Erfolgreich im Top-Management. Umgang mit Macht – und warum Manager heiße Kartoffeln sofort loswerden sollten. Gastbeitrag-Serie von Gudrun Happich (1)

Erfolgreich im Top-Management 

Gudrun Happich ist Führungskräfte-Coach für Unternehmen wie Henkel oder Lufthansa Systems und Autorin. Hier in der ersten Folge Ihrer Gastbeitrags-Serie geht es um die Frage: Wie man am besten mit Macht an der Unternehmensspitze am besten umgeht  (Folge 1)

 

(Foto: Happich/PR/Birgitta Petershagen)

 

Sie steigen ins Top-Management auf? Oder neu ein? Das bedeutet auf jeden Fall: Sie gewinnen an Macht. Daher fragen Sie sich bereits vor dem Start, wie Sie die nutzen wollen, um langfristig erfolgreich an der Spitze zu agieren.

Mein erster Rat: Verstehen Sie Macht immer als Macht zum Machen. Das ist für Leistungsträger selbstverständlich, wird aber an der Spitze von Unternehmen nicht per se so gesehen. Daher mein Gedankenanstoß: Gehen Sie diesen Machtweg im Sinne des Machens bewusst. Verstehen Sie Macht als Instrument, um Gutes, Neues, Innovatives in Gang zu setzen – nachhaltig. Als ein Werkzeug, das Ihnen als Führungspersönlichkeit übertragen wurde, um Dinge zu bewegen und Transformation zu gestalten. Machen Sie im Sinne des großen Ganzen, im Sinne des des Unternehmens.

Die Realität zeigt manchmal ein anderes Bild, das ist klar. Es gibt viele  Beispiele, in der Menschen ihre Machtposition missbraucht haben. Sie wollten ihre Karriere pushen oder das Tun galt nur dem eigenen Selbstzweck. Jeder von Ihnen kennt diese «A*»-Leute im Top-Management. Doch Sie haben es selbst in der Hand, zu entscheiden, wie Sie in Ihrer Rolle machtvoll agieren wollen.

 

Was bedeutet Macht für Sie und wie wollen Sie diese im Zuge Ihrer neuen Rolle und im Sinne der Organisation nutzen

Schritt eins: Machen Sie sich die neue Macht bewusst. Klären Sie dazu vor allem noch vor dem Start ihren Verantwortungs- und Entscheidungsbereich.

Schritt zwei: Hinterfragen Sie für sich, was Macht für Sie ganz persönlich bedeutet? Seien Sie ehrlich bei der Selbstreflexion. Macht verändert Menschen. Vielleicht kennen Sie das Stanford-Prison-Experiment. In deutscher Sprache wurde es unter dem Titel «Das Experiment» verfilmt. Eine Gruppe Freiwilliger ließ sich in Wärter und Gefangene einteilen, und schon wenige Stunden nach dem Start zeigte sich in erschreckender Weise, wie Menschen mit Macht gegenüber Machtuntergebenen umgehen. Das Experiment wurde daher schnell abgebrochen.

Im Coaching checke ich regelmäßig mit meinen Klienten, ob sie noch auf dem richtigen Weg sind. Also im Sinne des Unternehmens agieren und nicht – so fasste es einmal ein Klient zusammen «zu dem Arschloch zu mutieren, das ich nie sein wollte.» Daher: Machen Sie sich frühzeitig und immer wieder Gedanken dazu, wie Sie mit Macht umgehen. Fragen Sie sich:

  1. Was bedeutet Macht für mich?
  2. Wie will ich die Macht nutzen, die meine neue Rolle mit sich bringt?
  3. Was wäre in meinen Augen, in meiner Rolle ein Machtmissbrauch?
  4. Wie gehe ich intern mit Machtspielen auf meinem Hierarchielevel um?

 

Machtvoll agieren bedeutet, die Spielregeln verstanden zu haben.

Jedes Top-Management hat eigene Gesetze, seine eigenen Spielregeln und eine eigene Kultur. Egal, ob interner oder externer Wechsel, Neu- oder Umstieg. Befassen Sie sich bewusst und intensiv mit den Regeln, die in Ihrem Bereich, Ihrem Unternehmen gelebt werden. Nicht geliebt, bitte nicht falsch verstehen. Ich kann mir vorstellen, dass Sie politische Spielchen nicht mögen. Aber an der Spitze sollten Sie lernen, diese zu verstehen und gekonnt damit umzugehen. Das ist die Grundlage, dass Sie Veränderungen wirklich gestalten können. Und diese nicht mit Macht durchsetzen,  sondern durch Begeisterung und Einsatz umsetzen.

 

Definieren Sie das Machtgefüge und übernehmen Sie Verantwortung, aber nur die, die in Ihrem Machtbereich liegt.

Fragen Sie sich zudem regelmäßig: Welcher Art von Macht sind Sie selbst ausgesetzt? Macht im Sinne von Mikropolitik, Machtspielen, Machtkämpfen. Ein Klient nennt das für sich, das «Heiße-Kartoffel-Spiel». Im mittleren Management ist es in aller Regel so, dass Sie bei einem Fehler die Verantwortung dafür übernehmen und nach einer konstruktiven Lösung suchen. Im Top-Management läuft es ein wenig anders, wie er feststellte. «Sobald du die heiße Kartoffel in den Händen hältst, also einen Fehler eingestanden hast, tut es weh» sagte er. «Daher versucht jeder die heiße Kartoffel schnellstmöglich wieder loszuwerden. Denn du willst auf keinen Fall verantwortlich sein. Das Problem ist nämlich, hast du einmal den Fehler eingestanden und damit die Kartoffel in den Händen gehalten, wirst du zukünftig für jeden Mist verantwortlich gemacht.»

 

Mein Tipp aus diesem Grund: Klären Sie immer zuerst: Liegt das in meiner Verantwortung? Ist die Antwort «Nein», sorgen Sie dafür, dass die Verantwortung dort landet, wo sie hingehört. Macht und Verantwortlichkeit gehen im Top-Management eng einher. Und dennoch sollten Sie stets differenzieren, ob es in Ihrer Macht steht, gewisse Entscheidungen zu treffen.

 

 

In der nächsten Folge (2): Netzwerken

 

Lese-Tipp Gudrun Happich im Management-Blog:

Karriereplanung mit Führungskräfte-Coach Gudrun Happich: Wer nicht im Alptraum enden will, sollte zuerst seinen Traum abprüfen (1)

 

 

 

 

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