Best of Legal 2022 – Zuerst erschienen in der WirtschaftsWoche-Print:

Beat Balzli, Chefredakteur Wirtschaftswoche (Foto: C.Tödtmann
Zum zweiten Mal zeichnete die „WirtschaftsWoche“ die Best of Legal aus, diesmal nicht virtuell, sondern im Kö59 in Düsseldorf. Geehrt wurden Anwälte und Kanzleien in zwölf Kategorien und zwar für besonders innovative Lösungen für zukunftsgewandte Fragestellungen etwa für Nachhaltigkeit, Talentmanagement oder Compliance (siehe unten). 130 Projekte hatten viele Kanzleien mit Rang und Namen eingereicht von Noerr über Baker McKenzie bis Kliemt.

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Die Sieger
Compliance: Clarius Legal
Das Problem: Das Lieferkettengesetz nimmt immer mehr Unternehmen in die Pflicht, Menschenrechte und Umweltstandards über die Wertschöpfungskette hinweg einzuhalten. Ein Mammutprojekt, denn dafür müssen große Datenmengen analysiert werden.
Die Lösung: Clarius.Legal kombiniert Projektmanagement, juristischen Rat und digitale Plattformen und bietet eine Komplettlösung für Lieferketten-Compliance samt Whistleblowerplattform, damit Hinweisgeber Missstände anonym anzeigen können.
Deals: Noerr
Das Problem: Entsorgung und Recycling sind stark reguliert. Will ein Unternehmen solche Sparten von einem anderen erwerben, sind die Hürden hoch. Schnell und effizient zum Abschluss zu kommen ist also ein hehres Ziel.
Die Lösung;.Kanzlei Noerr begleitete einen Einzelhändler, der einen eigenen Dienstleister gegründet hatte, bei der Expansion. Trotz Zeitdruck, diffizilen übernahmerechtlichen Fragen sowie komplexen EU-Freigabeverfahren konnten die Anwälte dabei zwei Deals erfolgreich abschließen.

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Diversity: KAP
Das Problem: Wie andere Firmen bilden auch Kanzleien oft nicht die Vielfalt der Gesellschaft ab.
Die Lösung: KAP setzt sich mit Vorurteilen gegenüber Bewerbern auseinander. Mit Erfolg: 14 der 37 Beschäftigten verfügen über einen internationalen Hintergrund. Auch weil die Kanzlei mit Social-Bee zusammenarbeitet, einer gemeinnützigen Gesellschaft, die Geflüchtete bei der Integration in den Arbeitsmarkt unterstützt. Die Frauenquote liegt bei 75 Prozent. Auch weil Arbeitsmodelle auf Familien ausgerichtet sind.

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Future Leader: GvW Graf von Westphalen
Annika Bleier
ESG steht für Environment, Social, Governance – und den Anspruch auf Nachhaltigkeit. Annika Bleier, Associate bei GvW, hat neben ihrer Anwaltstätigkeit im Verfassungs- und Menschenrecht sowie öffentlichem Wirtschaftsrecht im Januar 2022 die Position als Head of ESG übernommen. In der Mittelstandskanzlei gilt sie als Treiberin eines Wir-Gefühls. Sie hat Pro-Bono-Aktivitäten eingeführt, initiierte eine Rechtsberatung für ukrainische Schutzsuchende und gründete sowohl ein internes GreenTeam als auch ein kanzleiübergreifendes Netzwerk für Nachhaltigkeit.
Innovative Geschäftsmodelle: YPOG
Das Problem: Das deutsche Transparenzregister soll zur zentralen Datenbank für Know-Your-Costumer (KYC)-Prüfungen werden. Es sind zwar 850 000 Unternehmen meldepflichtig, aber erst ein Bruchteil eingetragen. Für viele Firmen ist die Meldung lästig – aber wer sie nicht rechtzeitig erledigt hat, muss zahlen.
Die Lösung: YSolutions, eine Einheit der Anwalts- und Steuerberaterkanzlei YPOG, hat einen softwaregestützten Dienst zu Erfassung, Dokumentation und Übermittlung der wirtschaftlich Berechtigten an das Register aufgebaut. Damit bietet die Kanzlei einen Komplettservice zum Festpreis.
Leader des Jahres
YPOG: Helder Schnittker
Er berät vor allem Private-Equity-Unternehmen zur Strukturierung und dem Betrieb von Fonds. Im Lauf seiner Karriere betreute er mehrere Dutzend Fonds, von kleineren Frühphasen-Venture-Capital-Fonds bis zu großen Buy-out-Partnerships. Er berät institutionelle und private Investoren. Zudem ist er Gastdozent an der Bundesfinanzakademie sowie Mitgründer der Berliner Steuergespräche, der Hamburger Fondsgespräche und des Hamburger Steuerdialogs.
Nachhaltigkeit
Gleiss Lutz
Das Problem: Anfang März 2022, wenige Tage nach Kriegsausbruch, erreichten die ersten ukrainischen Flüchtlinge Deutschland. Nur wenige kannten die Einreisebestimmungen, wussten, welche Behördengängen nötig und wie sie krankenversichert sind.
Die Lösung: Bereits neun Tage nach Kriegsbeginn stellte die Kanzlei einen Wegweiser in verschiedenen Sprachen online, der in nur 48 Stunden als Herzensprojekt entwickelt worden war. Das Team, bestehend aus knapp 50 Freiwilligen, ging die für Schutzsuchende relevanten Fragen an – und machte die Antworten in der App leicht zugänglich.
New Work & Culture
SKW Schwarz
Das Problem: SKW Schwarz berät zu IT- und IP-Themen sowie zum Medienrecht. Und ist somit eng mit der Techszene verknüpft – doch die Arbeitsweise war lange die einer klassischen Kanzlei.
Die Lösung: Das Innovation Lab soll dies ändern. Es soll Wissen über technische Neuerungen vermitteln und Impulse für eine moderne Arbeitsweise liefern. In einer Fortbildung haben alle Beschäftigten der Kanzlei die Grundlagen von Legal Tech erlernt. Hinzu kommen Innovation Talks über Zukunftstechnologien.
Produkte & Services
PRW Legal Tech
Das Problem: Juristen, die seit Beginn der Coronapandemie mehr im Homeoffice arbeiten, und die Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs zum Privacy Shield – gleich zwei Herausforderungen beim Einsatz des Softwareprogramms Microsoft 365.
Die Lösung: PRW hat sich die Frage gestellt: Wie muss Microsoft 365 eingestellt sein, damit in Europa ein datenschutz- und arbeitsrechtskonformer Einsatz möglich ist? Die Antwort: Das Softwarepaket PRW Compliance Set: M365. Dabei scannen die Programme, wie sie bei den Kunden genutzt werden. Daraus lassen sich Empfehlungen ableiten. Sind sie umgesetzt, folgt ein zweiter Scan. Er checkt die Wirksamkeit der Maßnahme.
Talent Management
KAP
Das Problem: Juristen müssen sich täglich mit allerlei Papierkram herumschlagen – auch digital. Nur wenige Programme decken den kompletten Kanzleibedarf.
Die Lösung: Angefangen hat alles im Jahr 2009 mit Programmierungen in Word, mittlerweile verknüpfen die Mitarbeiter bei KAP nicht mehr nur Datenpunkte, sondern entwickeln gemeinsam ihre eigene Kanzleisoftware weiter. In einem Workshop erlernten alle Mitarbeiter die Möglichkeiten der Software. Die dabei skizzierten Abläufe sind nun Alltag. Und einige der Mitarbeiter können bereits in Javascript programmieren.
Team des Jahres
Baker McKenzie
Das Problem: Coronapandemie, Homeoffice und Kontaktbeschränkungen – all das hat auch am Dispute Resolution Team der Kanzlei Baker McKenzie genagt.
Die Lösung: Um die Zusammenarbeit hoch zu halten, hat das Team die Arbitration Quiz Night (AQN) erfunden. Mitarbeiter leiten das Event als Quizmaster, stellen Rateteams aus externen Anwälten und Mandaten zusammen und erläutern Details oder regen Anschlussfragen an. Was im Team begann, findet nun weltweit bei Baker McKenzie statt, mal virtuell, mal vor Ort.

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Technology & Data
Rightmart
Das Problem: Massenschäden wie die Sammelklage zum Abgasskandal sind eine echte Herausforderung für Kanzleien. Zum einen binden sie viele Mitarbeiter, weil viele Daten abgeglichen werden müssen. Zum anderen darf die individuelle Beratung nicht verloren gehen.

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Die Lösung: Rightmart hat sich für solche Fälle rightmart Desk einfallen lassen. Die cloudbasierte Software vereinfacht die Kommunikation mit Mandanten, bindet Tools wie WebAkte ein und kann juristische Arbeitsschritte wie das Entwerfen juristischer Schriftsätze oder die Einreichung von Klagen automatisieren.

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HMG-Geschäftsführer Christian Sellmann (Foto: C.Tödtmann)

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