Wer ist der größte Coffee-to-Go-Händler im Lande? Nicht Starbucks & Co., sondern Aral – oder: Systeme machen einzelne Menschen eben doch nicht austauschbar

Warum Business Behave den Joballtag erleichtert

Was unterscheidet eine Pressekonferenz, zu der man gerne geht, von einer, die man nur als Pflichttermin abhakt? Es ist die, bei der man sich anständig behandelt fühlt. Im Sinne von: mit Anstand. Und am besten noch etwas Herz, „weil es ja auch im Business doch letztlich auf die Menschen ankommt und wie man sich versteht“, wie eben der Aral-Vorstandschef Stefan Brok selbst am Rande seines „Aral Kamingesprächs“ heute abend eingestand. Obwohl die Unternehmen heute glauben, aller Erfolg hinge nur von guten Systemen ab – und dass die Menschen sowieso alle austauschbar seien. Aber so ist es eben doch nicht.

 

Kamingespräche ohne Kamin

Nebenbei bemerkt: Das Kamingespräch war natürlich ohne jeden Kamin und erst recht ohne ein Kaminfeuer – sondern eine ganz normale Pressekonferenz in höchst nüchterner Atmosphäre im Düsseldorfer Industrieclub mit blasierten Garderoben-Angestellten und historischen Bildern an den Wänden – das Ganze nur eben abends nach Dienstschluss. Mit Kaffeekanne, Wasser und Saft auf dem Tisch, dem obligatorischen Blöckchen und Plastikkugelschreiber mit Aral-Logo. Schließlich muss heute tunlichst jeder Anschein vermieden werden, man könne es zu gut mit den Journalisten meinen – und dann gibt’s auch nicht mehr das kleinste firmeneigene Werbegeschenk wie ein kleines Spielzeugauto oder den ohnehin gesponserten Aral-Reiseführer. Aber Werbemittel gibt´s ja ohnehin vor lauter Political Correctness – oder auch Kostenspar-Drang – kaum mehr wo.

 

Firmenanghörige haben Gastgeberpflichten

Und trotzdem kann ein Termin netter sein als ein anderer nüchterner Termin. Wenn nämlich zum Beispiel die Firmenangehörigen durch die Bank keine Angst haben, mit den Besuchern anschließend zu sprechen – so wie es sich für gute Gastgeber gehört. Und auch mal von sich zu erzählen, dass man auch „zwei große Söhne hat, die immer hungrig sind“. Oder wie man sich im neuen Nespresso-Shop auf der Kö über das System mit Schlange-Stehen-Zwang und Märkchen-Ziehen-müssen-wie-beim-Passamt geärgert hat. Auf wie vielen anderen Firmenterminen spricht einen kein Mensch an und es fällt auch gar niemandem auf, wenn die Gäste sich ruckzuck wieder verdrücken.

Aral hat natürlich Glück mit seinem Konzernlenker, der so charismatisch ist, dass er sich traut, zu menscheln. Und der einem sogar noch die Hand schüttelt, wenn man ihm auf der Straße begegnet und sich bedankt fürs Kommen. Der seine Gäste freundlich anlacht und auch schon mal auf dem Podium sagt: „Da weiß ich auch nicht, wie ich das meinen Nachbarn oder meiner Familie erklären soll.“ Die Preisgestaltungen an den Tankstellen.

 

Aral-Pächter als größter Coffee-to-Go-Händler Deutschlands

Aber Überraschendes gab´s auch zu hören, abgesehen von den üblichen Unternehmenskennzahlen und dass Aral weiterhin die Nummer Eins im Tankstellengeschäft ist: Dass die Aral-Tankstellen der größte Coffee-to-Go-Händler Deutschlands mit 50 Prozent Marktanteil sind. Und dass die Marge in dem Bereich sehr gut ist – ebenso wie bei  den „Crossinos“, den Nachfolgern der „Supersnacks“.  Das sind wohl die belegten Baguette-Stückchen. Und die dürfen nur zwei Stunden in der Auslage liegen – dann müssen sie entsorgt werden.  Komme was wolle. Aber die Tankstellenpächter hätten da ihre Erfahrungswerte, wann sie welche Mengen dahaben müssen. Und, so sagt Brok plötzlich unvermittelt über die Pächter, die „sind unsere Helden da draußen, die holen für uns die Kartoffeln aus dem Feuer“. Da müssten andere Top-Manager lange Medientrainigs besuchen, ehe sie so etwas sagen wie Vetriebsmann Brok.

 

Mails am Wochenende bearbeiten – und alle auf einmal Montagsfrüh abschicken

Und dann erzählt er später, dass selbst er genervt ist von den Mails derjenigen Geschäftsleute, die von ihm noch am Wochenende eine Antwort erwarten. Dass er dann auch schon mal stur sei und nicht reagiere. Und dass der Stress-Report damit richtig liegt, wie überlastet die Angestellten heute seien. Eigentlich will auch Brok, dass seine Mitarbeiter am Wochenende Freizeit haben und nicht so nebenbei permanent weiter arbeiten. So, wie es heute eben selbstverständlich für Bürobewohner ist. Weil es eben auch nicht weiter hilft, wenn man Montagsfrüh stapelweise Mails zum Abarbeiten vorfindet und der Berg eben nicht weniger wird. Doch Brok fürchtet, dass die Kollegen dann ihre Arbeit weiterhin am Wochenende machen – aber ihre Mail-Antworten eben nur verzögert und alle auf einmal dann abschicken: Montagsfrüh.

Stress-Report: https://www.focus.de/gesundheit/ratgeber/psychologie/news/stress-und-leistungsdruck-jeder-fuenfte-deutsche-ist-im-job-voellig-ueberfordert_aid_908029.html

 

 

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