Buchauszug Florian Langenscheidt/André Schulz: „Vom Glück der Freiheit. Den Schritt in die Selbständigkeit wagen. Mit Beiträgen 20 erfolgreicher Gründer*innen“

Buchauszug Florian Langenscheidt/André Schulz: „Vom Glück der Freiheit. Den Schritt in die Selbständigkeit wagen. Mit Beiträgen 20 erfolgreicher Gründer*innen“. Hier unten mit dem Stück von Frank Dopheide, dem Gründer der  Purpose Agentur Human Unlimited.

 

Florian Langenscheidt (Foto: Ariston/Patrycia Lukas)

 

Ein eigenes wertvolles Unternehmen aufbauen

Ein*e Selbstständige*r ist selbst und ständig aktiv. Ein*e Unternehmer*in unternimmt etwas. So weit, so bekannt. Aber wozu unternehmen wir selbst und ständig, teilweise jahrzehntelang? Die Liste der Gründe hierfür ist natürlich individuell und bei manchen sehr lang. Einige mögliche Motivationen haben Sie in diesem Buch bereits kennengelernt, wie Freiheit, Selbstbestimmung, Selbsterfüllung, sein*e eigene*r Chef*in sein.

 

Aber es gibt noch etwas, das vielen Gründer*innen gar nicht bewusst ist, weil es meist auch kein bewusster Grund ist, zu gründen. Und dennoch geschieht es, wächst auf unserem Weg automatisch etwas mit uns mit – unbemerkt im Windschatten unserer unternehmerischen Aktivitäten: der Unternehmenswert, den wir erschaffen. Nicht direkt, sondern eher beiläufig, wächst unser Unternehmen nicht nur an Angeboten, Mitarbeiter*innen und Sichtbarem, sondern es bildet auch einen inneren Wert. Durch unser Streben voller Kreativität und Schaffensfreude wird auch unser Unternehmen nach und nach wertvoller. Sogar in mehrfacher Hinsicht.

 

Ein wertvolles Unternehmen für sich selbst entwickeln

Für alle, die noch nie gegründet haben, mag es vielleicht merkwürdig klingen, aber ein eigenes Unternehmen hat für jede*n Gründer*in recht schnell einen hohen emotionalen Wert. Es ist nicht nur die Zeit, die man in der eigenen beruflichen Heimat verbringt, körperlich, geistig sowie emotional. Es ist auch das, was wir hierbei erleben. Mit uns selbst, unserer Arbeit, aber ebenso mit wertvollen Menschen wie Mitarbeiter*innen, Kund*innen beziehungsweise Geschäftspartner*innen. Das eigene Unternehmen wächst uns mit jedem Tag mehr ans Herz, nimmt einen wichtigen Platz in unserem Leben ein und ist irgendwann zu einem untrennbaren Bestandteil von uns geworden, den wir nicht missen möchten.

 

Neben dem emotionalen Wert erhalten wir von unserem Unternehmen aber auch einen finanziellen Wert. Zum einen über unsere Entlohnung, bei der wir endlich die Möglichkeit haben, auch eine unserer Leistung entsprechende Geldsumme zu erhalten. Im Gegensatz zur Arbeit als Angestellte*r, bei der der wahre Wert unserer Leistung oft nicht in Form eines dazu passenden Gehalts abgebildet wird und andere Menschen unsere Verdienstmöglichkeiten beschränken, gibt es als Unternehmer*in keine finanzielle Obergrenze. Wir selbst bestimmen mit der unternehmerischen Aktivität, der Kompetenz, dem Entscheidungsgeschick und natürlich dem notwendigen Glück darüber, wie viel wir verdienen.

 

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Das Beste daran: Je stärker wir nachgefragt werden, je besser, einzigartiger wir in dem werden, was wir tun, desto eher können wir den Preis unserer Arbeit erhöhen. Wir haben es also selbst in der Hand, ob wir finanziell verdienen, was wir uns fachlich und emotional verdient haben. So kann Gründen auch zu einer ergänzenden Form der Altersvorsorge werden, da wir uns unabhängiger machen von staatlicher Absicherung, der Entwicklung von Versicherungs- und Fondsverträgen. Mit unserem unternehmerischen Erfolg können wir über die Höhe unserer Rente mitbestimmen. Doch neben dem eigenen Vermögen steigern wir mit jedem neuen Tag, den wir aktiv in und an unserem Unternehmen arbeiten, unbewusst und unsichtbar noch etwas: den Unternehmenswert.

 

Während wir als Angestellte*r »nur« eine monatliche Entlohnung für geleistete Arbeit erhalten (und am Jahresende vielleicht zusätzliche Prämien oder Bonuszahlungen), können wir Gründer*innen uns über eine zusätzliche Art der Vermögensbildung freuen. Je mehr Umsatz und Gewinn unser Unternehmen über die Jahre macht, über je mehr Eigenmittel beziehungsweise -anlagen es verfügt, desto wertvoller wird es. Es bekommt einen eigenen Wert, wie eine Immobilie. Aber im Gegensatz zum eigenen Haus oder der gekauften Wohnung, wo jede*r sieht und weiß, dass sie etwas wert sind, sehen viele den Wert eines gut laufenden Unternehmens nicht.

 

Und auch wenn er nicht außen auf dem Firmengebäude zu sehen ist, ist er dennoch da und kann uns nutzen. Entweder indirekt, weil wir hierüber leichter an Investitionskredite kommen und so schneller wachsen können. Oder direkt, wenn wir unser Unternehmen irgendwann verkaufen und zu Geld machen wollen. Doch auch dann, wenn wir es noch aktiv betreiben, bieten sich uns etliche positive steuerliche Gestaltungsmöglichkeiten, durch die wir unser Unternehmen zur Schatztruhe machen können, in der nicht nur wir gut aufgehoben sind, sondern auch unser Geld.

 

Florian Langenscheid/André Schulz: „Vom Glück der Freiheit. Den Schritt in die Selbständigkeit wagen. Mit Beiträgen 20 erfolgreicher Gründer*innen“ –  20 Euro, 304 Seiten, Ariston Verlag. https://www.penguinrandomhouse.de/Buch/Vom-Glueck-der-Freiheit/Florian-Langenscheidt/Ariston/e599653.rhd

 

Der unternehmerische Wert für die Gesellschaft

Je nachdem, was unser Unternehmen konkret anbietet und wie wir es aufstellen, kann es mehreren Menschen aus unserer Region oder anderen Teilen unseres Landes (sogar der Welt) Arbeit bieten. Hiermit schaffen wir nicht nur für uns einen Arbeitsplatz, sondern ermöglichen auch anderen, ihren Lebensunterhalt zu verdienen. So tragen wir einen entscheidenden Anteil dazu bei, dass andere Menschen sich selbst und ihre Familien versorgen und finanziell absichern, sich ihre Wünsche und Träume erfüllen, gesetzte Ziele erreichen können.

 

Ohne Unternehmen gäbe es keine Arbeitsplätze und ohne uns als Gründer*innen keine Unternehmen. Wir sind somit nicht nur wichtig für unser Leben(sglück), sondern auch für das anderer. Manchmal sogar bis zu ihrem Renteneintritt, wenn Arbeitnehmer*innen für lange Zeit bei uns arbeiten und die Sicherheit eines Arbeitsplatzes genießen, den wir geschaffen haben. Zudem zahlen wir Steuern, was unserer Gemeinde beziehungsweise Stadt hilft und ihr wiederum ermöglicht, anderen Menschen und Unternehmen in der Region zu helfen. Nicht zu vergessen die Sozialabgaben, die wir als Unternehmer*in mit dem Lohn als Unterstützung der staatlichen Systeme einzahlen, die allen zugutekommen.

 

Unternehmen sind einfach ein unverzichtbarer Teil der Gesellschaft und tragen ihren wichtigen Teil dazu bei, dass die Systeme so laufen, wie sie laufen. Einer der wohl schönsten Nebeneffekte des Gründens ist der menschliche Magnetismus, der entsteht, wenn sich herumspricht, dass es unser Unternehmen gibt und dass es – im besten Fall – etwas ganz Besonderes ist. Dann nämlich kommen Menschen automatisch auf uns zu und freuen sich, wenn sie für und mit uns arbeiten dürfen.

 

Als Unternehmer*in haben wir die einmalige Möglichkeit, vor allem jungen Menschen zu helfen, indem wir sie über Praktika ins Arbeitsleben hineinschnuppern lassen. Oder indem sie sich bei uns etwas dazuverdienen können, zum Beispiel als studentische Hilfskräfte. Oder indem wir Auszubildenden den Einstieg ins Arbeitsleben ermöglichen, ihnen ein Trampolin für den Sprung ins Berufsleben bauen, ihnen unser Wissen und unsere Erfahrungen zur Verfügung stellen und sie bei ihrem Wachstum und ihrer Entwicklung begleiten. Wir selbst entscheiden darüber, welche Werte wir für die regionale Wirtschaft und Gesellschaft bieten möchten. Die Möglichkeiten hierzu sind vielfältig und gehen weit über Spenden und Sponsoring hinaus. Auch mit unserem Unternehmen sind wir zum Beispiel Kunde*in und können andere regionale Unternehmen mit unseren Bestellungen gezielt unterstützen. Oder mit unentgeltlicher Hilfe, wenn wir uns mit anderen Unternehmer*innen vernetzen und uns gegenseitig unterstützen mit Rat und Tat.

 

Der unternehmerische Wert für Kinder und Enkel

Wer ein Unternehmen gründet, der weiß, dass man es entweder so lange führt, bis man stirbt (was die Frage nach sich zieht, was dann damit geschieht), es vorher schließt oder rechtzeitig in andere Hände übergibt. Anders als Angestellte haben Unternehmer*innen on top die Möglichkeit, das Aufgebaute zu verkaufen oder an eine*n Nachfolger*in zu übergeben. Und selbst wenn wir unser Unternehmen später einfach schließen, haben wir dadurch nicht weniger als ein*e Angestellte*r. Es bleiben uns dann sogar noch die unzähligen Werte, die wir uns abseits des Geldes erwirtschaftet haben.

 

Die meisten Unternehmer*innen werden sich im Optimalfall, wenn das Unternehmen gut läuft, aber eher wünschen, es jemand anderem anzuvertrauen, wenn sie selbst nicht mehr arbeiten oder verantwortlich sein möchten. Auch beim Unternehmen ist es wie mit allem, was wir besitzen: Irgendwann fragen wir uns, wer es bekommen soll. Das eigene Haus, den Goldschmuck, besondere Besitztümer, alles, was uns am Herzen liegt, soll bei den meisten von uns möglichst in der Familie bleiben. Verständlich, denn was für uns von Wert ist, soll nach unserem Tod nicht irgendwer erhalten, sondern die, die wir lieben. Wie unser*e Kind*er oder die Enkel. Da liegt es doch nahe, dass wir uns zumindest die Frage stellen, ob wir nicht auch unser Unternehmen an unsere Lieben übergeben.

 

Ganz gleich, wofür wir uns am Ende entscheiden: Als Gründer*in tut es gut, zu wissen, dass wir mit dem eigenen Unternehmen auch dann mehrere Möglichkeiten haben, wenn wir es nicht mehr betreiben oder besitzen wollen. Und es kann ein zusätzlicher Ansporn sein, der nachwachsenden Generation etwas zu hinterlassen. Sei es eine Immobilie, Geld oder etwas anderes von Wert. Die Möglichkeit dieses Hineinwachsens für Kinder beziehungsweise Enkel ist etwas Einzigartiges, sollte aber niemals ein Muss sein. Es ist grundsätzlich schlimm, wenn Eltern ihr*e Kind*er in von ihnen gewünschte Rollen zwingen, die nicht die ihren sind. Aber niemand sollte seinen Kindern oder Enkeln ein Unternehmen aufbürden, ganz gleich, ob diese es wollen, dafür geeignet sind oder nicht. Wir als Unternehmer*innen sollten nur das Angebot formulieren, wenn wir es denn wollen. Ohne Bedingungen, ohne Erwartungen, ohne Druck. In die Fußstapfen anderer zu treten ist in der Regel sowieso schon eine große Bürde, die man tragen kann, wenn man es aus freien Stücken möchte.

 

Wir alle wissen, dass das Umfeld vor allem in der Kindheit einen ganz entscheidenden Anteil daran hat, wer wir sind, was wir denken. Das, womit wir aufwachsen, was für uns normal, weil alltäglich ist, prägt uns und damit auch das, was wir glauben, uns zutrauen und vorstellen können. Während manche Kinder von Beamten beispielsweise erleben, wie beruhigend die Sicherheit eines garantierten Arbeitsplatzes und eines regelmäßig planbaren Gehalts sein kann, wachsen Kinder von Unternehmer*innen mit anderen Prägungen auf. So sind Unternehmer*innen-Kinder oftmals vertraut damit, für sich selbst verantwortlich zu sein, aktiv etwas für das zu tun, was einem wichtig ist, sich selbst zu versorgen und so weiter.

 

Gerade wenn Unternehmer*innen-Kinder mit im elterlichen Betrieb präsent sind, teilweise sogar darin aufwachsen und im passenden Alter sogar ein bisschen mitarbeiten, steigt über das natürliche (Er-)Leben die Affinität, später auch unternehmerisch tätig zu sein. Und wenn sich unser*e Kind*er oder Enkel dafür entscheiden, in unser Unternehmen hineinzuwachsen, es gar irgendwann zu übernehmen: Was gibt es denn Schöneres, als auch im beruflichen Umfeld eine starke familiäre Verbindung zu erleben, die fortführt, was wir aufgebaut haben!? Wenn wir Menschen, die wir lieben, den Unternehmens-Staffelstab übergeben und ihnen damit einen bereiteten Boden überlassen, sollten wir dankbar dafür sein und sie bestärken, ihre eigenen Ideen zu verwirklichen und auf dem Bestehenden etwas Neues aufzubauen, etwas Eigenes.

 

Und wir sollten die Größe besitzen, uns selbst kleiner zu machen, indem wir uns heraushalten aus dem, was der*die neue Chef*in macht. Wenn, dann können wir als Ratgeber*in helfen. Aber nur, wenn dies gewünscht und angefragt wird. Genauso, wie wir unser*e Kind*er irgendwann in die Unabhängigkeit entlassen und sie ihren eigenen Weg gehen lassen, sollten wir es auch unternehmerisch zulassen, dass sie sich selbst als »Übernahme-Gründer*in« verwirklichen. Unser Wissen darum, ein Unternehmen aufgebaut zu haben, das einen selbst überlebt und für nachwachsende Generationen zur Aufgabe und Perspektive wird, sollte uns Geschenk genug sein und uns mit Dankbarkeit erfüllen.

 

Denn ganz gleich, wie unsere Nachfolger*innen das Unternehmen weiterführen: Teile von uns bleiben bestehen. Sei es der von uns erdachte Unternehmensname, das Logo, Angebote, Prozesse, Werte. Wir bleiben unsichtbar verbunden und leben somit auf gewisse Art und Weise weiter – bis über den Tod hinaus.

 

Der unternehmerische Wert für die eigenen Erinnerungen

Ganz gleich, wie lange wir unser Unternehmen betreiben oder behalten: Was uns für immer bleibt, sind die Erinnerungswerte, die wir im unternehmerischen Leben gesammelt haben. Die kann uns niemand nehmen. Hochs und Tiefs, wichtige Meilensteine, unvergessliche Erfolge, durchgestandene Krisen, selbst erfahrene Lehren, die unzähligen kleinen wie großen Geschichten, die sich im Laufe der Zeit ereignet haben. Das, was in einem Unternehmerleben passiert, reicht nicht selten für mehrere Leben. Kein Wunder, ist man als Unternehmer*in in fast alles eingebunden, bekommt unglaublich vieles mit, darf unzählige Situationen selbst durchleben, stolpert von einer Überraschung in die nächste und ist immer auch Teil des Lebens der eigenen Mitarbeiter*innen, deren Probleme und Freuden man oftmals hautnah mitbekommt.

 

Vielleicht träumen Sie auch wie viele Menschen davon, irgendwann im sehr hohen Alter auf einer Parkbank zu sitzen mit Ihrer*m Liebsten, einen schönen Ausblick vor sich und einem Lächeln auf den Lippen. Und dann denken Sie zurück. Sie erinnern sich an die schönsten Momente, die größten Ereignisse, lassen das Vergangene Revue passieren und stellen im allerbesten und wünschenswerten Fall mit einem Gefühl der inneren Zufriedenheit fest: Ja, ich habe mein Leben gelebt. Ganz gleich, was in Ihrem Unternehmer*innen-Leben so alles passieren wird, eines werden Sie auf der Parkbank mit dem Blick zurück auf Ihre Unternehmenskarriere ganz gewiss sagen: »Langweilig war’s nicht.«

 

 

»Ja, aber…« »Was ist, wenn’s nicht klappt, einen Firmenwert aufzubauen, weil das Unternehmen finanziell nicht so erfolgreich ist?«

Das Tolle am Unternehmertum ist, dass nicht nur kein Tag wie der andere ist, sondern auch jedes Jahr unterschiedlich ausfällt. So kann es sein, dass es in einem Jahr nicht so gut läuft, im nächsten dafür umso besser. Als Unternehmer*in haben wir jederzeit die Chance, Dinge, die nicht so laufen wie gewünscht, zu verändern. Im Zweifel können wir sogar alles ändern und komplett neue Richtungen ansteuern, mit neuen Produkten oder Dienstleistungen. Wenn wir als Unternehmer*innen etwas lernen, dann, dass immer alles möglich ist und wir dafür nur herausfinden müssen, wo wir hinwollen, wie wir dort am besten hinkommen und uns dann auch auf den Weg machen.

 

Wie im Leben auch finden wir als Unternehmer*innen meist nur über Versuch und Irrtum heraus, was funktioniert. Und je mehr falsche Wege wir ausschließen, desto eher nähern wir uns den richtigen. Außerdem ist das Erschaffen eines Firmenwertes ja kein Muss, sondern on top eine nette Zugabe. Es reicht vollkommen aus, wenn wir, solange wir unternehmerisch aktiv sind, unsere Freude und ein gutes Auskommen haben. Auch Unternehmen dürfen irgendwann aus der Welt scheiden wie wir Menschen.


 

Dazu der Beitrag von Frank Dopheide:

 

Frank Dopheide mit seinem Sohn (Foto: Privat)

 

Ein Gastbeitrag von Frank Dopheide

 

„Die beiden wichtigsten Tage in deinem Leben sind der Tag, an dem du geboren wurdest, und der Tag, an dem du entdeckst, warum.“ (Mark Twain)

 

Von den bekannten acht Millionen Arten unseres Planeten ist allein der Mensch fähig, das Leben und die Welt nach seinen Wünschen zu gestalten. Was für ein Glück und was für eine Verpflichtung!

Die Entdeckung der eigenen Bestimmung als Lebensaufgabe wirkt auf uns Menschen wie ein Erweckungserlebnis. Unsere deutschen Dichter und Denker haben ein wundervolles Sprachbild dafür gefunden: beseelt sein. Eine göttliche Berührung. Sie befähigt uns Menschen, physikalische Gesetze auszuhebeln und über uns hinaus zu wachsen. Ein Mensch, der beseelt ist von dem, was er tut, entwickelt eine Kraft, der sich niemand entziehen kann: Mahatma Gandhi, Mutter Teresa, Martin Luther King ebenso wie Karl Lagerfeld, Greta Thunberg, Jane Goodall und Elon Musk. Diese wunderbare Fähigkeit steckt in jeden von uns. Auch im Bäckermeister Josef Hinkel. Es gibt Aberhunderte Brotverkäufer in Düsseldorf, aber bei ihm vor der Tür stehen Menschenschlangen, um Brötchen für 32 Cent das Stück zu erstehen. Weil er mit Leib und Seele Bäckermeister ist. Darum geht es.

 

Haben wir unsere Bestimmung erst einmal gefunden, brauchen wir den Raum, um sie zur Entfaltung zu bringen. Wir gründen ein Unternehmen. Die Gründung ist der magische Tag, an dem ein Hirngespinst Wirklichkeit wird. Die Gründung hebt den Gedanken in die Realität und schafft unserem Traum ein Gerüst, eine Organisation, die ganz auf ihn zugeschnitten ist. Sie ist im wahrsten Sinne des Wortes wie für uns gemacht. Was könnte besser sein als das? Während sich der Rest an die Realität anpassen muss, formen wir unsere Umgebung so, dass sie zu uns passt.

Anders als bei unserer Geburt können wir nun sogar selbst den Namen bestimmen, die Gestalt definieren, die Umgebung aussuchen, in der das Unternehmen wachsen und aufwachsen soll, und eine handverlesene Schar von Menschen um uns sammeln, die mit Eifer und Gutmütigkeit dafür sorgen, dass dieses „Baby“ ein Prachtexemplar wird. Die entscheidenden Wachstumshormone dafür sind menschlicher Natur: Ideenreichtum und Vorstellungsvermögen. Jene Fähigkeiten, die den Menschen von jeder anderen Spezies unterscheiden, werden zur Quelle unternehmerischen Handelns.

 

Die Psychologie liefert den Begriff der „Selbstwirksamkeit“ als Erklärung. Wir Menschen spüren und erleben uns vornehmlich durch die Reaktion der anderen und der Welt auf uns und unser Handeln. Und niemals ist dieses Gefühl spürbarer und intensiver als im Moment der Gründung eines Unternehmens und seinen ersten Lebensjahren. Die Entfaltungskraft ist sichtbar – vom Keller in die Garage, in das Shared Office, in die eigenen Räume, in das eigene Gebäude. Von der Apfelsinenkiste, über Ikea Möbel bis zu den ersten Designerstücken von Vitra, le Corbusier und Walter Knoll. Vom alten VW Golf, zum Audi A4 bis zum Porsche Macan.

 

Anders als Start-up-Gründer, die nur den Profit des schnellen Exits zum Ziel haben, und profitorientierte Manager will ein*e Gründer*in ein Unternehmen für die Ewigkeit schaffen. Nicht das schnelle Geld, sondern der lange Wert, sorgt für Glück.

 

Der Manager ist kurz nach Ablauf seines Vertrags, (manchmal auch früher), nur noch Schall und Rauch und bald vergessen. Gottfried Daimler, Robert Bosch, Reinhold Würth und vielleicht auch das Gründer-Paar Özlem Türeci und Ugur Sahin von BionTech verleihen ihrem Gründergeist Flügel, die manchmal über Jahrhunderte tragen. Was kann beglückender sein als das? Rainer Maria Rilke hat es „die Verwandlung der Welt ins Herrliche genannt“. Fangen Sie am besten heute damit an.

 

 

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