Buchauszug Thomas Sajdak: „Kein Bock auf Hierarchie. Leadership-Hacks für vertrauensvolle Führung auf Augenhöhe“

Buchauszug Thomas Sajdak: „Kein Bock auf Hierarchie. Leadership-Hacks für vertrauensvolle Führung auf Augenhöhe“

 

Thomas Sajdak (Foto: Wiley/PR)

 

 

 

Wenn Neandertaler Unheil anrichten

 Impulskontrolle ausüben

 

Aus der Geschichte des CEO, der an der Hotelrezeption seine Rolle als befehlsgewöhnter „Big-Boss“ einer internationalen Aktiengesellschaft so formvollendet gespielt hat, können wir noch etwas anderes mitnehmen: In jedem von uns steckt ein fieser, kleiner „Neandertaler“, der ganz tief im Stammhirn sitzt. Immer dann, wenn uns etwas triggert, also einen bestimmten Reiz auslöst, holt dieser Vorzeitmensch seine Keule heraus und schwingt sie kräftig gegen denjenigen, der ihn getriggert hat.

Es soll ja Unternehmen geben, in denen die Mitarbeiter und Führungskräfte ständig mit blauen Flecken, Beulen, Veilchen und schlimmeren Verletzungen herumlaufen. Dort sind besonders viele „Neandertaler“ unterwegs. Manche haben immer große, dicke Keulen dabei, andere tragen nur dezente, kleine seitlich am Gürtel, und manche haben die Keule in der Handtasche oder Aktentasche versteckt. Aber wehe, wenn sie hervorgezogen wird!

Einer Studie über „Führungserlebnisse von Fachkräften“ zufolge gibt es Unternehmen, in denen Chefs mit Aktenordnern werfen, „cholerische Anfälle wegen Nichtigkeiten“ haben und ihre Mitarbeiter „vor versammelter Mannschaft“ anschreien. Einige Vorgesetzte üben sogar systematisch Druck auf die Mitarbeiter aus, verweigern ihnen den Gang zur Toilette, beleidigen sie persönlich und lassen sie wochenlang ohne Pause durcharbeiten (vgl. meinestadt.de 2019). Bei Mitarbeitern löst dies so viel Angst aus, dass im Grunde eine konstruktive Zusammenarbeit völlig ausgeschlossen ist. Auch psychische Erkrankungen hat solches Verhalten zur Folge, und es kommt oftmals zur Kündigung.

 

„Sollte ich vergessen haben, einen der Anwesenden zu beleidigen, so bitte ich um Entschuldigung.“ (Johannes Brahms)

Manchen Unternehmen wäre schon geholfen, wenn alle ihre Keulen zu Hause ließen und dadurch zumindest Demotivation vermieden würde. Analog zum „minimum viable product“, das wir aus der Agilität kennen, gäbe es auf diese Weise wenigstens eine minimum viable culture, also eine minimal funktionsfähige Führungskultur, die weitere Fehlentwicklungen verhindern und zumindest ein gewisses Maß an Umgänglichkeit, Respekt und Produktivität hervorbringen würde.

Nicht immer schlägt der „Neandertaler“ – wir wollen ihn ab sofort „Ne-Andi“ nennen – mit voller Wucht zu. Manchmal packt er auch „nur“ eine kleine Verbalkeule aus: „Das haben wir schon immer so gemacht!“, „Das läuft bei uns nicht!“, „Der Müller schon wieder!“, „Muss das wieder sein?“ usw. In einem Unternehmen pflegte eine Führungskraft in jedem Meeting zu sagen: „In unserer alten Firma haben wir das immer so und so gemacht …“. Den Mitarbeitern ging das permanente Hochhalten des vorigen Arbeitgebers ihres Chefs mächtig auf die Nerven, auch wenn sie sich leider nichts zu sagen trauten. Im Stillen dachten aber alle: „Dann geh doch in deine alte Firma zurück, wenn es dir hier nicht gefällt!“

Der Ne-Andi hat verschiedene Keulen, z. B. Zynismus, Machtgehabe, Misstrauen, Neid, kleine Rachespielchen, Bedenkenträgerei oder etwas anderes. Immer ist es jedoch eine mehr oder weniger aggressive Affekthandlung. Manchmal wirken Menschen in dem Moment, in dem sie sich in einen Ne-Andi verwandeln, wie ausgewechselt. Man fragt sich dann: Wie in aller Welt ist es möglich, dass der oder die Betreffende auf einmal so reagiert? Es scheint, als gebe es eine zweite Person im Unterbewusstsein, die unerwartet auftaucht und ihre schlechte Seite zeigt, aber nicht zu derjenigen Person passt, mit der wir es sonst zu tun haben – wie in der Geschichte von Dr. Jekyll und Mr. Hyde.

Wir alle haben einen mehr oder weniger großen Ne-Andi in uns. Wir können nicht verhindern, dass er plötzlich auftaucht, z. B. wenn wir spontan sauer und aggressiv werden, weil irgendjemand irgendetwas sagt oder tut, das uns verletzt. Aber wir können lernen, den Burschen im Zaum zu halten.

 

Hack:

Wenn sich der Ne-Andi in uns meldet, dann hilft die Impulskontrolle: ein paar Sekunden lang tief durchatmen und innerlich einen Schritt zurücktreten, um das Geschehen aus der Distanz zu betrachten, bevor Sie reagieren. Fragen Sie sich, was gerade auf Sie einwirkt und wie Sie sinnvoll darauf reagieren können, bevor Sie etwas sagen. Wenn es Ihnen gelingt, den Unrat vorbeischwimmen zu lassen und in der Ruhe zu bleiben, dann haben Sie es geschafft.

 

 

„Ich dreh am Rad“ – Stressfaktoren erkennen und ausschalten

Stress macht besonders uns anfällig für unberechenbare Überfälle unseres Ne-Andis. Vor allem wenn wir unter hohem Arbeits- oder Zeitdruck stehen und befürchten, dass wir den Aufgaben nicht gewachsen sind, lassen wir uns leicht zu unbedachten Äußerungen oder Handlungen hinreißen, die vom bösen Mr. Hyde, aber nicht vom freundlichen Dr. Jekyll stammen könnten.

Es gibt eine Reihe typischer Stressfaktoren, die in zahlreichen Befragungen und Untersuchungen von Beschäftigten immer wieder in ähnlicher Weise genannt werden: Dazu gehören neben ständigem Termindruck ein schlechtes Arbeitsklima, Überstunden, ständige Erreichbarkeit, hoher Erfolgsdruck, zu wenige Pausen und einige andere Faktoren.

Die stärksten Belastungen im Arbeitsalltag

Stress ist eine körperliche oder psychische Reaktion auf eine wahrgenommene Belastung, ausgelöst durch bestimmte äußere Reize bzw. Stressoren. Bei übermäßiger oder zu lange andauernder Belastung kann Stress krank machen.

Wie Sie an dem Wort „wahrgenommen“ in Zusammenhang mit Belastung erkennen können, gibt es keine „unfehlbaren“ Stressauslöser – entscheidend ist vielmehr die individuelle Bewertung, ob wir eine Situation als stresshaft empfinden oder nicht. Was der eine als belastend wahrnimmt, ist es für den anderen möglicherweise nicht, ja kann für ihn sogar zum positiven Ansporn werden.

Schauen wir uns die Abbildung 5 (nur im Buch selbst zu sehen) an, so sind einige Faktoren darunter, die nur zeitweise, aber nicht dauerhaft auftreten sollten, wie z. B. Termindruck und Überstunden. Manche Faktoren, wie Erfolgsdruck und unzureichende Pausen, können wir relativ leicht und mit ein wenig gutem Willen ändern. Einige Faktoren, darunter ständige Erreichbarkeit, schlechtes Arbeitsklima und monotone Aufgaben, sind ganz klar ein Indiz für eine mangelhafte Führungskultur. Hier ist es Aufgabe der Führungskraft, die richtigen Maßstäbe zu setzen und dafür zu sorgen, dass sie sich selbst wie auch ihre Mitarbeiter weder über- noch unterfordert, sondern die Arbeit von allen in einem angemessenen Tempo mit angemessenem Einsatz bewältigt werden kann, und zwar in einer positiven Atmosphäre.

 

Thomas Sajdak: „Kein Bock auf Hierarchie“ – 272 Seiten 21,99 Euro, Wiley Verlag

Innere Antreiber erkennen

Wer besonders oft und intensiv unter Strom steht und den Eindruck hat, dass er mit dem Stress nicht fertig wird, leidet häufig unter starken inneren Antreibern. Das sind unbewusste Denkmuster, die unsere Realität prägen und auf nicht hinterfragten Glaubenssätzen basieren. Innere Antreiber sind meist schon mit Abschluss der Pubertät stark verankert, weil wir sie schon im Elternhaus verinnerlicht haben. Sie verbergen sich hinter Gedankenmustern wie „am liebsten mache ich alles selbst“, „das schaffe ich nicht“, „ich muss immer alles unter Kontrolle haben“, „ich will mit allen gut auskommen“, „ohne mich geht es nicht“ oder „ich darf keine Fehler machen“.

 

Zu den gängigsten Antreibern gehören die folgenden:

  • Sei perfekt! Dahinter steht das Motiv nach Erfolg, Selbstbestätigung und guten Leistungen. Demzufolge werden mögliches Versagen, Misserfolg und eigene Fehler als stressauslösend empfunden. Es gibt immer Aufgaben, bei denen es auf Genauigkeit ankommt. Problematisch wird es aber dann, wenn Perfektionismus auf alle Lebensbereiche und sämtliche Aufgaben übertragen wird, was oft in Erschöpfung mündet.
  • Sei beliebt! Dahinter steht das Motiv nach Anerkennung, Zugehörigkeit und Liebe. Für Menschen, die beliebt sein wollen, sind Situationen stresshaft, in denen Ablehnung, Kritik und Zurückweisung möglich sind oder drohen. Auch Konflikte und Meinungsverschiedenheiten führen zu Stress. Menschen mit diesem Muster würde es helfen, Kompromisse einzugehen, nachzugeben und Kritik nicht persönlich zu nehmen.
  • Sei stark! Dahinter steht das Motiv nach Unabhängigkeit und Selbstbestimmung. Situationen, in denen eine Abhängigkeit von anderen, Hilfsbedürftigkeit und eigene Schwächen erlebt werden, sind demnach stressauslösend. Menschen mit diesem Muster erledigen ihre Aufgaben am liebsten allein und wollen nicht delegieren. Die Bereitschaft, sich helfen zu lassen und eigene Schwächen auch vor anderen zuzugeben, helfen, eine Überbetonung des Musters zu vermeiden.
  • Sei vorsichtig! Dahinter steht das Motiv nach Sicherheit und Kontrolle über das eigene Leben. Menschen mit diesem Muster fühlen Stress, wenn sie die Kontrolle abgeben müssen oder Fehlentscheidungen und Risiken drohen. Vertrauen, loslassen und Mut zum kalkulierten Risiko helfen in solchen Situationen.
  • Ich kann nicht! Dahinter steht das Motiv nach eigenem Wohlbefinden und einem angenehmen Leben. Stress entsteht für Menschen mit diesem Muster bei herausfordernden Aufgaben jenseits der eigenen Komfortzone und wenn große Anstrengungen bevorstehen. Häufig wird den Ansprüchen durch Aufschieberei begegnet oder man flüchtet sich in Hilflosigkeit. Hilfreich ist es in diesem Fall, sich Anforderungen bewusst und in Maßen zu stellen.

Die Motive hinter den inneren Antreibern sind immer positiv; mehr oder weniger haben wir alle ähnliche Glaubensmuster. Wenn daraus Stress entsteht, so liegt es stets an der Übertreibung.

 

Hack:

Erkennen Sie Ihre Stressverstärker und machen Sie einen Test, um Ihre inneren Antreiber zu identifizieren! Im Internet gibt es dazu zahlreiche kostenlose und anonyme Möglichkeiten mit direkter Auswertung, z. B. unter https://hanza-resources.com/test-antreibern/, unter https://www.transaktionsanalyse-online.de/antreiber-test/ und unter https://www.jenswallenhorst.de/antreibertest/. Anschließend ist Ihre Kreativität gefragt: Wie könnte eine förderliche stressmindernde Einstellung zu Ihrem jeweiligen Antreiber aussehen?

 

Resilienz im Sinne der Fähigkeit, erfolgreich mit belastenden Umständen und Stress umzugehen ist wie vieles andere auch trainierbar und lernbar, indem man sich angewöhnt, förderliche Gedanken zu entwickeln und entsprechend zu handeln, sobald man wieder in Gefahr ist, in das Glaubensmuster eines Antreibers zurückzufallen. Hier ein paar Beispiele dazu:

  • Statt perfekt sein zu wollen, sagen Sie sich: Weniger ist manchmal mehr und gut ist gut genug.
  • Statt beliebt sein zu wollen, machen Sie sich klar: Ich bin gut zu mir und muss es nicht allen recht machen.
  • Statt stark sein zu wollen, handeln Sie nach der Devise: Schwächen sind menschlich. Und: Ich gebe anderen die Chance, mich zu unterstützen.
  • Statt zu vorsichtig zu sein, vertrauen Sie anderen und lassen die Kontrolle los. No risk, no fun!
  • Statt sich einzureden, Sie könnten etwas nicht, nehmen Sie sich vor: Ich schaffe es und nehme die Herausforderung an!

Weiterhin kann Ihnen in schwierigen Situationen beispielsweise helfen, positive und beruhigende Selbstgespräche zu führen, Nein sagen zu lernen, emotionale wie auch instrumentelle Unterstützung zu aktivieren, Humor und Gelassenheit zu entwickeln.

 

„Gott gebe mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.“ (Reinhold Niebuhr, https://de.wikipedia.org/wiki/Gelassenheitsgebet)

 

Förderliche Gewohnheiten etablieren und hinderliche ablegen

30 bis 50 Prozent unseres täglichen Handelns wird nach Ansicht von Psychologen von Gewohnheiten bestimmt. Gewohnheiten laufen in einer Art Kreislauf zwischen Auslöser – Handlung – Belohnung – Routine ab. Je öfter wir eine bestimmte Handlung aufgrund eines Auslösers durchgeführt und diese als belohnend erlebt haben, desto mehr wird sie zur Routine und verfestigt sich. Wir verinnerlichen die Gewohnheit, und sie rutscht schließlich vom Bewussten ins Unbewusste ab, wenn sie zu einem Automatismus geworden ist. Das bedeutet aber nichts anderes, als dass wir bei 30 bis 50 Prozent unseres Tuns quasi auf „Autopilot“ geschaltet haben, ohne noch darüber nachzudenken.

Bei vielen kleinen Dingen des Alltags wie Zähneputzen, Kaffeekochen, Autofahren usw. ist die Gewohnheit des automatischen Tuns sehr hilfreich, denn sie entlastet unser Gehirn und ermöglicht es uns, unsere Energien anderweitig einzusetzen. Dummerweise kann aber das Gehirn nicht zwischen guten und schlechten Angewohnheiten unterscheiden: Auch bei schädlichen Gewohnheiten wird das Belohnungszentrum im Gehirn aktiviert. Wenn ein Raucher beispielsweise eine Zigarette raucht, fühlt er sich anschließend gut, obwohl ihm das Rauchen schadet.

Rund 95 Prozent unserer täglichen Entscheidungen sollen nach Harvard-Professor Gerald Zaltman unser Bewusstsein nicht erreichen, weil sie vom Autopiloten getroffen werden (vgl. Mai 2021). Deshalb es ist auch so schwierig, Gewohnheiten zu verändern: Sie müssen uns erst einmal bewusst werden, danach muss die Einsicht erwachsen, dass sie schädlich sind. Anschließend braucht es die Bereitschaft, sie zu verändern, und zuletzt die Geduld, es tatsächlich zu tun, sowie die Disziplin, dabei zu bleiben, selbst wenn es zeitweise unvermeidbare Rückfälle gibt. Gute Vorsätze, Appelle oder Aufklärung allein helfen daher oft nicht, um eine schlechte Gewohnheit zu verändern. Die Gewohnheit hat tatsächlich „Macht“ über uns – jedenfalls so lange, wie wir ihr diese Macht einräumen.

Eine hinderliche Gewohnheit erkennt man daran, dass sie uns immer wieder in Sackgassen laufen oder an Grenzen stoßen lässt, an denen eine Problemlösung oder Weiterentwicklung nicht möglich ist. Gewohnheiten, die Ihrem Erfolg im Weg stehen können, sind beispielsweise folgende:

  • Den Tag ohne Plan starten, auch generell ohne eine Ziel vor Augen.
    Das führt schnell dazu, den Überblick über die Aufgaben zu verlieren, aber auch dazu, ziellos und damit ohne Motivation zu arbeiten.
  • Sich auf die Dinge konzentrieren, die schief laufen, also einen negativen Fokus zu haben.
    Sind Sie von Anfang an der Ansicht, dass Sie etwas nicht können oder schaffen, wird es auch genauso kommen: Die Haltung wird zur selbsterfüllenden Prophezeiung.
  • Nur zurück anstatt nach vorne schauen.
    Auch wenn es Niederlagen gegeben hat, sollte man nicht zu lange darüber grübeln, denn sonst fehlt es am Mut, etwas Neues zu versuchen.
  • Perfektionistisch sein.
    Die Detailverliebtheit, an einer an sich schon fertigen Arbeit immer wieder zu basteln, kostet viel Zeit und führt zur Ineffizienz. Beherzigen Sie die 80-20-Regel: Mit 20 Prozent des Arbeitseinsatzes erreicht man meist schon 80 Prozent des erwünschten Ergebnisses.
  • Die Gesundheit vernachlässigen.
    Gerade Führungskräfte unterliegen oft der Ansicht, Produktivität gehe mit unablässiger Arbeit einher. Sie glauben, oft aufgrund des Superman-Ideals, mehr, länger und härter als andere arbeiten zu müssen. Doch wir können nicht immer auf Hochtouren laufen, sonst besteht die Gefahr des Burnouts oder zumindest eines rapiden Leistungsabfalls. Gönnen Sie sich regelmäßig bewusst Auszeiten und „Miniurlaube“ im Alltag. Auch hier lauern viele Gewohnheiten, die uns nicht helfen, uns zu entspannen. Hilft Ihnen z. B. der tägliche Medien- oder Fersehkonsum wirklich bei der Erholung? Oft wird gerade über die Medien so viel Negatives verbreitet, selbst in Spielfilmen, dass es uns innerlich eher beunruhigt, wenn auch oft unbewusst, als es zur Erholung beiträgt. Es gibt meist bessere Möglichkeiten des Entspannens, z. B. ein Spaziergang in der Natur, ein Hobby oder sportliche Betätigung.
  • Spaß und Freude vernachlässigen.
    Spaß innerhalb und außerhalb unseres Jobs helfen beim Auftanken. Lachen macht kreativer, weil man Probleme gelöster angehen kann. Es stärkt auch den Zusammenhalt im Team und wirkt deeskalierend bei Konflikten. Hat man erst einmal über ein Missgeschick, eine misslungene Problemlösung oder auch sich selbst herzhaft gelacht, ist der Ne-Andi mitsamt seiner Keule blitzartig verschwunden. Und zumindest in diesem Kontext wird er auch niemals wieder auftauchen, denn alle werden erneut lachen, wenn sie sich an die betreffende Situation nochmals erinnern.
  • Erfolg mit Geld gleichsetzen.
    Das Leben lässt sich mit Geld deutlich angenehmer gestalten, aber Geld allein macht bekanntlich nicht glücklich. Auch Ziele, die ausschließlich auf einen Geldzuwachs ausgerichtet sind, motivieren nicht wirklich. Befragt man Mitarbeiter, so halten sie das Arbeitsklima stets für einen wichtigeren Faktor als das Gehalt.

Im Alltag laufen wir als Führungskräfte oft wie mit einem Tunnelblick herum: Von einem Tag zum nächsten, von einer Aufgabe zur nächsten, wird uns viel abverlangt, und wir halten oftmals nicht inne, um genauer hinzuschauen, wie wir uns die Situation erleichtern können. Nutzen Sie die Gelegenheit, um jetzt einmal innezuhalten.

 

 

Hack:

Durchleuchten Sie Ihren Führungsalltag: Welche Gewohnheiten haben Sie im Laufe der Jahre entwickelt? Welche davon sind nützlich und erleichtern Ihnen den Alltag? Welche sind eher schädlich? Auf welche wurden Sie unter Umständen schon von anderen hingewiesen? Welche hinderlichen Gewohnheiten können Sie ersetzen und wodurch? Was nehmen Sie sich vor? (Ziele gleich schriftlich notieren!)

 

Übrigens können Ihnen auch Ihre Mitarbeiter dabei helfen, hinderliche Gewohnheiten bewusst zu machen, wenn Sie eine entsprechende Feedbackkultur in Ihrem Verantwortungsbereich entwickelt haben.

Eine schlechte Gewohnheit lässt sich meist nicht vollständig beseitigen, aber man kann schrittweise eine neue Routine installieren. Schlechte Angewohnheiten lassen sich in einem Prozess aus fünf Schritten ändern:

  1. Stellen Sie fest, welche Auswirkungen die Gewohnheit auf Sie und Ihre Ziele hat.
  2. Prüfen Sie, welche Änderungen nötig sind, um die schlechte in eine förderliche Gewohnheit umzuwandeln.
  3. Brechen Sie die notwendigen Veränderungen auf mehrere einfache Schritte herunter, die Sie nacheinander angehen.
  4. Prüfen Sie mehrfach, ob die Veränderungen Ihnen bessere Ergebnisse liefern; falls nicht, fassen Sie andere Schritte ins Auge.
  5. Lassen Sie sich für jeden Veränderungsschritt vier bis sechs Wochen Zeit.

Studien der Psychologin Phillippa Lally von der Universität London haben ergeben, dass es durchschnittlich 66 Tage braucht, bis eine neue Gewohnheit etabliert und sie wiederum automatisiert ist (vgl. Mai 2021). Bei komplexen Gewohnheiten dauert es etwas länger, wobei Unterbrechungen von ein bis zwei Tagen kaum Auswirkungen haben.

Zum Abschluss noch zehn förderliche Gewohnheiten, die Sie voranbringen:

  • Gewöhnen Sie sich ein bewusstes Morgenritual an, mit dessen Hilfe Sie sich morgens positiv auf den Tag einstimmen und Ihre Motivation hochhalten. Wählen Sie dafür etwas aus, dass Ihnen Freude bereitet, z. B. eine kleine Joggingtour. Nutzen Sie das Morgenritual auch, um Ihren Tagesplan zurechtzulegen, falls Sie es noch nicht am Vorabend getan haben.
  • Halten Sie nicht nur Ziele, sondern auch andere wichtige Dinge, Ideen, Einfälle usw. stets schriftlich fest. Oft trägt schon das Aufschreiben zur Weiterentwicklung oder zum Ingangsetzen der nächsten Schritte bei.
  • Reservieren Sie für sich täglich mindestens 30 Minuten, in denen Sie ungestört und ohne Unterbrechungen durch andere konzentriert arbeiten können. Dies führt im Laufe der Zeit zu besseren Ergebnissen. Meist erspart es auch Zeit, weil sich Arbeiten durch Unterbrechungen oft um ein Vielfaches in die Länge ziehen.
  • Betrachten Sie Ihre gesamte Berufs- und Arbeitssituation mindestens einmal monatlich aus der Vogelperspektive. Aus der Distanz erkennen Sie die generelle Entwicklungsrichtung und können Fehlentwicklungen rechtzeitig vorbeugen. Außerdem haben Sie die Gelegenheit, Ihre Ziele zu überprüfen, sie gegebenenfalls anzupassen und bei Bedarf zu überarbeiten.
  • Gehen Sie Konflikte frühzeitig an. Schwelende Konflikte oder Auseinandersetzungen, z. B. mit Mitarbeitern, aber auch privat, können sehr an den eigenen Energien zehren und beeinträchtigen oftmals stark die Produktivität. Je länger man notwendigen Gesprächen aus dem Weg geht, desto schwieriger wird es, und der Konflikt eskaliert möglicherweise so sehr, dass er sich kaum noch lösen lässt. (Hacks, wie Sie schwierige Gespräche führen, finden Sie im 3. Teil des Buches.)
  • Wagen Sie mindestens einmal im Monat etwas ganz Neues. Probieren Sie sich in einem neuen Feld oder Bereich aus, der Sie interessiert oder Ihnen Spaß macht, und zwar unabhängig davon, ob es sich um berufliche Themen oder Ziele handelt. Wichtig ist, die Komfortzone bewusst zu verlassen, um sich nicht in Routinen und Abläufen festzulaufen. Neues auszuprobieren, weckt die Neugier und beugt Langeweile vor.
  • Bilden Sie sich jeden Monat autodidaktisch weiter: Nehmen Sie ein Buch, ein Video oder einen Kurs zur Hand und lernen Sie etwas, um Ihre Fähigkeiten und Ihr Können weiter auszubauen. Durch die Digitalisierung beispielsweise tut sich in Sachen Internet und Webtools permanent so viel Neues, dass man gar nicht mehr nachkommt. Es lohnt sich, neue Webtools kennenzulernen und auszuprobieren, weil sie oft hervorragende Chancen bieten, Geld und Zeit zu sparen und die Arbeit zu erleichtern.

 

 

 

 

 

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