Digital muss dabei helfen, mehr Zeit in der analogen Welt zu verbringen, meint Syzygy-CEO Franziska von Lewinski

Digital muss dabei helfen, mehr Zeit in der analogen Welt zu verbringen, findet Franziska von Lewinski, CEO der Syzygy Group. Die Unternehmensgruppe ist ein Kreativ-, Technologie- und Mediadienstleister für digitales Marketing.  (Gastbeitrag)

 

Franziska von Lewinsky (Foto: PR/Syzygy)

 

Begriffe wie KI, Metaverse oder NFTs, die Ängste schüren

Wenn ich Menschen erzähle, dass Digital für mich mehr als Technologie und Prozess ist, dass Digital emotional ist, werde ich oft erstaunt und zugleich neugierig angeschaut.

 

Digital wird mit vielen Buzz-Wörtern verbunden, wie Metaverse, Daten, KI und NFTs. Das sind alles technische Begriffe, die viele neue Möglichkeiten prophezeien, zugleich Ängste schüren und überhaupt nicht anfassbar sind. Geschweige denn, dass darüber gesprochen wird, wie diese Technologien richtig eingesetzt, den Alltag von Menschen im Positiven verändern können.

 

Ich möchte Digital anders erzählen und aufzeigen, welche Emotionen durch digitale Anwendungen ausgelöst werden können. Die digitale Welt hat sich mit unserer analogen Welt verknüpft und kann einen tatsächlichen Unterschied für uns alle im Alltag machen.

 

Man muss nur an WhatsApp, Google Maps oder andere digitale Services denken. Viele digitale Anwendungen benutzen wir mit einer Selbstverständlichkeit im Alltag wie fließend Wasser oder den Lichtschalter. Und wir haben tatsächlich ein Problem, wenn diese Services nicht verfügbar sind. Kein Nutzer, keine Nutzerin denkt jedoch über die Technologien nach, die diese Services ermöglichen. Technologie ist der Enabler und tritt bei der Nutzung in den Hintergrund.

 

Digitalisierung macht unabhängig

Noch eindrucksvoller hat uns die Pandemie gezeigt, wie Technologie unser Leben auch im Lockdown weiterlaufen lässt. Wir konnten von zu Hause arbeiten, Kontakt halten, Lebensmittel sicher einkaufen oder zu Hause mit dem virtuellen Trainer Sport treiben.
Plötzlich haben viele verstanden, dass Digitalisierung uns zukunftsfähig und unabhängig macht.

Der Einzelhandel hat verstanden, dass der direkte Kundenkontakt unabhängig macht und Sicherheit in Krisenzeiten schafft. Es gab einen riesigen Zuwachs an digitalen Nutzerinnen und Nutzern, die zum ersten Mal online eingekauft haben, Online-Banking gemacht haben und Online-Kurse belegt haben. Sogar die Tele-Medizin konnte einen großen Zuwachs vermelden.

 

Digital als sichere Brücke für den Kontakt

Genauso ging es Unternehmen, Schulen und vielen mehr. Digital hat es geschafft, den Kontakt aufrecht zu erhalten und eine sichere Brücke zu bauen, wo Corona einen reißenden Fluss gebildet hat.

Ich hatte das Gefühl, dass das persönliche Wohlbefinden durch mehr Konnektivität gestiegen ist. Kann man dieses Gefühl jedoch auch mit Zahlen belegen?

Eine Untersuchung zu diesem Thema mit dem Verhaltens-Psychologen Paul Marsden hat interessante Erkenntnisse hervorgebracht: Denn ja, das Wohlbefinden der deutschen Bürgerinnen und Bürger hat sich mit Digital verbessert. Der Zugang zu digitaler Technologie und ihrer Nutzung während des-Pandemie-Alltags hängt eindeutig mit der Lebenszufriedenheit und der Lebensqualität – dem eigenen gefühlten Wohlbefinden – eng zusammen. Und Menschen, die digitale Angebote häufiger wahrnehmen, fühlen sich signifikant wohler als jene Menschen, die weniger digitale Angebote nutzen. So weit so gut.

 

Wenn Unternehmen bei digitalen Angeboten nicht das Wohlbefinden der Kunden im Blick haben

Aber hier wird es jetzt richtig interessant, denn die Untersuchung hat auch folgende Erkenntnisse gebracht: 41 Prozent haben das Gefühl, dass sie derzeit ein ungesundes Gleichgewicht der digitalen Technologie in ihrem Alltag haben. Mehr als zwei Drittel der Befragten sind der Auffassung, dass Marken und Unternehmen nicht ihr Wohlbefinden im Blick haben, wenn es um digitale Angebote und Dienstleistungen geht.

Hier koexistiert also ein Widerspruch: Mehr Digital sorgt für mehr Wohlbefinden, aber gleichzeitig auch für Abhängigkeit, sprich weniger Wohlbefinden. Wie passt das zusammen?

Um das zu verstehen, müssen wir unsere Fragestellung ändern. Denn es geht nicht mehr darum, ob überhaupt etwas digitalisiert werden soll. Sondern viel tiefgreifender: Wie digitalisiere ich?

Denn nur weil ich digitalisiere, heißt es nicht direkt, dass die Anwendung einen positiven Nutzen hat. Hier liegt eine feine Nuance, die meiner Meinung nach einen wesentlichen Unterschied macht und sehr viel Potential in sich trägt. Für Unternehmen geht es jetzt darum, Verantwortung zu übernehmen. Denn hohe Bildschirmzeiten sind ein aktuelles Problem und sind nachweislich schädlich für die mentale Gesundheit, besonders was die Nutzung von Social Media bei Kindern und Jugendlichen angeht. Deswegen sollten die Ergebnisse dieser Umfrage als Chance begriffen werden.

 

Weniger Bildschirmzeit durch mehr Digitalisierung

Mehr Digitalisierung soll nicht mehr Bildschirmzeit bedeuten, sondern ganz im Gegenteil: weniger Bildschirmzeit. Mehr Digitalisierung soll dabei helfen, das Leben einfacher zu gestalten und unter Kontrolle zu haben, es sollte bequem und nützlich sein, sodass wir wieder mehr Zeit in der analogen Welt verbringen können mit Dingen, die uns guttun.

Die Umfrage zeigt: Die Digitalisierung dient in erster Linie der Bequemlichkeit / Convenience. Denn Digitalisierung, richtig angewendet, spart Zeit und Arbeit und macht unabhängig.

 

Zeit- und Arbeitsersparnis als Befreiung

Mein Lieblingsbeispiel zur Veranschaulichung dafür ist meine Banking-App. Ich kann jetzt ganz einfach meine Rechnungen per App bezahlen. Es reichen drei Klicks und die Rechnung ist bezahlt. Erledigt! Für mich ist das eine wahnsinnige Befreiung, denn es spart mir Nerven und Zeit. Vorher musste ich meine Rechnungen erstmal per Post erhalten, dran denken, die Briefe öffnen, die Website meiner Bank öffnen, eine Überweisung mit den IBAN Zahlen (die nun wirklich nicht kurz sind) eintippen und per TAN bestätigen. Jetzt reichen drei Klicks.

 

Und diese Klicks lösen bei mir tatsächlich positive Gefühle aus: Freude, dass es so einfach ist. Sicherheit, dass ich mehr Kontrolle über meine Finanzen habe. Freiheit, denn der Rechnungsprozess ist schneller. Mit dieser schnellen, bequemen Lösung hat die Bank mich langfristig als Kundin gewonnen. Ich wechsle doch jetzt nicht die Bank.

 

Und das ist der Zug, auf den Unternehmen jetzt aufspringen sollten. Marken können sich von gesellschaftlicher Verantwortung nicht mehr freisprechen. Wenn sie Digital jetzt zur Priorität machen und diese auch richtig anwenden, steigern sie nicht nur das Wohlbefinden ihrer Kunden, sondern schaffen auch eine nachhaltige Beziehung und einen Mehrwert für die Gesellschaft.

 

Hinweise:

Studie 2021: https://www.syzygy-group.net/app/uploads/Thought-Leadership_D.pdf

Studie 2022: https://www.syzygy-group.net/app/uploads/SYZYGY-Group-Digital-Insight-Report-2022-Der-digitale-Alltag-in-Deutschland.pdf

 

 

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