Vier Schritte, wie man die SDG-Ziele für nachhaltige Entwicklung in sein Business integrieren kann. Gastbeitrag der WU-Experten Milda Zilinskaite und Christof Miska

SDG-Gebrauchsanweisung: Vier Schritte, wie man die Ziele für nachhaltige Entwicklung ins eigene Business integrieren kann. Gastbeitrag von Milda Zilinskaite und Christof Miska, Nachhaltigkeitsexperten der WU Executive Academy in Wien: Warum das so ist und welche vier Schritte Unternehmen tun können, um SDGs in ihr Business-Modell zu integrieren.

 

Die Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) der Vereinten Nationen wurden 2015 als gemeinsamer Aktionsplan zur Förderung nachhaltigen Friedens und Wohlstands und zum Schutz unseres Planeten ins Leben gerufen. Diese Ziele richten sich aber nicht nur an ihre 193 Mitgliedsstaaten und deren politischen Entscheidungsträger, sondern auch an Unternehmen. Zwar zeigen die SGDs  auf, wie Unternehmen ihre Ziele und Tätigkeiten auf eine nachhaltige Entwicklung ausrichten können. Doch das ist in der Praxis gar nicht so einfach.

 

 

Milda Zilinskaite (Foto: WU/PR)

 

Je nach Branche, Geschäftsmodell und Region sind Unternehmen unterschiedlichen Risiken ausgesetzt und können unterschiedliche wirtschaftliche Chancen wahrnehmen. Aufgrund ihrer Vielfalt zeigen daher die Globalen Ziele privatwirtschaftlichen Unternehmen und Investoren Möglichkeiten auf, die ihnen zugeschriebene Mitverantwortung entlang der eigenen Wertschöpfungs- und Lieferketten sowie darüber hinaus in der Praxis aktiv zu gestalten.

Da es zunehmend rechtliche Vorgaben gibt und immer mehr Stakeholder von Unternehmen einfordern, dass sie konkrete Schritte in dieser Hinsicht unternehmen, lohnt sich ein genauer Blick auf die 17 Globalen Ziele und die 169 Unterziele der Vereinten Nationen.

 

So funktioniert’s in der Praxis

Wie aber können die SDGs nun konkret im Unternehmen implementiert werden, welche sind überhaupt für das eigene Business geeignet und wie setzen Führungskräfte die ersten Schritte?

 

 

Christof Miska (Foto: WU/PR)

1.    Schritt: Verstehen, worum es geht, und mit wem

Die Ziele sind primär als Rahmenwerk für Länder definiert, nicht unbedingt für Unternehmen, auch wenn es mittlerweile ganz gute Richtlinien und Empfehlungen dazu gibt. Es mangelt dann allerdings oft an den konkreten Ideen und dem notwendigen Know-how, wie man die Ziele in den Geschäftsalltag übersetzt. Zudem ist nachhaltige Entwicklung ein komplexes Themenfeld, es ist daher entsprechende Kompetenz nötig. Das Engagement zahlt sich aber aus. Wenn man eine sinnvolle Integration in Geschäftsmodell schafft, sind Unternehmen mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit für unerwartete Herausforderungen und Krisen besser vorbereitet.

Der Vorteil: Unternehmen sind nicht auf sich alleine gestellt, denn Vernetzung und Kooperation sollen Grundlage einer Umsetzung der SDGs in konkrete Maßnahmen sein. So kann beispielsweise eine Public-Private-Partnership oder die Zusammenarbeit mit NGOs sinnvoll sein. Führungskräfte müssen die Aufgabe nicht alleine stemmen. Zumal manche Expertise in Unternehmen oft schon vorhanden ist, etwa bei Digitalisierungsprojekten. Die kann man dann als Grundlage für verschiedenste Bereiche der nachhaltigen Entwicklung nutzen. Auch Partnerschaften mit Unternehmen aus anderen Branchen sind kein Tabu, ebenso Allianzen innerhalb der eigenen Branche. Dabei geht es nicht um Lobbying, sondern um den Austausch von bewährten Praktiken, Informationen und etwa die Auswahl von Lieferanten – das wird wichtiger, weil künftig alle Ebenen der Wertschöpfungskette genau angesehen werden müssen.

2.    Schritt: Analysieren und vergleichen

Nötig ist eine Bestandsaufnahme zur ersten Orientierung: Wo stehen Sie bezüglich der Nachhaltigkeitsziele, in welchen Bereichen sind Sie bereits aktiv, aber auch: welche werden vernachlässigt? Nun folgt eine Analyse der eigenen Möglichkeiten: Welche Ressourcen stehen dem Unternehmen zur Verfügung? Wo müssen Sie sich nach Partnern umsehen, wie kann man Wissen aufbauen? Das hängt nicht nur von der Unternehmensgröße ab,  sondern auch der Branche: Im Finanzsektor beispielsweise gibt es bereits mehr Vorgaben. Nützlich ist es, die Unterziele der SDGs genauer anzusehen, diese zeigen deutlich die gesamte Bandbreite der 17 großen Ziele und helfen bei der Analyse.

 

3.    Schritt: Auswählen, aber nicht eingrenzen

Jetzt folgt die Umsetzung: Welche SDGs gehen Sie an? Dabei soll es aber vor allem um die ersten konkreten Umsetzungsprojekte gehen, nicht um den Ausschluss anderer Ziele. Weil es in der Regel an Zeit und Ressourcen, aber auch an Expertise mangelt, tendieren viele Betriebe dazu, in Bereiche zu gehen, in denen sie bereits aktiv sind. Doch das ist der falsche Weg. Nachhaltige Entwicklung muss immer ganzheitlich und holistisch betrachtet werden – und nicht nur jene SDGs, die gerade passen.

 

Vor allem traditionell aufgestellte, gewinnorientierte Firmen setzen nicht gerne den nächsten, logischen Schritt, oder tun sich einfach schwer – nämlich nach und nach jene Nachhaltigkeits-Bereiche anzugehen, in denen sie nicht gut aufgestellt sind, ebenso jene, die nicht relevant erscheinen. Sich nur die Rosinen herauszupicken, kann auf Dauer nicht gutgehen. Neben Umwelt- und Klimaschutz werden unter anderem Themen wie Armutsbekämpfung, Zugang zu Bildung oder mehr Geschlechtergerechtigkeit in den nächsten Jahren stärker in den Fokus rücken – auch die Verknüpfungen der verschiedenen Bereiche, die die SDGs abbilden. Der Vereinten Nationen haben zudem das „Decade of Action“ proklamiert – ein Aufruf auch an Unternehmen, intensiver und schneller an nachhaltigen Lösungen mit konkretem positivem Impact zu arbeiten. Eine breite Aufstellung ist von Anfang an wichtig, zumal Gesetzgeber und Institutionen schon bald immer wieder nachjustieren werden. Und deshalb ist es immer besser voranzugehen als nachzulaufen – lieber selber neue Standards setzen als zu versuchen, Standards zu erfüllen. Im Klartext: Echte Führungsqualitäten zeigen, also.

Besonders kontroverse Branchen haben in der Vergangenheit gut gelernt, sich auf diese Art der Veränderungen einzustellen, auch wenn nachhaltige Entwicklung dabei nicht immer das Hauptaugenmerk war.

 

4.    Schritt: Einbinden und umsetzen

Der Idealfall: Die SDGs werden gezielt und breit gedacht in das Geschäftsmodell des Unternehmens integriert – oder auch das Geschäftsmodell wird neu entworfen. „Der CEO kann zum Beispiel auch der CSO sein, also der Chief Sustainable Officer.  Generell sollte die Ausrichtung auf die SDGs für das ganze Unternehmen, also quer durch alle Abteilungen erfolgen. Daher ist es auch für Mitarbeiter wichtig, aktiv am Prozess teilzunehmen. Arbeitnehmer fragen heute immer öfter nach Sinn – fordern das sogar ein. Die SDGs können als gemeinsame Ziele und als Vision in dieser Hinsicht sehr wertvoll sein. Es darf auf keinen Fall passieren, dass das Top-Management etwas konkret tut, aber die Mitarbeiter nicht eingebunden werden. Das Gefühl, als einzelner etwas beitragen und verändern zu können, schafft Motivation und Engagement. Zudem kann das für Unternehmen – sofern ehrlich und authentisch umgesetzt – ein starker Employer-Branding-Vorteil im Wettstreit um die besten Talente sein.

 

 

 

 

 

 

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