Halten Banker ihre Kunden für doof, hilft auch kein Neuanstrich der Filiale

Da schickt mir meine Bank einen Prospekt mit demTitel „Prämie, die das Leben schöner machen – Weiterempfehlen lohnt sich für Sie!“ – und versucht mich zu locken mit einer Espresso-Maschine mit einem MP4-Player oder einem Akku-Bohrschrauber von Bosch. Damit ich in heutiger Zeit ausgerechnet eine Bank empfehle. Und das nicht etwa meinem Intimfreind, sondern einem Freund, Kollegen, Bekannnten oder Verwandten. Den Teufel werd´ ich tun.
Warum? Weil genau diese Bank mit drei Schreiben in den vergangenen Wochen schrieb, die mich auf die Palme gebracht haben- wie sollich sie da empfehlen können?
In dem einen Schreiben teilte mir diese meine Bank kürzlich mit, dass die Kreditkarte nicht mehr kostenlos ist wie bisher, wenn man eine bestimmte Summe damit im Jahr umsetzte, sondern ab Januar gleich 30 Euro im Jahr kostet. Egal wie oft man die Kreditkarte eingesetzt hat. Dies war in freundliche Worte eingehüllt und kam eher wie ein Angebot daher – ich wollte es schon wegwerfen, da fiel mir der letzte Satz des Anschreibens ins Auge: Wenn ich nicht binnen sechs Wochen schriftlich widerspäche, würde dies nun für mich gelten.
Also macht mir meine Bank erstens Arbeit – zwingt mich, ihr zu schreiben – und zieht mich zweitens irgendwie über den Tisch. Und viel schlimmer: Sie hält mich offenbar für doof, sonst würde sie diese linke Tour gar nicht erst versuchen. So etwas kennt man sonst von Billig-Lose-Blatt-Sammlungen, oder Probe-Abos nicht wirlich seriöser Verlage. Unhöflich ist die Tour allemal.
Der zweite und der dritte Brief – Rechnungen – galten ein und demselben Schließfach: Erstens eine übliche Rechnung und zweitens eine Rechnung über die Versicherung für dieses Schließfach. Trickreich, nicht wahr? Hätten sie beide Rechnungen wenigstens in einem Umschlag verschickt, wäre ich mir nicht ganz so genasführt vorgekommen.
Zuguterletzt kam noch eine Pressemitteilung der Consultingfirma Mummert Steria, die mich vollends verwirrt zurücklässt: „Die deutschen Kreditinstitute wollen ihre Filialen
bis zum Jahr 2012 einer umfassenden Modernisierung unterziehen. Vier von zehn Banken planen dafür zusätzliche Investitionen ein. Der Grund: Viele Geschäftsstellen entsprechen nicht mehr den aktuellen
Kundenbedürfnissen.“
Wie bitte? Wegen Kundenbedürfnissen? Da haben die Banken im Zuge der Wirtschaftskrise und ihrer kundenfeindlichen Beratung der vergangenen Jahre jetzt einen Ruf, der so schlecht ist wie noch nie – und wollen ihr lädiertes Image mit einem neuen Anstrich der Filialen reparieren. Um „den Aufenthalt in den Filialen für die Kunden künftig so angenehm wie möglich gestalten. Dazu gehört beispielsweise, Barrieren zu beseitigen, um die Geschäftsstellen für jeden Besucher problemlos zugänglich zu machen. Einige Institute richten sogar eigene Lounges oder Bistros ein.“
Ich würde empfehlen, statt auf Äußerlichkeitenzu setzen, endlich den Banker wieder das erlauben zu tun, was sie gelernt haben und was sie selbst auch vermutlich am liebsten machen wollen: Den Kunden beraten, und zwar nicht so, dass ausschließlich die Bank etwas davon hat (siehe Wirtschtswoche-Reportage 2009), sondern zur Abwechslung auch mal wieder der Kunde. Also nicht nur nach der Montagsmorgends-Ansage aus der Zentrale nach dem Restaurant-Motto „Was der Küchenchef heute empfiehlt“, sprich was heute unbedingt weg muss. Und wofür ein Dummer gefunden werden muss. http://www.focus.de/finanzen/banken/herbert-walter-ex-dresdner-chef-rechnet-mit-bankenbranche-ab_aid_456871.html
Ex-Dresdner-Bank-Chef Herbert Walther: Der Bankberater „muss sich als Anwalt seiner Kunden verstehen dürfen und nicht nur als Produktverkäufer.“ Die Kunden müssten erwarten können, „dass der Berater sie möglichst unabhängig und frei von Verkaufsdruck beraten kann“. Das klingt gut,aber auf die Schwalbe, die den Sommer macht, müssen die Bankkunden sicher noch lange, lange warten. Walter war bis zum Januar Chef der Dresdner Bank und die ist inzwischen in der Commerzbank aufgegangen – er hatte also Gelegegenheit genug, diese Methoden zu ändern – hat er aber nicht und jetzt hat er gut Reden.
Nur ob Bankkunden wegen eines neuen Teppichbodens in ihrer Filiale oder wegen einer neuen Tapetenfarbe (wieder) Vertrauen fassen zu demjenigen, der sie lange genug geleimt hat, das wage ich zu bezweifeln. Und wenn man Bank-Schreiben bekommt wie die eingangs erwähnten, die das sichere Gefühl vermitteln, dass die eigene Bank einen für blöd hält, schon dreimal nicht.

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Alle Kommentare [3]

  1. Manche Banker haben das Denken eh nicht gerade zur höchsten Stufe ausgebaut, oder wie soll man sonst den Kundennepp verstehen, der da zwischen Bahn und commerzbank läuft? Hier der Fall: Im August/September erhielten die Bahncard Kunden eine Werbemail mit dem Inhalt, doch die Bahncard 100 (First) mit einer Kreditkartenfunkion zu ergänzen uns sich so das Leben zu vereinfachen. Im Prinzip ein guter Gedanke. Unsere Berater fahren viel Bahn, daher die 100-Sorglos-Karte und bezahlen ihre bis zu 150 Übernachtungen pro Jahr mit einer Kreditkarte, die normalerweise über die Firma abgerechnet wird. Also ist eine Karte weniger besser, gesagt – getan, die Mastercard mit der Bahncardfunktion oder umgekehrt, wie immer man will, wurde geordert. Jetzt die Falle: Die Gültigkeit der Kreditkarte ist an die Gültigkeit der Bahncard gekoppelt, in der Regel 12 Monate. Bei uns enden die Bahncardlaufzeiten alle am 31.12. jeden Jahres und müssen, da die Bahn nicht fähig ist, eine automatische Verlängerung auf die Reihe zu bekommen, dann neu beantragt werden. Hierzu muss eine Kreditkarten-nummer angegeben werden – geht aber nicht mit der Bahncardkreditkartennummer, denn deren Laufzeit endet mit der Bahncard (auch automatisch) und ist somit für die Bezahlung der neuen Bahncard nicht mehr gültig. Die neue Kreditkarte kann übrigens erst beantragt werden, wenn nach der vorläufigen neuen Bahncard dann irgendwann die richtige Bahncard kommt, die dann wieder gegen eine Karte mit Kreditkartenfunktion ausgetauscht werden kann, die dann aber jetzt nicht mit der derzeitigen Kreditkarte bezahlt werden kann…

    Zuende gedacht heißt dies: alle Nutzer der Bahn-Kreditkarte sitzen ab spätestens 6 Wochen vor Ablauf der Bahncard in der Falle der nicht mehr gedeckten Kreditkarte. Buchungen, Hotelzahlungen etc, alles nicht mehr möglich, da die Verantwortlichen der Bahn und die Banker es nicht einmal schaffen, auch nur vier Monate (vom Start der Aktion bis zum Ablauf der Gültigkeit der Bahncard 31.12.) zu denken. Wie um alles in der Welt wollen die Banker und die Bahn es dann schaffen, unsere Wirtschaft innovativ in die Zukunft zu führen?!? Und schlimmer noch: Der Versuch, eine Reklamation oder einen Ausweg aus der Falle zu finden, stößt wegen unendlich unterschiedlicher Zuständigkeiten, Inkompetenz und schlichtem ´“nicht nachvollziehen können“ einfach ins Leere. An alle Betroffenen daher unser dringender Rat: Besorgen Sie sich dringend und vorab eine zweite Kreditkarte, damit Sie die Verlängerung der ersten damit bezahlen können!

  2. Die Banken denken nicht daran, ihre Hausaufgaben zu machen: „Finanztest“ hat jetzt 21 Banken und Sparkassen getestet und – verdeckte – Anlagegespräche geführt. Weder haben die Anlagebrater ausreichend über die Risiken der Annlagen aufgeklärt noch erst mal das Feld sondiert und die Situation des vermeintlichen Anlegers analysiert. kein einziges Finanzinstitut hat die Note „gut“ erreicht, geschweige denn ein „sehr gut“.
    Wie dieses Ergebnis mit ihrer tollen TV-Werbung zusammenpasst? Flottes design brauchen die Filialen jedenfalls als letztes, solange die Leistung nicht stimmt.
    URL: https://www.welt.de/finanzen/article5535650/Deutsche-Banken-beraten-immer-noch-mangelhaft.html
    https://www.fr-online.de/fr/in_und_ausland/wirtschaft/aktuell/2145859_Kommentar-Skandaloes.html