Fragebogen „Nahaufnahme“ mit Accenture-Deutschlandchefin Christina Raab, die eine Nachteule ist und oft krümelt

Den Fragebogen „Nahaufnahme“ beantwortet Christina Raab, die neue Deutschlandchefin der internationalen Strategieberatung Accenture, die weltweit mit 624.000 die meisten Mitarbeiter beschäftigt und 50 Milliarden US-Dollar Umsatz macht. Raab verantwortet obendrein Österreich, die Schweiz und Russland. 

 

Christina Raab (Foto: Accenture)

 

Erklären Sie in einem Satz, was Ihr Unternehmen tut.

Nach dem einen Satz suche ich seit 20 Jahren. Auch für meine Familie und meine Freunde. Also: Accenture macht Unternehmen fit für eine digitale und nachhaltige Zukunft. 

 

Womit beginnt Ihr Tag?

Der Tag beginnt in schöner Regelmäßigkeit mit dem Gedanken: „Oh Gott, war das wirklich schon der Wecker?!“ Ich bin ein Nacht-, kein Morgenmensch. Wenn ich um sechs Uhr aufstehe, brauche ich erst mal eine riesige Tasse Tee – vorher bin ich nicht ansprechbar. Die ersten Calls gehen um acht Uhr los, und ich mache mich vorher schon auf den Weg ins Büro.

 

Was unterscheidet Sie  von anderen im Auftreten und im Behave im Job?

Über die Jahre hat sich rumgesprochen, dass ich ziemlich ordnungsliebend bin. Bevor nicht alles aufgeräumt ist, kann ich nicht arbeiten. Das gilt nicht nur für den Schreibtisch, sondern auch für Präsentationen, die noch im Werden sind: Solange die endgültige Form nicht steht, tue ich mich schwer, einfach schon mal „reinzuarbeiten“. In Gesprächen ist das ähnlich, ich hake schnell und oft ein, wenn sich mir nicht sofort das Big Picture erschließt.

 

… und was würden Ihre Mitarbeiter darauf antworten?

Die würden sagen: „Ja, es ist noch nicht alles rund, aber hör Dir doch erst mal meine Story bis zum Ende an.“

Was das Ganze nicht leichter macht ist, dass ich als Nachteule teils sehr spät noch Mails verschicke, natürlich auch mit Feedback an Kollegen und Kolleginnen. Mir hat mal ein Morgenmensch gesagt: „Christina, Mensch, wir hängen an Deinem Rhythmus, das trägt sich ins Team rein.“ Es ist aber tatsächlich gar nicht nötig, dass alle sofort draufspringen, wenn sie eine Nachricht von mir erhalten. Das kommuniziere ich ganz offen und regelmäßig.

 

Tee oder Kaffee?

Beides. Espresso für den kurzfristigen und Tee für den langfristigen Effekt.

 

Verraten Sie eine Marotte.

Ich produziere Krümel. Das mag im Widerspruch zu meinem Wunsch nach Ordnung stehen, ist aber einfach so. Die Dinger landen überall, blockieren auch schon mal die Tastatur am Laptop. Ich habe einmal im Auto eines Kunden eine Semmel gegessen. Davon erzählt er heute noch.

 

Was bringt Sie in Harnisch?

Laute Hintergrundgeräusche beim Telefonieren. Es fällt mir dann schwer, mich auf das Gesprochene zu konzentrieren.

 

 … und was bringt andere an Ihnen in Harnisch?

Vielleicht nicht direkt in Harnisch, aber: Ich bin nicht immer in allen Meetings pünktlich. Seit ich mit dem Fahrrad zur Arbeit komme, bin ich aber zumindest in den frühen Morgenstunden rechtzeitig vor Ort.

 

Was möchten Sie gerne in Rente machen?

Ich würde gerne noch mal studieren, Geschichte und Archäologie. Damit würde ich etwas für mich tun, mich fordern. Zum Alter gehört es aber auch, gebraucht zu werden und zurückzugeben. Deshalb möchte ich mich außerdem in Projekten engagieren, die helfen, die Bildungsschere zu schließen. Etwa über die Arbeit mit Kindern aus einem sozial benachteiligten Umfeld – was für eine Verschwendung von Talent.

 

Was schätzen Sie an anderen Menschen am meisten?

Mir sind Menschen sympathisch, die sich selbst nicht so ernst nehmen und über sich lachen können. Was ich zudem besonders schätze, ist ein Gegenüber, das sich eine offene Weltsicht bewahrt hat, ganz breit an vielen verschiedenen Themen interessiert ist. Mit solchen Leuten ergeben sich die bereicherndsten Gespräche. 

 

Auf welche drei Dinge könnten Sie niemals verzichten?

  1. Zahnbürste.
  2. Ein Teller Spaghetti Bolognese.
  3. Bücher. Tut mir leid, aber eins alleine wird nicht ausreichen.

 

Wenn Sie für einen Tag den Job von jemand anderem übernehmen könnten – welcher wäre das?

Anna Wintour, Chefredakteurin der Vogue. Diese Frau zeigt nicht nur mit ihrer Frisur Kante: Sie hat sich über Jahrzehnte immer wieder mit kontroversen Entscheidungen hervorgetan und ist dabei ihrer Person treu geblieben. Ich fände es außerdem spannend, 24 Stunden lang einen Einblick in diesen sehr speziellen Teil der Medienlandschaft zu erhalten.

 

 

(Foto: Privat)

Zu Christina Raabs Lieblingsgegenständen gehört ihre Fahrradklingel, die „regelmäßig im Einsatz ist auf dem Weg zum Büro“.

 

 

 

 

 

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