. Er wird wegen Korruption verdächtigt und kann nicht verschont werden. Denn das Strafrecht macht vor keinem Halt und die Staatsanwälte gehen auch auf Manager los, deren Ermittlungen kann kein Politiker aufhalten. Jedenfalls nicht, solange es noch mit rechten Dingen zugeht.

 

Zu Jürgen Großmann auf wiwo.de: http://www.wiwo.de/themen/Gro%C3%9Fmann,%20Jochen

 

Weitere Stücke im Management-Blog zum Thema:

https://blog.wiwo.de/management/2012/11/12/managerhaftungsprofi-michael-hendricks-der-haftungs-bumerang-fur-den-aufsichtsrat/

https://blog.wiwo.de/management/2013/07/03/die-verlorene-ehre-der-aufsichtsrate/

 

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Alle Kommentare [2]

  1. Das war doch klar. Die größten Gauner kommen auch noch ungeschoren davon. Jahrzehntelang in den Knast müssten alle. In anderen Ländern herrscht Gerechtigkeit und der Flughafen hätte längst gestanden.

  2. In England gibt es eine staatliche Bundesbehörde die solche Großprojekte umsetzt. Dadurch bündeln sich große Erfahrungswerte und profendes Managementwissen. Unsere kleinen berliner Bürokraten haben den ganzen Braten wahrscheinlich von Anfang an gar nicht verstanden und sich sich super professionell von den Baufirmen über den Tisch ziehen lassen. Zahlen müssen natürlich wieder wir Steuerzahler. Ich bin selber Manager, setze mich aber dafür ein, dass Manager in der Privatwirtschaft (z.B. jetzt bei VW) und auch politische Manager mehr auch zivilrechtlich in die Verantwortung genommen werden. Den ganzen Schaden ersetzen kann das nicht, aber es werden zukünftig glaub ich bessere Entscheidungen getroffen.

    beste Grüße – schöner Blog by the way!