Gastbeitrag Willms Buhse: Fluthilfe 2.0 – Was Manager aus den Fluthilfe-Einsätzen lernen können

Fluthilfe 2.0 – 4 Learnings für Führungskräfte aus der Facebook-Flut

Willms Buhse von DoubleYUU* über die Kraft der Vernetzung via Internet und den Potentialen, die sich so entfachen lassen

 

Willms Buhse, Chef von DoubleYUU

Willms Buhse, Chef von DoubleYUU

Vier Learnings für Führungskräfte

Vor der Flut waren Daniel Neumann oder Sven Mildner einfach zwei Menschen aus Dresden. Während der Flut wurden die beiden zu den wichtigsten Akteuren bei der Überschwemmung in der Elbmetropole. Neumann sorgte mit seinen Hilfeaufrufen über Facebook dafür, dass jeden Tag tausende freiwillige Helfer an den verschiedensten Einsatzorten arbeiteten und Unzählige von Sandsäcken füllten. Mildner wiederum dokumentierte auf der Landkarte „Hochwasserhilfe Dresden“ im Internet mit Hilfe von Google Maps, wo Hilfe gebraucht wurde und wie sich die Lage in den einzelnen Stadtteilen darstellten.

 

Gemeinsam waren damit zwei ganz normale Netznutzer – und nicht etwa Einsatzleiter der Feuerwehr oder Krisenstabmitarbeiter – dafür verantwortlich, dass viele Freiwillige an den richtigen Orten ihren Beitrag zur Bekämpfung der Flut leisten konnten. Hilferufe von Flutopfern oder Deichhelfern auf der Facebook-Seite wurden tausendfach geteilt. Im Sekundentakt erschienen dann Hilfsangebote. Dadurch konnten alle freiwilligen Helfer selbst ihre Aktivitäten organisieren. Sie wussten, wo sie gebraucht wurden. Wer die Helfer mit Brötchen oder anderen Gütern unterstützen wollte, konnte dies ebenfalls über diese Dienste publik machen – und dabei sicher sein, dass irgendein Netznutzer dafür sorgte, dass die Verpflegung oder Decken tatsächlich ans Ziel kamen.

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Mit dem Internet als Vehikel oft schneller als Profi-Helfer

Mitunter waren die Facebook-Freiwilligen dabei sogar schneller als alle Profi-Helfer. Wo das Technische Hilfswerk, die Bundeswehr oder die Feuerwehr noch auf Einsatzbefehle warteten, waren sie oft bereits auf Grundlage der Informationen aus dem Netz unterwegs zu den Krisenherden.

Für mich ist dies ein tolles Beispiel für die Kraft der Vernetzung und den Potentialen, die sich entfachen lassen, wenn Menschen die Chance zur Selbstorganisation bekommen.

Was aber können Führungskräfte aus dem Phänomen der „Facebook-Flut“ lernen?

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1. Schwarmintelligenz funktioniert  – aber nur mit einem klaren Ziel 

Führungskräfte können grundsätzlich darauf vertrauen, dass Mitarbeiter im Alltag und insbesondere in Krisenzeiten eigeninitiativ und selbstorganisiert handeln wenn das Ziel sie eint. Dabei ist eine selbstorganisierte Gruppe nicht nur in der Lage, schneller und flexibler als eine zentral gesteuerte Organisation zu reagieren. Sie reagiert auch klug – Schwarmintelligenz funktioniert. Die Masse der Facebook-Nutzer in den betroffenen Flutgebieten wusste oft mehr als ein Einzelner, etwa das Mitglied eines Krisenstabs oder ein Einsatzleiter, und sogar oft mehr als eine spezialisierte Gruppe von Experten wie einem Team des Technischen Hilfswerks. Zudem kann sie mehr bewegen.

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2. Wer selbstorganisiertes Handeln zulässt, motiviert! 

Durch Selbstorganisation mit Hilfe von Vernetzungswerkzeugen werden viele zentrale Entscheidungen überflüssig. Das bedeutet, dass jemand, der eigenständig Handeln will, keine Umwege über Entscheidungsträger nehmen muss. Jeder kann Ideen, Anregungen oder seine Hilfe beisteuern und aktiv werden – und extrem viele Menschen haben die Möglichkeit, dies zielgerichtet zu tun, so weit motiviert, dass sie tatsächlich aktiv geworden sind.

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3. Wer auf Transparenz und Vernetzung setzt, wird mit Geschwindigkeit belohnt

Gerade in unübersichtlichen Situationen geht auch vieles schief. Auch Gruppen, die sich über Facebook organisieren, treffen oft falsche Entscheidungen. So kam es vor, dass zu viele Helfer nach Hilferufen zu bestimmten Einsatzorten kamen und sich gegenseitig im Weg standen. Es dauerte oft nur Minuten, bis auch diese Information im Netzwerk geteilt wurde. Alle anderen konnten so sehr schnell darauf reagieren und andere Orte aufsuchen, wo Hilfe gebraucht wurde. Übertragen auf Unternehmen bedeutet dies: Auch im Unternehmenskontext sind Mitarbeiter oft viel näher am Geschehen dran als Führungskräfte selbst. Sie können bei Auffälligkeiten oft schneller Alarm schlagen. Wenn sie Alarm schlagen, wird dies transparent. Wer so ein Netzwerk beobachtet, erhält schneller Informationen, etwa darüber, wie er Ressourcen neu zuteilen kann.

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4. Auf Selbstorganisation zu setzen heißt nicht, nicht mehr zu führen – sondern im richtigen Moment loslassen oder wieder die Zügel in die Hand nehmen

Selbstorganisation der Mitarbeiter heißt für Führungskräfte nicht, dass ab sofort alles ohne ihr Zutun erfolgt und sie sich folglich zurücklehnen können. Wir haben gesehen, dass Selbstorganisation  und Vernetzung nicht automatisch garantieren, dass jeder von alleine das richtige tut und dass sich mitunter zu viele Helfer an einem Ort im Wege stehen. Wer Vernetzung und Selbstorganisation zulässt, muss also weiter führen – aber anders. Er gibt nicht jede einzelne Handlung vor, sondern er setzt einen Handlungsrahmen, er plant und verteilt Ressourcen auf agile Art und Weise neu. Er kann auf unvorhergesehene Entwicklungen blitzschnell reagieren und hilft dem Netzwerk notfalls mit einem neuen Handlungsrahmen, um angemessen auf Probleme zu reagieren. Im richtigen Moment loszulassen und dann wieder die Zügel in die Hand zunehmen ist ein Wechselspiel, das viele Führungskräfte erst lernen müssen. Die großartige Arbeit der freiwilligen Helfer in Dresden sollte sie ermutigen, sich an diese Aufgabe zu wagen.

 

Facebook fluthilfe dresdenhttps://www.facebook.com/FluthilfeDresden?fref=ts

Google Maps: https://maps.google.de/maps/ms?msid=207517637844069836346.0004de4dda1c22c9e31d9&msa=0

Und was wir so drüber schriebenhttp://doubleyuu.com/blog/fluthilfe-dresden-starkes-beispiel-fur-kollaboration-in-krisenzeiten/

 

*Managementberatung DoubleYUU: http://www.doubleyuu.com/ueber-uns/

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Alle Kommentare [1]

  1. Ich finde es toll dass so viele Helfer mobilisiert wurden . Viele Menschen haben mitgeholfen und gespendet. Solche Katastrophen dass viele Familien alles Verloren haben was Sie sich das ganze Leben aufgebaut haben, schweißen in der Tat zusammen. Familie und Freunde haben mir geholfen Stück für Stück wieder auf die Beine zu kommen. Alles war kaputt Möbel Elektrogeräte. Zum Glück bieten viele große Firmen auch Hochwasserhilfe an. Bei Siemens unter https://www.siemens-home.de/hochwasserhilfe.html
    bekommen z.B. Flutopfer Rabatte auf Waschmaschinen.