Den Fragebogen „Nahaufnahme“ beantwortet Bonbonspezialist Perry Soldan, geschäftsführender Gesellschafter des gleichnamigen Familienunternehmens mit Marken wie Em-eukal, Rheila oder Bayrischer Blockmalz.
Erklären Sie in einem Satz, was Ihr Unternehmen tut.
Unser Familienunternehmen Dr. C. SOLDAN will Menschen – vor allem mit unserer Hauptmarke Em-eukal, die in diesem Jahr 100. Geburtstag feiert – mit außergewöhnlichen Bonbonrezepturen überraschen – und das ein Leben lang.
Womit beginnt Ihr Tag?
Meine erste Tat am Morgen ist frisches Obst schneiden fürs Müsli und Frühstück mit meiner Frau Heidi, aber bitte erst nach halb acht.
Was unterscheidet Sie von anderen im Auftreten und im Behave im Job?
Ich sammle den lieben langen Tag lang Papierschnipsel auf, die auf dem Weg in der Firma rumliegen – und wundere mich immer wieder aufs Neue, warum das außer mir keinen stört. Und ich drohe mit Kantinenaushilfsstunden, wenn jemand in der Verwaltung unsere Marke Em-eukal falsch schreibt. Ansonsten bin ich ein personifiziertes Wechselbad aus Disziplin und Gehorsam auf der einen und Humor und Gelassenheit auf der anderen Seite. Es hängt von der Tageslaune ab. Und diese gibt auch vor, ob es mir Freude macht, die Mitarbeiter manchmal im Ungewissen zu lassen. Ein Horrorchef.
… und was würden Ihre Mitarbeiter darauf antworten?
Genau so: ein Horrorchef, wenn er schlechte Laune hat. Die mich gut oder besser kennen, lesen mir dies morgens am Gesicht ab, gerade am Montagmorgen. Schlechte Laune heißt dann großer Bogen. Doch jeder Chef hat so seine Marotten, er macht´s mit Humor und Empathie an guten Tagen wieder wett.
Tee oder Kaffee?
Im Grunde meines Herzens bin ich ein Softie. Deswegen: Kräutertee, aktuell am liebsten einen italienischen Lemon. Nur morgens eine Tasse Kaffee und nach dem Mittagessen einen Espresso zusammen mit einer Bitterstern Praline.
Ihr Spitzname ist…?
„Krümel“ im Internat – bis ich circa 16 Jahre alt war. Dann habe ich es den sonst immer Größeren und Stärkeren gezeigt. Dann hatte es sich ausgekrümelt. Mein heutiger Tarnname? „Periculum“. Für alle Nicht-Lateiner: periculum, -i bedeutet unter anderem Gefahr, Risiko!
Verraten Sie eine Marotte.
Ich leide unter einem Aufräumzwang. Das habe ich wohl von meinem Vater, der mich aus dem Bett geholt hat, wenn meine Schuhe unordentlich standen. Ich bin da besser: Ich quäle mich eine Woche lang, bis ich es anspreche. Aber wehe, die Schlüssel liegen nicht an ihrem Platz…
Was bringt Sie in Harnisch?
Außer fehl gelegten Schlüsseln: Egoismus, Menschen, die Werte fordern, aber diese selbst nicht leben und Menschen, die Zusagen nicht einhalten
…und was bringt andere an Ihnen in Harnisch?
Der Wunsch beziehungsweise Zwang, dass alles an seinem Ort sein muss. Zudem, dass ich immer meine, alles organisieren zu müssen. Meine Frau lädt mich oft ein, mit ihr das „Glotzen“ zu üben, also einfach mal nur schauen, an nichts denken, nichts machen. Ich übe!
Was möchten Sie gerne in Rente machen?
Ein umgebauter Porsche 968 steht schon bereit, unsere Koffer zu transportieren. Heidi und ich werden mit dem Auto Europa und die Welt bereisen. Vielleicht wandeln wir sogar auf den Pfaden meiner Eltern, die vor 60 Jahren mit dem Käfer Cabrio Südamerika bereisten. Oder wir entdecken Skandinavien. Am liebsten alles. Wir genießen die Freiheit, bleiben, wo es uns gefällt, organisieren nichts, denken wenig – glotzen.
Was schätzen Sie an anderen Menschen am meisten?
Ich bewundere Menschen, die ihr eigenes Interesse hinter die Bedürftiger oder die der Gemeinschaft stellen. Vor Augen habe ich dazu aktuell Dr. Carina Vetye, Argentinien-Projektkoordinatorin von Apotheker von Grenzen, eine Organisation, die wir seit Jahren unterstützen. Sie hat in Südamerika eine Apotheke aufgebaut, um dort die medizinischen Grundbedürfnisse zu sichern – trotz aller Widerstände und teils mafiöser Strukturen. Großer Respekt!
Auf welche drei Dinge könnten Sie niemals verzichten?
Erstens Lippenpflege, zweitens ein Taschenmesser, drittens ein kleines Münzportemonnaie (beherbergt auch meinen Hausschlüssel) – und viertens eine gute, alte Deutsche Mark.
Was war Ihr peinlichster Moment?
Bei meiner Hochzeit war ich so aufgeregt, dass ich bei der Ringübergabe die Inschrift nicht lesen konnte. Ich habe also irgendeinen genommen – in der Hoffnung, es ist der richtige. Doch sollte unsere Liebe offensichtlich besiegelt werden. Denn es war der richtige Ring. Und glücklicherweise blieb mein peinlichster Moment allen anderen verborgen.
Auf welches Erlebnis hätten Sie lieber verzichtet?
Die Krankheit meines Vaters erleben zu müssen, war erschreckend. Er war ein starker Mensch, den die Krankheit in die Knie gezwungen hat. Gleichzeitig hat es was aus unserer Beziehung gemacht. Etwas, das mich noch heute tief berührt. Wer weiß, wie sonst alles weitergelaufen wäre, auch mit unserem Familienunternehmen.
Wenn Sie für einen Tag den Job von jemand anderem übernehmen könnten – welcher wäre das?
Ich würde gerne als Streetworker in einem bedürftigen Viertel Menschen Zeit und Gehör schenken. Und ich würde gerne ein Konzert geben – wenn ich ein Instrument beherrschen würde (was ich nicht tue). Im Traum beherrsche ich die Trompete.
Diese Stiftablage stammt von Dr. Carl Soldan, dem Urgroßvater von Perry Soldan. Sie steht heute auf seinem Schreibtisch. (Foto: Privat)
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