Ein Teller Salat Nicoise mit Immobilienrechtlerin Stefanie Minzenmay, die nie wieder eine Hochzeit fotografieren will

 

 

„Corona ist wie Ebbe“, schleudert mir Stefanie Minzenmay als einen der ersten Sätze entgegen – und der sitzt. Recht hat sie: Das Wasser zieht sich zurück und jetzt werden alle möglichen Probleme sichtbar. Branchenprobleme wie die der Automobilindustrie, der Föderalismus beim Abstimmen der einzelnen Corona-Maßnahmen wie den Beherbergungsverboten, die Probleme beim Pflegepersonal undsoweiter. Kein Wunder, dass Bars auf die Idee kommen, Käseplatten anzubieten, um damit unter die großzügigeren Regel für Restaurants zu fallen, sagt sie. Ihr Thema ist sonst die Immobilienwirtschaft, als Anwältin bei Oppenhoff & Partner in Köln berät sie bei Immobiliendeals und landete damit schon vor sechs Jahren als eine der wenigen im Ranking der WiWo-Topkanzleien.

 

Dabei wollte sie eigentlich Architektin werden, wäre da nicht so viel Mathematik nötig gewesen. Das Jurastudium war ihr näher, schließlich ist ihr Vater Anwalt in Dinslaken. Als Notarvertreterin arbeitete sie bei ihm im ersten Berufsjahr und kam so auf den Geschmack mit den Immobilienverkäufen. Wo sie dann bei blieb, als sie vor 20 Jahren bei der Kölner Sozietät Oppenhoff anheuerte.

 

 

 

Womit wir schwupps beim großen Thema Gleichstellung von Frauen landen und wieder schleudert sie einen treffsicheren Satz über den Tisch: „Für Frauen ist es selbstverständlich, beste Arbeit abzuliefern – aber nicht, darüber zu sprechen.“ Auch damit hat sie wieder recht. Das ist wohl einer der entscheidenden Punkte, warum es mit der Gleichstellung ausgerechnet in Deutschland so langsam läuft wie sie läuft. Die Frauen hierzulande stellen ihr Licht viel zu oft unter den Scheffel und warten lieber geduldig und bis zum St. Nimmerleinstag aufs Entdeckt-Werden, als mutig nach vorn zu preschen.

 

Stefanie Minzenmay ist jedenfalls visibel – nicht nur als  Immobilienanwältin, sondern auch als Fotografin. Und zwar professionell, betont sie, da legt sie viel Wert drauf. Auch wenn es sie viel Zeit kostet: Dann gehen eben mal die ganzen Herbstferien für die Fotos für die nächste Ausstellung drauf. Das muss sein. Jetzt gerade läuft eine Ausstellung von ihr in Bozen mit ihren Fotos von Kindern, auf denen kein einziges Kindergesicht zu sehen ist. Inspiriert hat sie zu dieser Ausstellung die Selfies von Kindern. Die inflationär und millionenfach geknipst am Ende alle gleich aussehen und ganz langweilig seien. Ihren eigenen Kindern hat sie die Wirkung von Posten im Internet so erklärt: das sei, als würde man einen Zettel an der Laterne auf der Straße anbringen – das wirkte.

 

Zwischen Anwaltsarbeit und Kunstschaffen entdeckt sie Parallelen. Man müsse bei beidem sehr präzise sein, erzählt die Rheinländerin. Im Kunstbetrieb sei man immer ganz überrascht, wenn sie a) pünktlich liefert und b) pünktlich erscheint, erzählt sie.

 

Seit 2014 tritt sie offiziell als Fotografin an, nachdem sie schon mit 14 Jahren begonnen hatte, zu fotografieren. Schon damals sagte ihre Mutter zu ihr: Deine Bilder sind besonders, Du landest bestimmt mal im Museum. Die Mutter sammelte selbst Fotografien von Walter Vogel. Und als Minzenmays Fotografien in einer Ausstellung im vergangenen Jahr neben Vogel-Werken hingen, muss sie sich davon persönlich überzeugen – auch wenn sie dafür den Weg aus Xanten auf sich nehmen musste, der für sie ziemlich beschwerlich war.

 

Kunst soll zeigen, was der Betrachter erst mal nicht versteht, findet Minzenmay. Dadurch soll er dazu gebracht werden, darüber nachzudenken. Wenn sie dann gebeten wird, ihre Fotografien zu erklären, das mag sie gar nicht. Schließlich sei ihre Arbeit mit dem fertigen Bild ja gerade zu Ende. Ein Kunstwerk sei ein Angebot und es sei nicht an ihr, missionarisch unterwegs zu sein.

 

Weil sie auch Mitglied hier im Künstlerverein Malkasten ist, hat sie das Lido als Location für unser Treffen ausgesucht. Wir sitzen neben einer ganzen Fotowand in einem großen Raum – mit viel Platz für Sicherheitsabstand. Bestellt hat sich Minzenmay einen Salat Nicoise.

 

Salat Nicoise im Lido im Malkasten

 

Was Sie hasst ? Wenn Freunde sie fragen, ob sie nicht auch bei ihrer Hochzeit fotografieren könnte. Das sei ihr ganz persönlicher Albtraum. Nur ein einziges Mal im Leben habe sie das getan, aber das macht sie nie mehr, sagt sie. „Ich war danach fix und alle und habe jetzt Hochachtung vor Hochzeitsfotografen.“ Denn: „Das muss man erst mal hinbekommen, dass acht Leute auf einem Bild alle gut aussehen.“

 

Links:  https://www.instagram.com/fotografiesmy/?hl=de

https://blog.wiwo.de/management/2015/06/23/wirtschaftswoche-top-kanzleien-immobilienwirtschaftsrecht-erst-pizza-dann-schampus-anwalte-ranking/http://foto-forum.it/exhibition-stefanie-minzenmay-protected-privacy/

Exhibition: Stefanie Minzenmay – Protected Privacy

 

 

 

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