Buchauszug Attila Albert: „9 Wahrheiten, die dich durchs Leben tragen”

Buchauszug: „9 Wahrheiten, die dich durchs Leben tragen” von Attila Albert

Auch in schwierigen Zeiten ist es möglich, glücklich und erfüllt zu leben. Das sagt Coach und Autor Attila Albert (49) in seinem vierten Buch, „9 Wahrheiten, die dich durchs Leben tragen”. „Jeder erlebt Ungerechtigkeiten, Enttäuschungen und Verluste”, meint er. „Doch wer darauf vorbereitet ist, kann durch sie sogar stärker werden.” Hier ein Auszug aus seinem Lebensratgeber mit christlicher Perspektive.

 

Attila Albert (Foto: Privat)

 

Seinen Nächsten lieben ist oft mühsam, aber lohnenswert

In einem Unternehmen, in dem ich vor langer Zeit einmal gearbeitet habe, verschwand eines Tages in einer Abteilung ein wertvolles technisches Gerät. Keiner der Mitarbeiter, die Zugang dazu gehabt hatten, konnte angeblich sagen, wo es war. Jeder bestätigte, es weder mitgenommen zu haben noch etwas über seinen Verbleib zu wissen. Die Nachforschungen verliefen ergebnislos. Aber unser Chef hatte die Seriennummer des Gerätes in den Dokumenten gefunden und informierte den zuständigen Kundendienst. Man möge ihn benachrichtigen, wenn es einmal zur Wartung oder Reparatur eingeschickt würde.

 

Schließlich kam der fast schon nicht mehr erwartete Anruf: »Wir haben es!« Ein junger Kollege und Familienvater, noch immer für das Unternehmen tätig, hatte es gestohlen und wollte es, als er den Diebstahl für vergessen hielt, technisch überprüfen lassen. Unser Chef hörte sich die Notlügen des Mitarbeiters und – als nichts mehr zu bestreiten war – seine hilflose Beteuerung an, dass er sich sein Verhalten selbst nicht erklären könne. Es ließ sich nicht sagen, ob die gezeigte Reue echt oder nur taktisch war. Eine Anzeige hätte ein

Strafverfahren und seine fristlose Entlassung bedeutet. Sein Ruf unter den Kollegen wäre ruiniert gewesen.

 

Unser Chef entschied anders, um ihn davor zu bewahren. Er schlug ihm vor, das Gerät an einen bestimmten Platz zurückzustellen, wo es »wiedergefunden« würde. Er wolle gegenüber Geschäfts- und Personalleitung niemals darüber sprechen, obwohl das die Vorschrift war, wenn sich der Kollege nie wieder etwas zuschulden kommen ließe. So geschah es. Auch der Kollege hielt sein Versprechen, blieb und arbeitete noch viele Jahre zuverlässig.

 

Nächstenliebe kostet etwas, weil sie konkret ist

Wenn Menschen um einen herum in Not sind, dann meistens nicht ganz ohne eigene Schuld. Sie haben falsche Entscheidungen getroffen, Wichtiges vernachlässigt oder ganz versäumt. Man weiß es, hat vielleicht sogar vergeblich darauf hingewiesen und soll nun helfen. Das macht es oft mühsam, seinen Nächsten zu lieben – man kennt ihn zu gut. Man kann sich weder ins Romantisieren noch ins Abstrakte flüchten (»Ich möchte, dass es allen Menschen gut geht!«). Nächstenliebe ist konkret und deshalb immer verbunden mit dem Blick auf individuelle Schwächen und Fehler. Es kostet einen etwas. Seinen Nächsten lieben ist oft mühsam, aber lohnenswert. Es ist die Form der Liebe, auf die Jesus am meisten hingewiesen und die er besonders eindrucksvoll vorgelebt hat.

 

Im Coaching taucht die Schwierigkeit, seinen Nächsten zu lieben, immer dann auf, wenn es um alltägliche Belastungen geht. Da ist der alte Vater, der jahrelang meinte, »sehr gut allein« klarzukommen, und sich deshalb nicht wieder binden wollte, nun aber pflegebedürftig ist, manchmal zudem auch noch mäkelig, aggressiv oder weinerlich. Die einsame Nachbarin, die regelmäßig unter einem Vorwand klingelt, um Gesellschaft zu haben. Der ehemalige Partner, der auch Jahre nach der Trennung noch ständig über Whatsapp nach etwas fragt, was er selbst wissen müsste, vor allem aber Zuspruch sucht. Das erwachsene Kind, das noch immer versorgt werden will. Der Kollege, der nervt. All das sind unsere Nächsten, bei denen es uns oft schwerfällt, sie zu lieben.

 

Kleine große Hilfen

Auch dazu eine kleine Geschichte. Zwei Straßenecken von meiner Wohnung entfernt befindet sich eine Bäckerei, die bei schönem Wetter einige Tische draußen bedient. Ich laufe fast täglich daran vorbei oder kaufe dort etwas. Dabei fiel mir mehrmals eine Frau mittleren Alters auf, die immer allein an einem der Tische saß und sich mit anderen Gästen, links oder rechts von ihr, unterhielt. Mein flüchtiger Eindruck war, dass sie Gesellschaft suchte. Er wurde bestätigt, als sie einmal auch mir einen Gruß zurief, als ich nur vorbeilief. Ich grüßte zurück, auch wenn wir uns nicht kannten, und ging weiter.

 

Eines Tages wollte ich in unserer Bäckerei einen Espresso trinken, etwas Süßes essen und in einem mitgebrachten Buch lesen. Ich setzte mich an einen Tisch davor und bemerkte, dass die Frau neben mir saß. Ich grüßte und hatte kaum mein Buch aufgeschlagen, als sie mich schon ansprach: »Schönes Wetter heute« oder etwas Ähnliches wird es gewesen sein. Ich lächelte, antwortete mit einer freundlichen Belanglosigkeit und sah wieder auf mein Buch. Doch sie sprach weiter, also musste ich erneut antworten.

 

Schließlich legte ich mein Buch beiseite und wandte mich ihr zu. So erfuhr ich mehr über sie. Dass sie gleich in der Nähe wohnte, seit mehreren Monaten krankgeschrieben war. Sich gerade von einer Operation erholte, ihr aber vieles noch nicht wieder möglich war. Ihre kurzen Wege zum Supermarkt, zur Post oder eben zum Bäcker an der Ecke strengten sie an, brachten aber ein wenig Abwechslung in ihre ansonsten langen Tage allein.

 

Bald rief sie mir jedes Mal einen Gruß zu, wenn wir uns sahen. Ich grüßte zurück, revanchierte mich auch meistens mit einem Kompliment, wenn sie sich für ihren kleinen Ausflug besonders schön gemacht hatte. Manchmal eilte ich auch vorbei, als hätte ich sie gar nicht bemerkt, wenn ich sie in ein Gespräch vertieft sah – weil ich es »eilig hatte«. Aber wenn ich ehrlich bin, weil ich meine Ruhe wollte oder selbst gerade andere Sorgen hatte.

 

Einige Wochen später, ich kam gerade aus dem Supermarkt und hatte Einkaufstaschen in beiden Händen, sah ich sie wieder. Sie saß müde auf der Kante eines Hochbeets an der Straße, einen Einkaufstrolley neben sich, und ruhte sich aus. Ich wollte mit einem schnellen Gruß vorbeigehen, als fiele mir das gar nicht auf, ermahnte mich dann aber und fragte, wie es ihr gehe und ob sie vielleicht Hilfe benötige. Ihr Gesicht leuchtete auf: Ob ich wohl ihre Einkäufe in die Wohnung tragen könne? Sie wohne im obersten Stock, ohne Fahrstuhl, und es fiele ihr gerade so schwer.

 

»Genau das habe ich jetzt gebraucht«, dachte ich natürlich, sagte aber, dass sie nur kurz warten möge, damit ich meine Taschen daheim abstellen könne. Ihr Haus war keine fünf Minuten entfernt. Auf dem kurzen Weg bedankte sie sich mehrmals und erzählte mir, wie froh sie über ihre kleine Wohnung sei, wo doch alles im Stadtteil immer teurer werde. Dass am Nachmittag eine Freundin zu Besuch komme, für die sie kochen wolle, und vieles mehr.

 

Ich brauchte vielleicht 20 Sekunden, um ihre Einkäufe nach oben in die dritte Etage zu bringen, während sie sich Stufe für Stufe nach oben kämpfte. Sie bedankte sie erneut, und ich schämte mich für mein vorheriges Zögern und meinen Egoismus. Ein wenig zuhören, ein kurzer Umweg – für mich kaum spürbare Unbequemlichkeiten – bedeuteten dieser Frau viel.

 

Ich hätte für mich unzählige Ausflüchte anführen können. Hatte sie keinen Mann, sicher doch Familie oder Freunde? Wieso wohnte sie in der obersten Etage ohne Fahrstuhl, wenn

sie nicht gut zu Fuß war, und kaufte so viel ein, dass sie es allein kaum bewegen konnte? Was ging mich das an, hatte ich nicht selbst genug zu tun? Aber all das hätte vor allem auf meine eigenen Schwächen verwiesen. Deshalb bin ich froh über diese zufällige Bekanntschaft: Sie zeigte mir, wo ich selbst besser werden und meinen alltäglichen kleinen Egoismus überwinden kann. Es ist oft sehr einfach, anderen das Leben ein wenig leichter zu machen.

 

Die Bedürftigkeit des anderen passt nie

Seinen Nächsten zu lieben ist viel schwerer, als nur gefühlt die ganze Menschheit ans Herz zu drücken. Wir haben ihn uns nicht ausgesucht, das Leben hat uns meistens ungefragt zusammengebracht. Seine Bedürftigkeit kommt immer zur falschen Zeit. Wir müssen gerade zu einem Termin, sind mit den Gedanken bei der Arbeit oder der eigenen Familie – oder ganz einfach müde. Unser Nächster ist auch nicht immer angenehm, sondern vielleicht anstrengend, quengelig oder unverschämt. Gleichzeitig steht uns vor Augen, dass wir möglicherweise die Einzigen sind, die zumindest in diesem Moment für ihn da sein könnten. Das fühlt sich wie eine aufgezwungene Verpflichtung an, die man lieber abschütteln würde. Sollen sich doch andere darum kümmern – »der Staat«, »die Gesellschaft« –, aber nicht ich.

 

Realität auf Distanz

Wer sich der Nächstenliebe verweigert, also absichtlich wegsieht, wenn individuelle Not vor ihm steht, enttäuscht Hoffnungen und bringt sich selbst um die Gelegenheit, charakterlich und spirituell zu wachsen. Dann mag man zwar in abstrakten Kategorien wohlmeinend über bestimmte Personengruppen (»die Armen«, »die Flüchtlinge«) sprechen, macht aber nie den entscheidenden Schritt, sie als individuelle Menschen mit ihren Stärken und Fehlern wahr- und anzunehmen. Langfristig führt das zu Heuchelei und Selbstgerechtigkeit: Man erklärt mit großer Geste, Gutes tun zu wollen, tut es dann aber nur aus sicherer Distanz

ohne persönliche Opfer. Vielleicht nur mit »engagierten« Social-Media-Beiträgen oder einem bequemen Abbuchungsauftrag im Gegenwert eines Kinobesuchs. Verklärt die Hilfsbedürftigen, ohne näher mit ihnen zu tun haben zu wollen. Gleichzeitig wachsen die Forderungen, was die anderen für sie auf sich nehmen, tun und bezahlen sollen, damit die Welt doch endlich besser werde.

 

 

Attila Albert: „9 Wahrheiten, die dich durchs Leben tragen” , 224 Seiten 18 Euro, Verlag bene! https://www.droemer-knaur.de/buch/attila-albert-9-wahrheiten-die-dich-durchs-leben-tragen-9783963402128

 

Bereit sein, selbst einen Preis zu zahlen

Wenn es um Nächstenliebe geht, ist der barmherzige Samariter aus der biblischen Erzählung sprichwörtlich geworden: Dieser Mann hilft dem schwer verletzten Opfer eines Raubüberfalls auf, nachdem andere vorbeigegangen sind, behandelt es und bringt es für die weitere Versorgung in einem Wirtshaus unter, bevor er weiterreist (Lukas 10, 25–37). Bemerkenswert sind zwei Aspekte, die selten erwähnt werden, wenn man sich heute auf diese Geschichte beruft: Der barmherzige Samariter spricht anderen gegenüber nicht von seiner guten Tat – und er bezahlt die Rechnungen selbst, reicht sie also nicht an andere weiter, um sich auf deren Kosten mit seinem Gutsein zu brüsten.

 

Die amerikanische Internetserie The Chosen (»Die Auserwählten«), die seit 2019 das Wirken von Jesus nacherzählt, fügt eine interessante zusätzliche Perspektive hinzu. In einer Episode – zweite Staffel, erste Folge – besucht Jesus darin einen verarmten Familienvater an Krücken. Er lässt dessen verwahrlostes Feld bestellen und bewirtet ihn mit einem Fest. Der Mann wehrt erst misstrauisch, dann beschämt ab. Er ist einer der Räuber aus der Geschichte über den barmherzigen Samariter und gesteht, wie sehr ihn seine Schuld von damals quält: »Vielleicht bin ich ein Mörder.« Geldnot und Hunger nach einer Missernte hätten ihn zu dem Überfall getrieben. Jesus, der weiß, wen er da vor sich hat, sichert ihm zu, dass sein Opfer überlebt und einen Helfer gefunden habe. Er heilt den einstigen Räuber, der nach einem Sturz selbst lahmt, vergibt ihm seine Sünden und erlöst ihn damit auch von Scham und Reue.

 

Tradition des Helfens

Die Tradition des Helfens ist schon in den Anfängen des Christentums angelegt: »Alle, die zum Glauben gekommen waren, bildeten eine enge Gemeinschaft und taten ihren ganzen Besitz zusammen. Von Fall zu Fall verkauften sie Grundstücke und Wertgegenstände und verteilten den Erlös unter die Bedürftigen in der Gemeinde« (Apostelgeschichte 2, 44–45). Im Lauf von knapp 2000 Jahren bildeten sich daraus unzählige christliche Initiativen, Organisationen und Institutionen. Gleichzeitig gibt es die frühen Formen – das Ehrenamt, die Gemeinschaften des Glaubens, Klöster – bis heute.

 

Der Gegenentwurf zur gelebten Nächstenliebe ist, theoretisch alles besser machen zu wollen, andere und die Umstände zu kritisieren, aber selbst fast nichts zu tun. Über seinen Nächsten hinwegzusehen, weil man das Problem angeblich gleich grundsätzlich lösen will: statt jemandem einmal einen Einkauf zu bezahlen, lieber auf Twitter den Systemumsturz fordern. Manchmal liegt dem die Annahme zugrunde, dass Kleinigkeiten »sowieso nichts ändern« würden. Der christliche Glaube stellt den Wert des Einzelnen in den Mittelpunkt, keine abstrakten Kollektive. Jesus erklärt wieder und wieder, dass der einzelne Verlorene es rechtfertigt, alle anderen kurzzeitig zurückzulassen, um ihn zu retten: »Hütet euch davor, einen dieser kleinen, unbedeutenden Menschen überheblich zu behandeln« (Matthäus 18, 10). Der Einzelne zählt und ist bedeutsam.

 

Nicht die Welt retten, ein wenig die Not lindern

Wie sich Nächstenliebe ganz praktisch zeigen kann, hat Jesus ausgeführt, als er sich in der Rolle aller Bedürftigen beschrieb: »Denn ich war hungrig und ihr habt mir zu essen gegeben;

ich war durstig und ihr habt mir zu trinken gegeben; ich war fremd und ihr habt mich bei euch aufgenommen; ich war nackt und ihr habt mir etwas anzuziehen gegeben; ich war krank und ihr habt mich versorgt; ich war im Gefängnis und ihr habt mich besucht« (Matthäus 25, 35–36). Mit solchen Aufmerksamkeiten helfen Sie anderen sehr viel. Sie müssen sich nicht verausgaben oder alle Probleme der Welt lösen, sondern kleine Nöte um sich herum lindern. Denken Sie gar nicht ewig darüber nach, was wohl am besten wäre. Helfen Sie, wo Sie einen Bedarf vor sich sehen.

 

Vielfach praktizieren Sie Nächstenliebe schon unbewusst. Wenn Sie beispielsweise beim Essen geduldig Ihrem Partner zuhören, auch wenn er manche Geschichte schon mehrfach erzählt hat und Sie sich lieber mit Ihrem Handy beschäftigen würden. Indem Sie sich nicht beschweren, wenn die Nachbarskinder wieder einmal zu laut sind, sondern den erschöpften Eltern anbieten, einmal pro Monat auf die Kinder aufzupassen, damit sie abends wieder einmal zu zweit ausgehen können. Oder indem Sie einem bedürftigen Freund etwas dauerhaft überlassen, das er sich eigentlich nur geliehen hatte. Es beginnt im Kleinen, beispielsweise wenn Sie den Handwerker pünktlich und fair bezahlen. Immer, wenn Sie – statt von der theoretischen, ganz großen Weltverbesserung zu reden – ganz pragmatisch etwas in Ihrem eigenen Alltag tun.

 

Helfen Sie anderen, dann tun Sie das nicht aus Schuldgefühlen heraus und auch nicht so, dass Sie sich anschließend über Ihre Großzügigkeit ärgern, weil Sie sich verausgabt haben. Geben Sie großzügig, aber gern. Besonders bereichernd ist es, wenn Sie Ihre Hilfe mit einem persönlichen Kontakt verbinden. Sie sehen auf diese Weise selbst, wem sie zugute kommt und womit Sie Ihr Gegenüber am besten unterstützen können. Gleichzeitig erhalten Sie etwas zurück: ein Lächeln, einen Dank, vielleicht eine neue Freundschaft oder den Einblick in eine ganz andere Lebenswelt.

 

Hilfe annehmen können

Es wird immer auch Situationen geben, in denen Sie auf die Hilfe anderer angewiesen und selbst nicht so angenehm und umgänglich wie in guten Zeiten sind. Schämen Sie sich dann nicht. Sehen Sie das als eine Lebenslektion an, die Sie sich nicht ausgesucht haben, die aber für Sie wertvoll ist. Hilfe anzunehmen muss man ebenso lernen, wie Hilfe zu geben. Sie werden sich im Laufe Ihres Lebens in beiden Lagen – Geben und Nehmen – wiederfinden und feststellen, dass Ihnen eine leichter fällt als die andere.

Wer Hilfe annehmen muss, lernt seinen Hochmut zu bezwingen, es doch »eigentlich auch alleine zu schaffen«, und erkennt, dass Demut ihre eigene Würde hat. Gleichzeitig geben Sie demjenigen, der Ihnen hilft, immer auch etwas zurück: Sie zeigen, wie wichtig es ist, seinem Mitmenschen gegenüber aufmerksam und hilfsbereit zu sein.

 

Eine bessere Welt

Wenn Sie die Wahrheit verinnerlicht haben, dass Nächstenliebe manchmal mühsam, aber lohnenswert für beide ist, sehen Sie Bedürftige weder idealisiert überhöht noch als lästige Störungen Ihres Alltags. Sie erinnern Sie vielmehr an die unterschiedlichen Phasen des Lebens, in denen jeder einmal mehr gibt oder mehr nimmt.

Manchmal überschneidet sich beides sogar. So kann Ihnen jemand, der vielleicht gerade finanziell in Not ist, seine Zeit für etwas zur Verfügung stellen oder praktisch bei etwas helfen, das Ihnen schwerfällt. Das ist mehr als ein Austauschgeschäft: Sie begegnen sich als ebenbürtige Menschen. Eigentlich sind Sie beide Bedürftige und Helfer zugleich.

Diese Einstellung schützt Sie vor selbstgerechten Weltrettungsfantasien, bei denen es meist bei idealistischen, aber unverbindlichen Absichtserklärungen bleibt. Sie lenkt stattdessen den Blick auf das, was praktisch gebraucht wird und machbar ist. Sie leisten damit einen echten Beitrag dafür, dass die Welt besser wird, werden aber auch selbst besser.

 

Jeder kann etwas geben

Mein einstiger Chef hat für seinen Mitarbeiter, der im Büro gestohlen hatte, damals selbst etwas riskiert. Eine sofortige Meldung an die Geschäftsführung hätte ihn abgesichert, aber er dachte zuerst an die Existenz des unklugen jungen Kollegen. Seine Hoffnung, dass dieser aus seinem Fehler lernen möge, wurde nicht enttäuscht. Meine Bekannte vom Bäcker an der Ecke sehe ich weiterhin regelmäßig in der Nachbarschaft. Sie wohnt schon lange da, ich erst seit einigen Jahren. Das nächste Mal will ich sie daher um etwas bitten – mir mehr von der lokalen Geschichte zu erzählen, vielleicht wieder bei Kaffee und Kuchen. Damit würde sie mich beschenken.

 

Eine spirituelle Übung: Jemandem in Ihrem Alltag ein wenig helfen

Wenn Sie durch die Woche gehen, wird Ihnen mit ein wenig Aufmerksamkeit sicher jemand auffallen, der Hilfe gebrauchen könnte. Vielleicht nur ein kurzes aufmunterndes Gespräch oder einen Besuch, möglicherweise praktische Unterstützung (z.B. eine Erledigung, Hilfe im Haushalt) oder einen finanziellen Zuschuss (z.B. für einen Einkauf, Kleidung oder Schuhe). Suchen Sie sich etwas aus, das Sie für diese Person gern und ohne große Mühe tun würden. Rechnen Sie damit, dass es »eigentlich gerade nicht passt« – und machen Sie es trotzdem. Achten Sie darauf, wie Sie sich anschließend fühlen, aber auch, wie sich Ihre Wahrnehmung von sich und dem anderen verändert hat.

 

 

 

 

 

 

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